Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Von der Taufe, von der Wiedertaufe und von der Kindertaufe

27. Mai 1525
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


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Von dem touff, vom widertouff unnd vom kindertouff
durch Huldrych Zuingli.
Den ersamen, wisen herren burgermeister, räten und
gantzer gemeind der stat Sant Gallen embüt
Huldrych Zuingli gnad und frid von gott unnd
unserem herren Jesu Christo.
Ersamen, günstigen herren und lieben in gott brueder! Mich beduret
seer das ungewitter, das by üch in die bluost des uffwachsenden
euangelii gevallen ist. Verwunder mich aber nit vast darab. Denn
der fygend tuot imm nit anderst. Wo gott ye und ye sin wort geofnet,
hatt er sinen unsamen darunder gesäyt [cf. Matth. 13. 25].
Wir erfindend gar nach inn allen epistlen Pauli, das etlich, die
sich glöubig me glyßtend weder warend, dem wort gottes umb
usserlicher dingen willen mercklichen anstoß gabend. Glych also
sehend wir zuo unseren zyten etlich, die unlang vor dem anhab des
touffs by allen menschen geschruwen habend: "Es ist nütz umb
die usserlichen ding; sy vermögend nütz zur säligheit; hoffe nieman
daryn", und redtend recht, so verr sy uß rechter liebe mit maaß
redtend. Ja, dieselben sehend wir ietz umb des usserlichen zeichens
willen allen christenlichen friden zerrütten, und, wer inen daryn
redt, einen kätzer und Antchristen schelten; so doch ir sölchs fürnemen
nütz anders ist denn ein kätzery, das ist: ein rotten und
anhang. Das verstand also: Die, so by uns habend den zangg des
touffs angehebt, die habend uns vorhin offt vermanet, wir söltind

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ein nüwe kilchen, das ist: gemeind oder versamlung, anheben; vermeintend,
ein kilchen ze versamlen, die one sünd wär. Als wir
aber das täglich bessren und zuonemen des wortts gesehen, habend wir
zuo gheiner sündrung nitt wellen willigen. Do habend sy sich so vil
gerottet, daß ouch ein ersamer rat daryn sehen muoßt. Do nun
inen sölchs fürkomen ward, brachtend sy den kindertouff harfür.
Nam uns all ser wunder, warumb sy doch darinn so hitzig wärind;
marcktend doch zum letsten, das es uß der ursach bschach, das,
wenn der kindertouff verworffen wurde, denn zimte inen sich ze widertouffen,
und mit dem widertouff die iro kilchen zwar zemen samlen.
Wenn ich sprich "wir", mein ich uns alle, die ze Zürich lerend
unnd wachen. Also begertend sy, wir söltind mit inen ein besunder
gspräch halten vonn des touffs wegen. Do wir sölch gspräch zwurend
volstreckt, habend sy darinn sölchen zorn und haß uffgeton -
dann sy bede mal gestellt unnd überwunden wurdend -, das alle die
gelerten, so daby warend, iren geist wol mochtend erkennen; meintend
ouch, es wäre nit fuoglich, sunder gforlich, wo wir mit inen wyter
söltend gespräch halten. Uff sölchs redtend wir mit sölchem ernst
unnd vermanung mit inen, daß sy ansehen wöltind die gevar des
zwytrachts der gelerten, unnd sich fridens unnd unschuld flyssen, das
wir einenn sölchen abscheyd mit einandren namend, das wir meintend,

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sy wurdind sich gschicktlich halten. Do sy nun an uns nit gesigen
mochtend, und ein ersamer rat inen ir zemenkuchen nit gestatten
wolt, do kartend sy uff das land hinus, unnd kartend der glöubigen
gmuet allein zuo dem zangg des kindertouffs. Davon was all ir predgen.
Denn, wo sy glych andre gschrifft ouch lartend, was doch das all
weg das obrist: man sölte kinder nit touffen. Das sag ich allein
zuo der bewernus, das menklich ermessen mög, wie recht oder
billich sy uns by den einnvaltigen kätzer scheltind, das ist als vil
geredt als rotter und anhencker. Sy sind mit der leer überwunden,
und habend demnach ein eigne kilchen anghebt und sich in die
wyte gemacht, und sich angehenckt. Hie red ich ghein wort; ich
wil inen darumb antwurt geben vor eim ersamen radt z#;uo Zürich
und, was ich sag, mit unverworfner kundschafft war machen. Ermeß
aber ein yeder frommer Christ, ob sy damit christenlich gehandlet
habind oder nit, das sy allenthalben one verwilligung gemeiner kilchen
für sich selbs das habend mit der tat angehebt fürzebringen, darumb
sy mit der leer überwunden, und noch hüt bi tag überwunden stond.
Sölte es also zuogon, das ein yeder nach synem lätzen kopff anheben
möcht, was er wölt, und die kilchen nit darumb fragen, so
wurdind me irrungen werden weder Christen. Ein yede kilch sol
in den offnen dingen handlen und urteilen, nit einer oder glych
hundert besunder, als wir wol ermessen mögend Math. 18. [Matth.
18. 17] und 1. Cor. 14. [1. Cor. 14. 29] und Philip. 3. [Phil. 3. 16].
Darumb sy warlich die sind, von denen 1. Jo. 2. [1. Joh. 2. 19] stat:
"Sy sind von uns ußgangen; dann sy warend nit uß uns. Dann
wärind sy uß uns gewesen, so wärind sy by uns bliben. Aber (das
ist darumb beschehen) das sy offenbar machtind, das sy nit all uß
uns sind." Unnd wenn sy glych sprechend: "die kilch Christi hatt
nit sünder", ofnend sy ir eigne glychsnery, das sy sich selbs für

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one sünd haltend, das aber die gröste sünd ist [cf. 1. Joh. 1. 8].
Haltend aber sy sich selbs nit für reiner, worumb sündrend sy sich
denn? Ich erfind, das gar vil ander Christenn sind, die sich nit
touffend, unnd nütz des weniger alle ding umb gottes willen tuon
und lyden mögend. Aber sehend den weg, den sy gond! Für das
erst tuond sy wie der Alexander Pseudomantes. Der wolt sine
zouberstuck nit triben, wo Christen warend oder Epicureier;
dann dieselben sahend im in 's spil. Also sprechend sy zum ersten:
"Los nieman dem Luter, Zuingli und denen, so zuo Zürich predgend;
es sind die waren Antchristen". Ist imm also recht? Ich
mein, sy fürchtind, die genanten könnind inen ir ding uflösen. Für
das ander habend sy glych den schyn der demuotigheit an inen, damit
der tüfel all unser lebtag die einvaltigen betrogen hat; daruß ouch
alle münchheit entstanden ist; von dero Paulus Coloss. 2 [Col.

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2. 18, 19] redt: "Lassend üch nieman betriegen, der das tuon understuende
in demuetigheit und engelischem geist oder vererung, die er
aber nit gsehen hat, haryntrettende, umbsust uffgeblasen von dem
fürnemen sines fleischs, aber das houpt nit haltende, uß welchem
der gantz lychnam durch die fuogen und zemenknüpffen genert und
zemengetrungen wachst in dem zuonemen gottes." Ir glychßte
demuetigheit wirt denen wol offenbar, die mit inen disputierend oder
redend, wie räß sy ist. Dann ich sy nit schäntzelen wil, als sy
aber mir tuond, und uff mich sagend, das sich mit gheiner warheit
erfindt: ich habe inen die brend geschürt, das man inen statt und
land verschliesse. Und hab aber ich offenlich in irem bywesen vor
rat gebetten, man sölle sy nütz engelten lassen, und heimlich zuo
besundren lüten geredt, es sye wäger, man lasse sy imm land, weder
verschickt; wir sygind doch all weg sighaft gewesen; mir gruße
nütz ab eim fygend, da ich vorhin wüße, das er überwunden werd.
Das ist der schad, den ich inen zuogefuegt hab, und große erbermd
in allem üblen mit inen ghebt, und so offt früntlich gebetten, sy
wellind von der lätzen wys abston, deß sy alles nit löugnen
könnend. Sehe yetz ein ieder, wedre christenlicher gegen den
andren gehandlet habind. Ich gschwyg irer unerberer reden, die
sy on alle warheit in iren heimlichen zemenkomungen trybend mit
so häßlichen worten, das mich wundret, wie es zuogang, daß der helig
geist vormal nie also häßlich geredt hab. Wie ist nun dem lätzen
volck ze tuon? Bittestu sy früntlich, so hilft es nit. Überwindstu sy
und machst sy lugenhafft, so schelckend sy, und wellend 's alles
mit lestren überwinden; tuond demnach nütz weniger nach iren köpffen
weder vor; hetzend die einvaltigen mit dem ußerlichen, elementischen

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ding, dem touff, etlich ouch mit der gemeinschafft, die da sagen wellend,
man mueß alle ding gemein haben [cf. Act. 2. 44], davon wir kurtz also
redend: So vil den besitzenden antrifft, sol man für und für ernstlichen
leeren, das man dem dürftigen mitteile als unserem glid. Aber
das der dürftig darus wölte ziehen, das er eim andren das sin neme,
das ist lätz. Nun wellend aber die uffruerigen leeren, dero etlicher
dahin reichen, wenn sy also unbescheidenlich von der gemein redend.
Davon yetz nit stat ist ze sagen. Noch sol man die unwarheit und
das, so christenem volck zuo nachteil dienen mag, nit unwiderredt
lassen hingon, als da sy by den einvaltigen redend, wie Deut. 4.
und 12. [5. Mos. 4. 2, 12. 32] stat: "Du solt mir zuo minem wort nütz
tuon und nütz darvon". Nun hatt gott nit geret, das man kinder
touffen söll; so sol man ye die kinder nit touffen. Sich, darüber
gibt man inen zwo antwurten, wider die sy nit könnend; noch
so stritend sy. Dahin kumpt der kyb, das er ee das läben verlieren
wil, weder wychen und sich bessren. Die erst ist: Stat ouch
neißwa, man sölte nienan kind touffen? Nein. So tuond sy zum
wort, nit wir; denn sy synd die urhaber, die sprechend, man sölle
sy nit touffen. So söllend ouch sy anzeigen, wo dasselb geschriben
stand, das man kinder nit touffen sölle; oder aber sy tuond zum
wort. Denn wir tuond nit darzuo; wir begryffend under den völckeren
und menschen ouch die kinder. Da sy aber denn Mat. 28. [Matth.
28. 19, 20] engegenwerffend "lerend sy und touffend 's", wirt harnach
kumen, daß sy dem wort gwalt tuond; dann der touff daselbst nit wirt
yngesetzt. Die ander antwurt ist: Es hilfft nit sprechen in den dingen,
die verbotten söllend sin: "tuo mir nütz zuo minem wort", sunder,
was sünd sol sin, darumb muoß man ein verbietend gsatzt anzeigen. "Dann
wo ghein gsatzt ist, da ist ouch ghein übertretten" Ro. 4. [Röm. 4. 15]. Ist
nun der kindertouff mit einem gsatzt nit verbotten, so ist er nit sünd.
Sol man nun die irtumb lassen fürgon, da ein ding grund in gottes
wort hat, und aber die kybigen sölchs nit verstond, sunder sprechend,
es hab nit grund, und uff ir eigen reden söllend anheben, was sy wellend,

--212--

und schnell alle land durlouffen, wo sy an einem ort gefelschet sind,
und mit der warheit überwunden, glych ein anders denn ouch unruewig
machen, so muoß ich mich begeben, das ich nit wüsse, was
Christus sye.
Ietz vernimm ich gwüsslich, wie iro etlich uß dem alten testament
den einvalltigen seltzame bedütnussen fürgebind. Nimpt mich wunder,
wie sy das nun gdörind für sich nemmen, die mir die bedütnus der
bschnydung nie habend wellen nachlassen, darumb ich ein häll wort
hatt, ja, nit ein bedütnus, sunder imm alten testament glych das
gewesen ist, das imm nüwen der touff ist. Aber daran ligt nütz;
wir werdend uns die jüdischen fablen, Tit. 1. [Tit. 1. 14], nit lassen
irren. Dann wir wol bericht sind, das ein ieder styfglöubiger
nütz minder weder Abraham sin kind gott verpflichten wil [cf.
1. Mos. 17. 23-27, 21. 4] und daruff die höchsten sorg legt; darumb
ouch die kinder mit gott und göttinen bewart werdend von den
elteren, das sy, wo die sturbind, nit in untrüw hend oder lerer vallind
und von gott abgewendt werdind. Unnd ist denocht die bewarung
ouch allein gottes, kumpt aber uß ynbrunst des gloubens der elteren.
Hierumb, frommen, wyse herren und brueder, wie ir bißhar in
weltlicher wyßheit wyt beruempt sind und mengerley werbung, also
sehend zuo diser zyt, da uns der tüfel also anficht, das, wo das schwert
nit hinkumen mag, er mit zwitracht der usserlichen dingen versuocht,
ja, sehend uff alle wind und weg, das üch nieman das euangelium
zwytrachtig mach; dann es sind vil Christen, die umb irdischer
dingen willen als vil erlyden mögend, als üwre kouflüt umb guots
willen; ich schwyg der verlofnen, die damit underschlouff suochend

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by den einvaltigen, und wellend aber deß ghein wort haben, sunder
fürwelbend allen iren untrüwen das gotzwort, das aber nit ein
gschwatz ist, sunder ein läben. Sind ouch unverzagt; die lätzen

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töuffer werdend 's nit erobren. Es ist nit uß gott [cf. Act. 5. 38f.];
dann es vor tusend jaren ouch nit hatt mögenn überhand nemen.
Verstand min schriben imm besten.
Lassend uns gott für einander bitten. Der bewar üch gnädiklig.
Amen!
Zürich, 27. tag mey. 1525. jar.
Uwer wyßheitt williger
Huldrych Zuingli.

--215--

Von dem touff.
Huldrych Zuingli.
Ich beger, aller liebsten in got brueder, zum aller ersten an got,
unseren himelischen vatter, durch Jhesum Christum, sinen eingebornen
sun, unseren herren, das er mich nüts lasse reden oder
schryben, das wider sinen willen und warheit sye. Und wei ich mich
ietz undernimm vom touff ze schryben, bitt ich ouch alle glöubigen,
sy wellind dasselb mit chritenlicher früntschafft und liebe lesen
und erwegen, und sich zangg und eigenrichtigheit nit lassen verherten,
das sy das, so sy clarlich sehen werdend, nit wellind blyben lassen,
sunder mit kempfen pfätzen. Die warheit wirt mit kempffen nit erlernet,
sunder kempffen tuot wie ein waldwasser oder bergrüfe. Das
nimpt gäch alles das hyn, das es erlangt, und mert sin krafft darmit.
Es werdend zum ersten nun kleine steinle bewegt; dieselben bewegen
darnach mit offt anpütschen die grösseren, bis das die rüffe so groß
und mechtig wirt, daß sy alles, das iro engegen stat, uffrumet und
hynnimpt, und hinder iro nüts laßt denn einn unnützen rüwen,
klag und entschöpffung der schönen jucharten unnd matten.
Glych also thuot eigenrichtigheit und zangg. Entspringt erstlich
ab einem kleinen ding; das bewegt darnach das fleisch zuo haß und
verbunst. Sobald die zwen grossen schrofen in dem wasser gond,
da hept sich denn das getös an, das ist: das geschrey und geschickligheit
des geschwätzes. Unnd wie man in der bergrüfe nüts anders

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sicht weder das trueb wasser, wie wol so groß fluee drinn gond,
also gond in den zenggischen, trueben reden, nyd, hass, uppig eer
und derglychen böse stein. Aber man sicht sy nit; denn allein an
dem grossen getös merckt man, das sy darinn sind. Demnach nimpt
der zangg alles, das im werden mag, und kert es zuo siner stercke,
und hat ghein andre frucht ze letst darvon bracht, weder das er überwunden
hat wie das waldwasser. Er hat ein unnützen zangg und
unruow under dem christenen volck gemacht, die liebe zerrüttet umb
etwas usserlicher dingen willen, an denen gottes schmach nit hanget,
mit denen unschuld und ruow der conscientzen nit gepflantzt ward;
denn so ließ der zangg ein entstaltung der hüpschlich gruonenden
kilchen hinder im. Darumb verman ich alle leser, sy wellind nit
ansehen, was der zangg angeb, sunder was die warheit sag.
Im touff - verzych mir alle menschen - kan ich nit anderst
finden, denn das alle lerer etwa vil geirret habend syd der apostlen
zyten har. Das ist ein groß, treffenlich wort, und reden es so
ungern, daß ich 's verschwigen hette min lebtag, und darnebend aber
die warheit gelert, wo nit die zengkischen mich gezwungen hettind
also ze reden. Es wirt sich aber erfinden in der warheit; dann sy
habend allsamen dem wasser zuoggeben, das es nit hat, ouch die
heligen apostel nit gelert haben, und das wort Christi Jo 3. [Joh.
3. 5] vom wasser und heligen geyst nit recht verstanden. Darumb
wellend ouch wir sehen, was doch der touff sye, warlich an vil orten
einen anderen wäg, weder die alten, nüwen unnd yetzigen gethon
habend, aber nitt mit unserem tandt, sunder mit gottes wort.
Christus Jesus, der ware sun gottes, der den fluoch des gsatztes hingenommen
[cf. Gal. 3. 13], hatt uns ouch hiemit alle usserliche rechtwerdung
abgenomen, also, daß uns ußwendig har nüts rein noch grecht
machen mag, und deßhalb alle cerimonische ding, das ist: die usserlichen
zünselwerck oder preng, abgethon, als Paulus zun Hebreeren 9.
[Hebr. 9. 9, 10] spricht: "Dise verglychnus reicht uff das zyt, das
do was, in welichen man gaben unnd lebende opffer opfret, die aber

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an der conscientz den opfrenden nit mochtend volkumnen, in spysen
und trancken und mengerley wäschungen und fleischlichen rechtmachungen,
und nun uffgesetzt warend bis zuo der zyt der endrung
und rechtschickung" etc. Welche rechtschickung Christus gethon
hat, wie daselbst harnach volget [cfr. Hebr. 9. 11-28]; wär ze lang
ze erzellen. Hie hörend wir wol, daß Christus die usserlichen ding
dennen gethon hat, also, das wir in inen ghein rechtwerden hoffen
noch suochen söllend; unnd was er uns für usserliche ding gelassen hat,
denen söllend wir ohne zwyfel ghein reinigung zuogeben. Denn, sind
sy im alten testament nun fleischlich und usserlich xin, und habend
die conscientz nit mögen reynigen oder ruewig machen, vil weniger
mögend sy ützid in Christo, da uns allein der geist lebendig macht
[Joh. 6. 63].
Noch hat er uns, sinen mitglideren, zwo cerimonien, das ist:
zwey usserliche ding oder zeichen, hinder im gelassen: den touff und
die dancksagung oder widergedächtnus, on zwyfel, das er unserer
blödigkeit etwas nachgeb. "Dann er zerknist den kleckten stab
nit; er löscht ouch das rüchend werch oder flachs nit" Isa. 42.
[Jes. 42. 3], Mat. 12. [Matth. 12. 20]. Mit dem einen zeichen hebt
man uns an gott verzeichnen: mit dem touff, als hernach offenbar
wirt; mit dem andern sagen wir gott danck, das er uns durch synen
sun erlößt hatt, das ist: mit dem nachtmal des herren oder dancksagung.
Ee und wir aber vom touff anhebind ze reden, muessend wir
anzeigen, was diß wort "sacrament" heisse. Wir Tütschen wenend,
so wir diß wort "sacrament" hörend, es heisse ein ding, das uns die
sünd abnemme oder heilig mache, das aber ein grosser falsch ist;
denn unns Christen mag nüts die sünd abnemmen oder helig machen
denn der einig Christus Jesus, und ghein usserlich ding. Aber uß
disem unverstand schryend etlich: "Man wil uns die heligen sacrament

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nemen, unser armen seelen trost." Und wil sy aber nieman
nemen, sunder recht bruchen und sy nit felschen. Die felschend aber
sy, die inen zuogebend, das sy nit habend. "Sacramentum", so vil
hiehar dienet, heißt ein pflichtszeichen. Als, so einer ein wyß krütz
an sich näyet, so verzeichnet er sich, das er ein Eydgnoß welle
sin; und wenn er an der fart zuo Nähenfels got ouch lob unnd
danck seyt umb den syg, den er unseren vordren verlihen hat, so
thuot er sich uff, das er ouch vom hertzen ein Eydtgnoß sye.
Welicher nun sich mit dem touff verzeychnet, der wil hören, was im
got sag, sin ordinantz erlernen und nach dero leben. Welicher aber
demnach in der widergedächtnus oder nachtmal got mit der gmeind
danck seyt, der thuot sich uff, das er von hertzen sich des todes
Christi fröwe, im darumb danck sage. Also bitt ich dise schryger,
das nun sy sacrament lassind sacrament sin, und nit sprechind
sacramenta sygind zeichen, die ouch das sygind, das sy bedütend.
Denn wärend sy, das sy bedütend, so wärend sy nit zeichen; denn
zeichen und das, so verzeichnet ist, könnend ie nit ein ding sin.
"Sacramenta" sind nüts anders - ouch wie die bäpstischen lerer
darvon sagen - weder zeichen heiliger dingen. Also ist der touff
ein zeichen, das in den herren Jhesum Christum verpflicht. Die
widergedächtnus bedütet uns, daß Christus für uns den tod erlitten
hab. Der heiligen dingen sind sy zeichen und verpflichtungen. Bewärnus
der dingen findstu gnuog in pflichtung der bschnydung und
dancksagung des osterlambs.

--219--

Vom touff.
Als aber alle sacrament, das ist: verzeichnungen, im alten
testament mit bluot beschahend, Hebre. 9. [Hebr. 9. 22], - dann die
reingungen, die nun lyplich warend, beschahen nit one bluot -,
habend sy bedütet uff den herren Jesum Christum, des bluot die
conscientzen reiniget, welches die vichblueter nit vermochtend. So
aber nun das bluot kummen ist, das, einist vergossen, unser conscientzen
gereiniget hat, so ist alles bluot gestelt worden. Also sind by inen
die zwey höchsten sacrament: die bschnydung und osterlamb, nit one
bluot beschehen. So aber das kostbarlich bluot Christi vergossen
und die lyplichen blueter gestellet hat, so hat uns Christus dieselben
zeichen in andre früntliche zeichen verkert, darinn man ghein bluot
vergiessen, noch ützid lyplich töden muoß. Den tod und bluot des
osterlambs, damit sy im dancktend für das überhupffen, das inen
in Egypten beschach [cf. 2. Mos. 12. 13, 23, 27], und ußfueren uß der
gfencknus, hat er uns verwandlet in win und brot, zwey aller gnemste
und brüchigoste ding dem menschen, mit denen wir im zuo siner zyt
lob und danck sagend, das er sinen lychnam zuo erlösung und sin bluot
zuo abweschung unser sünd hinggeben hat. Der bschnydung bluot hat
er uns in 's wasser verkert, welchs ouch allen menschen gnem und
brüchig ist. Damit wir ouch an den usserlichen zeichen die zäme
und zucht des nüwen testaments bekennind, das wir nit under dem
gsatzt sind - darumb ist alles bluot mit dem bluot Christi gestellet -,
sunder under der gnad - darumb habend wir die aller früntlichsten
element unnd zeichen: wasser, win und brot -. Ro. 6. [Röm. 6. 14].
Aber der touff wirt in vier weg in der gschrifft genommen:
[1.] Einist für das tuncken des wassers, damit man allein
verzeychnet in ein christenlich leben.
[2.] Anderst wirt er genommen für das inner erlüchten und
ziehen, da der mensch got erkent und im anhangt; und das ist der
touff des geistes.

--220--

[3.] Zum dritten wirt er genommen für die usseren leer des
heils und für das usser tuncken des wassers.
[4.] Zum letsten für den usserlichen touff und innerlichen glouben,
das ist: für die christenlichen heil und ordnung überal.
So nun etliche uff dise underscheid in der gschrifft nit eigenlich
sehend, so fallen sy in vil seltzamer irrung, und urteilend, das sy
nit wüssend.
Wir wellend aber umb yetliche nam besundere ort der geschrifft
anzeygen:
[1.] Jo. 3. [Joh. 3. 23] stat also: "Joannes aber der toufft in
Ennon by Salem; dann daselb was vil wassers. Und dahyn
komend 's zuo im und wurdend getoufft." Da ist häll, das er allein
von dem wassertouff redt; denn er zeygt darinn an, das daselbst vil
wassers wär, das allein zum usseren touff dienen mocht. Es ist ouch
by allen denen gewüß, die touffend, das sy wol wüssend, das sy allein
mit dem wasser touffend.
[2.] Von dem touff des geists spricht Christus Act. 1. [Act.
1. 5]: "Joannes hat mit wasser getoufft; ir werden aber mit dem
heligen geist getouft nach unlangen denen tagen." Hie strycht
Christus die beden underscheid des touffs us. Joannes toufft
nun mit dem wasser oder usserlichen leere. Also touffend ouch noch
hüt bi tag alle menschen nit anderst denn usserlich, eintweders, das
sy usserlich leerend, oder das wasser angießend oder tunckend. Ja
die apostel, Joannes und alle, die ye gewesen sind, habend nüts
am touff vermögen weder das usserlich leeren und angiessen. Und
darumb so ist der span, den wir zuo diser zyt haben von des touffs
der kinden wegen, allein von des wassertouffs wegen und leer, ob man
sy touffen mög, ee und sy gelert sygind oder nit; denn den touff des
geists mag nieman geben weder got. Darumb spricht Christus
[Act. 1. 5] von stund an: "Aber ir werden mit dem heligen geist getouffet."
Das ist das inner leeren, ziehen, an gott hefften. Unnd
redt Christus das wort nit darumb, das er den touff Joannis verwerffe;
denn Johannis, Christi, der jüngeren usserlicher touff ist
alles nun ein touff, als sich hernach offenlich finden wirdt; sunder,

--221--

wie er von Johansen spricht, also mag man von allen menschentöuffen
sagen. Petrus, Paulus, Jacob, die haben nun imm
wasser oder mit usserlichem leeren getoufft; dann sy mögent mit dem
geist nit touffen, sunder der einig got toufft mit sinem geyst, wie, wen,
und wenn er wil.
[3.] Zum dritten zeigt der apostel leeren und touffen an, das der
touff für die usserlichen leer und touffen genommen wirt, als Joannes
selb spricht Jo. 1. [Joh. 1. 26]: "Ich touff im wasser". Nun touft
Joanns nit allein im wasser, sunder er fuort die leer darmit; darumb
aber sin leren, ouch der apostlen, allein usserlich beschach, und sy
damit die hertzen nit vermochten ziehen, was es irothalb glych als
wol ein usserlich ding als ouch das wasserangiessen oder tuncken.
Darumb spricht er selbs [Joh. 1. 26]: "Ich touff im wasser", und
leret aber er nüts minder, weder er toufft, als er glych darvor spricht
[Joh. 1. 23]: "Ich bin die stimm des schryenden in der wueste." Das
aber der touff ouch für die leer genommenn werd, erfindt sich Jo. 3.
[Joh. 3. 22]: "Demnach kam Jesus unnd sine jünger in das jüdisch
land und wonet daselbst mit inen und toufft." Wie? Toufft er?
Nun stat doch glych darnach Jo. 4. [Joh. 4. 2]: "Wiewol Jesus nit
toufft, sunder sine jünger", und vor dem im 3. cap. [Joh. 3. 26]: "Nimm
war, er toufft, und kummend alle menschen zuo im." So ist ie unlougenbar,
das hie "touffen" für "leren" fürnemlich genommen wirt.
Denn Christus lart; das was sin fürnem ampt und aller botten,
euangelisten, bischoffen und hirten, als 1. Cor. 1. [1. Cor. 1. 17]
Paulus redt. Aber das touffen mit dem wasser thaten die jünger.
Wie aber Christus hiemit die hertzen gezogen hab, weißt er wol.
Es wirt ouch der touff Joannis darfür genommen, als Matthei 21.
[Matth. 21. 24, 25] häll ist, da Christus spricht zuo den gwaltigen
Juden: "Ich wil üch ouch ein red fragen etc. Wannen was der
touff Joannis? vom himel oder von den menschen?" Hie kan ye
Christus nit vom wassertouff reden; denn da wär guot ze antwurten
xin, das denselben die mentschen ggeben hettind. Aber er fragt
sy von der leer wegen, worfür sy Johansen leer hettind, ob es ein
menschenleer wär oder von got; denn die fyend Christi gedachtend

--222--

in in'n selbs: "Sprechend wir: er ist himlisch, so wirt er reden:
warumb habend ir im denn nit gloubt?" Sich, da verstuonden die
Juden wol, das er die leer den touff nampt. Act. 19. [Act. 19. 4]
wirt der touff ouch also für die leer genommen.
[4.] Zum vierden wirdt der touff genommen für die ordnung und
heil der Christen, das ist: für den inneren glouben, der uns heyl
machet, als 1. Petri 3. [1. Petr. 3. 21]: "Derglychen - verstand:
machet uns heyl - der touff etc." Nun macht der touff nit heyl,
weder das wasser noch die usser leer, sunder der gloub.
Dise teylung ist nit min fund, sunder die geschrifft redt also;
und welcher daruf nit wol sicht, wenn sy vom wassertouff, vom leertouff,
vom touff des geists rede, der verfält schädlich. Da habend
aber in den gesprächen die Kindertouffleugner und Widertöuffer,
so offt man inen dise underscheid sagt, gesprochen, sy
muessen all mit einandren gon, ja ouch etwan wellen lougnen, das der
mentsch sälyg möchte werden on den wassertouff, wenn wir sy nit
gwaltigklich mit dem wort Jo. 6. [Joh. 6. 47] imm weg behalten
hettind, da Christus spricht: "Warlich, warlich, sag ich üch, welcher
in mich vertruwt, der hatt ewigs leben." So er nun die säligheit nitt
an den touff bindt, so ist sy ie allein des gloubens.
Darumb wellend wir yetz mit kuntschafft anzeigen, wie diese
teuff alle dry, ietlicher ouch in sunderheit, ggeben ist.
Den wassertouff one die leer und on den geist habend geben die
jünger. Die toufftend, da Christus lart unnd aber nitt toufft,
sunder die junger, wie yetz gehört ist Jo. 4. [Joh. 4. 2] und 1. Cor. 1.
[1. Cor. 1. 17]: "Got hat mich nit gesendt ze touffen, sunder das
euangelium ze predgen." So ward ye von andren gelert, von andren
aber getoufft. Das man aber im wasser getoufft sye, ee und man der
leer gloubt hab, erfindet sich Jo. 6. [Joh. 6. 66], da one zwyfel dero
jüngeren, die von im wichend, gheiner ungetoufft was. Denn wir
habend ghört Jo. 4. [Joh. 4. 1]: "Er macht junger und toufft". Noch
so huob er inen uf, das sy nit gloubtind Jo. 6. [Joh. 6. 36]: "Ir
habend mich wol gsehen, ir gloubend aber nit." Unnd daselbst zum
letsten [Joh. 6. 64]: "Es sind aber etlich under üch, die gloubend nit."

--223--

Noch hat er sy lassen touffen. Judas ist ouch nit gleubig gewesen,
als daselbend stat [Joh. 6. 70]: "Hab ich nit üwer 12. erwellet? Und
einer under üch ist ein verräter?" Und ist aber gwüß uß den vordrigen
worten, das er getouffet was; denn Christus macht vil me
jungeren denn Joannes, und toufft ouch durch sine junger. Nun
sind sy nit ungetoufft gewesen, die ander getoufft habend. So ist ye
der touff des wassers ggeben, da der gloub nit gewesen ist, und ist
ouch genommen von denen, die nitt gloubt habend. Als ouch Simon
Magus Act. 8. [Act. 8. 13], wie daselbst stat: "Es hat ouch Simon
ggloubt." Muoß doch daselbst "gloubt" genommen werden für: "er hat
der leer geloset," oder für: "er hat sich under die gleubigen zellet,"
als Augustinus ouch neiwan dasselb ort verstat. Denn bald
darnach erfindt sich ghand, das er nit gloubt hat. Daran ligt aber
wenig. Wir wellend allein hie bewären, das der usser wassertouff
gegeben wirt, da der inner touff oder gloub noch nit ist; als leyder
noch hüt bi tag dero vil sind, die sich touffen lassend, und dennocht
den glouben nit habend, vorus der Juden. Noch touffet man sy mit
dem usseren touff der leer und des wassers. So wirt ye klar, das sy
nit muessend mit einandren louffen; oder aber, wenn man mitt dem
wasser touffte, so mueßte einer gleubig werden, das über alle narrenwys
wäre ze reden.
Der touff der leer ist ouch offt usserlich dargethon, da dennocht
nieman gleubig ward, noch sich wassertouffen ließ, als Act. 18.
[Act. 18. 6] Paulus die corinthischen Juden band mit dem
kleyderstöuben über sy, darumb, das sy Christum nit woltend annemen;
und zwar an vil anderen orten.

--224--

Der touff des geystes ist ouch on den touff des wassers geben.
Nicodemus [cf. Joh. 3. 1-21, 7. 50f., 19, 39], Joseph von Ramoth
[cf. Joh. 19. 38, Matth. 27. 57-60], Gamaliel [cf. Act. 5. 34] sind gleubig
gewesen, aber heimlich; so sind sy one zwyfel nit getoufft gwesen,
oder aber sy hettind sich nit mögen verheimlichen; denn der touff
wirt umb der anderen mittglöubigen willen ggeben und genommen,
und nit umb des willen, der inn nimpt, das er an im neißwas würcken
sölle. Act. 10. [Act. 10. 44] empfacht Cornelius und alle, die
Petrum hortend, den heligen geist, ee und sy getoufft wärind. So
sind sy ye nitt zemengebunden. Ja, durch alle gschrifft hyn erfindend
wir me, das der geist nach dem touff erst geben sye weder darvor.
Aber noch ein eigenlichers, da gwüß ist, daß der wassertouff gar nie
dahin kummen ist, da aber der gloub gewesen ist und ouch heyl
gemacht hat: Der schacher am krütz hat gloubt, unnd ist desselben
tags mit Christo im Paradys, das ist: in freuden, gewesen [cf. Luc.
23. 40-43]; der ist gantz und gar nit getoufft mit gheinem usserlichen
touff. Denn, das Hieronimus spricht, damit er mich ouch etwan
verfuert hat, er sye in sinem bluot getoufft, ist nüts; denn er hanget
nit umb gotswillen da, als die unschuldigen kindlin umb Christus
willen lidtend [cf. Matth. 2. 16-18], sunder umb sines mürdens willen.
Nun spricht Petrus 1. cap. 2. [1. Petr. 2. 20]: "Was ist das für ein
danck, wenn ir umb uwer sünden willen duldig sind, so ir geschlagen
werdennd?"
Diß alles reicht allein dahin, das man erlerne, das der touff
anderst und anderst in der gschrifft genommen wirt, und das an
gheinem usseren touff das heyl stat. Deßhalb demnach erlernet wirt,
das der wassertouff ein cerimonisch zeichen ist, an das die säligheit
nit gebunden ist, als mit dem schacher und andren hie vor bewärt
ist; ouch das sy nit also muessend mit einandren louffen oder
gebrucht werden, als die Touffleugner und Widertöuffer sagend.

--225--

Sy wellind nit zürnen, ich nenn sy von der kürtze wegen "Toufflöugner",
darumb, das sy den kindertouff löugnend; den touff
überal verlöugnen sy, ob got wil, nit. Ich thuous zuo gheinem tratz.
Hie muessen wir ouch vor allen dingen von dem touff des heiligen
geystes sagen.
Derselb ist ouch usserlich und innerlich gewesen.
Der inner wirt von Johansen gelert Mat. 3. [Matth. 3. 11],
Luc. 3. [Luc. 3. 16]: "Ich touff üch mit dem wasser in den rüwen
oder beßrung. Der aber nach mir kummen wirt, der ist stercker
weder ich, des schuoch ich nit wirdig bin ze tragen; der wirt üch
touffen mit dem heiligen geist und fhür. Hie vernemend wir aber
zum ersten, da Joannes glych spricht: "ich touff mit wasser", er
darumb nit verston wil, das sin ampt allein wäre mit dem wasser
touffen; denn wie wölte er mit dem wasser allein gelert haben die
sünd erkennen unnd in ein 'n rüwen bringen? Man mueßte einen
lang wasserbaden, ee unnd er sich selbs lernete erkennen und sich
beßrete, oder das er Christum suochte, sinen heyland und tröster.
Darumb wil Joannes hie nüts anders sagen denn: "Ich bin ein
blöds gschirr, das allein die leer ußwendig fuert, unnd den usserlichen
wassertouff gib, unnd bin nit so starch, daß ich die hertzen
weycken mög. Aber der nach mir kummen wirt, ist vil stercker
weder ich; der mag in die hertzen hinyntringen; der wirt üch inwendig
mit sinem geyst touffen, und anzünden in siner liebe, oder mit den
zungen begaben" etc. Diß touffen des heiligen geistes ist nüt anders
weder das Jo. 6. [Joh. 6. 44] Christus spricht: "Es kumpt nieman
zuo mir, min vatter hab inn denn gezogen." Und was das ziehen sye,
thuot er bald darnach selbs uff, und spricht [Joh. 6. 45]: "Ein ieder,
der 's vom vatter gehört und gelernet hat, der kumpt zuo mir." So
ist der inner touff des geistes nüts anders weder das leren, das got
in unseren hertzen tuot, und das ziechen, damit er unsere hertzen in
Christum vertröst unnd versichret. Disen touff mag nieman geben
weder gott. Es mag ouch one inn nieman sälig werden; aber one
die andren töuff der usseren leer und wasserdunckens mag man

--226--

wol sälig werden. Bewernus: Der mörder am crütz ist weder usserlich
glert noch toufft, und ist sälig worden [cf. Luc. 23. 40-43]. So
volgt ye, das der gloub, das ist: das vertruwen, das einig wäsenlich
stuck ist, das uns, die das predgen hörend, sälig macht; und den
pflantzt in uns nieman weder der einig gott.
Der ander touff des geistes ist ein usserlich zeichen, namlich das
wunder der zungen. Diß zeichen wirt nit umb dero willen ggeben,
die mit frömden zungen oder sprachen redend; dann sy sind des heils
vorhin bericht in iren hertzen, sunder von der unglöubigen wegen
1. Cor. 14 [1. Cor. 14. 22]: "Die zungen sind zuo eim zeichen geben
nit den glöubigen, sunder den unnglöubigen." Welichen unglöubigen?
Denen die zungen ggeben wurdend? Nein; dann diselben warend
glöubig. Aber sy wurdend den glöubigen zuo eim zeichen und verwundrung
der unglöubigen ggebenn. Also wirt ouch der wassertouff
nit vonn deßwegen, der inn annimpt, sunder von der andren glöubigen
wegen ggeben. Diß usserlich touffen der zungen hatt der herr selbs
bestimt Act. 1. [Act. 1. 5] "Ir werdend mit dem heiligen geist getoufft
nach unlangen tagen." Nun warend sy vorhin glöubig. Aber
das fhür der liebe ward gemeret unnd die zungen ggeben, als am
pfinstag beschach. Es ist ouch daß zeichen nit nötig zum heil; dann
es ist wenigen und nit offt geben, Act. 2. und 10. und 16. [Act. 2. 3,
10. 46, 16. 31], sunder es ist ein wunderwerck, wie ouch andre wunderzeichen
beschehen sind, wenn gott gewellt hatt. Noch so wirt
von dem mund gottes selbs das zungenzeichen ein touff genemt. Wie
nun diß zeichen etwan vor dem wassertouff ggeben ist, etwan aber
darnach, also ouch der touff der ler vor und nach dem wassertouff
billich mag ggeben werden. Und diß ist nun ein suasoria, ein
lupf, nit die grundveste, daruff wir den kindertouff buwend.
Wir muessend ouch nütz minder von den zeichen sagen, damit
der irrtumb, mit dem mich etlich verfuert habend, harfürgezogen werde.
Es habend etlich gelert, die zeychen sygza656ind ggeben zuo vestung des
gloubens daß, das man uns gelert oder zuogsagt hab. Dem aber nit
also ist. Noch so sind wir offt so geneigt anzenemen, das ein

--227--

gstallt hatt em ersten ansehen, und etwan von eim träffenlichen
geredt wirt, das wir blintzling daryn vallend, unverhört das gotzwort,
ouch den inneren menschen, das ist: den glouben. Es ist war,
das etliche zeichen ggeben sind den glouben baß ze versichren, oder
das fleisch, das dem glouben nit ruow laßt, ouch etlichen weg ze vernuegen.
Dasselb sind aber wunderzeichen, nit pflichtzeichen, als die
ruot Moses [Cf. 4. Mos. 20. 11], das väl Gedeons [cf. Jud. 6. 37-40]
unnd andre unzalbarliche zeichen, die by den alten ggeben sind.
Wir redend aber hie nit von wunderzeichen, sunder von zeichnenden
oder von pflichtenden zeichen, die nit wunderzeichen sind, als by den
alten die beschnydung gewesen ist. Die hatt den glouben Abrahams
nit bevestet, sunder sy ist ein pflichtzeichen gewesen zwüschent
gott und dem abrahammischen geschlecht; denn Abrahamen
ist die bschnydung erst ggeben, nachdem unnd er uß dem glouben grecht
ward gerechnet von got [cf. Röm. 4. 3, 9-11], wie Genn. 15. [1. Mos. 15. 6]
stat. Das aber die bschnydung ein pflichtzeichen sye und nit ein
zeichen, das den glouben veste, wirt mit dem selbs mund gottes
offembar Genn. 17. [1. Mos. 17. 10]: "Das ist die pflicht, die ir halten
werdend zwüschend mir und üch und dinem samen nach dir. Es
söllen alle knäble under üch beschnitten werden etc." Sich, er
nempt es ein pact oder pflicht. Also ist ouch die hochzyt des
osterlambs ein pflicht gewesen, wie Exod. 12. [2. Mos. 12. 23-27] stat:
"Halt diß ding oder wort stätt, du und dine kind ewigklich." Sich,
das ouch das osterlamb ein pflichtig zeichen was, damit sy järlich
die gedechtnus begon soltend, das sy gott überhupfft hatt, der
nacht, do er alle erstgeborne in lüt und veh zuo todt schluog in
Egypten und sy demnach hinfuort, unnd die Egypter, die inen
nachyltend, ertranckt. Also ist der touff imm nüwen testament ein
pflichtig zeichen, nit das es den, der sich touffen laßt, grecht mache,
oder sinen glouben veste; denn es nit möglich ist, das ein usserlich
ding den glouben vesten mög; denn der gloub kumt nit von usserlichen
dingen, sunder allein von dem ziehenden gott; darumb mag

--228--

inn ghein usserlich ding bevesten. Derglichen red ouch von dem
nachtmal Christi. Das aber die wunderzeichen zuo vestung des
gloubens ggeben werdend, kumt nit dahar, daß sy dem glouben etwas
zuotragind oder merind, sunder das sy dem gwünndrigen fleisch gnuog
tuond, welchs all weg ouch wüssen unnd sehen wil. Darumb sprachend
die Juden, do inen Christu gseit hat, das wäre das werck gottes,
das sy vertruwtind in den, der vonn gott gesendt was: "Ja, sprachend
sy, was gibstu uns für ein zeichen, das wir in dich vertruwind?"
Jo. 6. [Joh. 6. 30]. Wiewol das beschicht, das, wo der gloub nit ist
und dem fleisch - das ist: dem fleischlichen menschen - daby glych
wunderzeichen bewyßt werden, daß es dennocht nit gloubt. Darumb
beschwärt Christus der Juden sünd groß, und aller, die nach
wunderzeichen schrüwend, und aber, so sy die gsahend, gloubtend
sy denocht nit Mat. 11. [Matth. 11. 20-27]. Darumb gloubt Hieroboam
nit, wiewol imm der arm erstabet [cf. 1. Reg. 13. 4], noch
Achab [cf. Jes. 7. 14], wiewol imm gott die ungehörten gburt der
jungfrowen anzeigt. Aber Gedeon [cf. Jud. 6. 20-23, 36-40, 7. 22]
und Ezchias [cf. 2. Reg. 19. 29-37, 20. 1-11] wurdend seer erfröwt
und ir beftzend fleisch gezempt, als inen got wunderzeichen gab.
Also vestend - eigenlich ze reden - weder wunderzeichen noch
pflichtliche zeichen den glouben. Do man aber das so blümplig
hatt angenomen, die zeichen vestend den glouben, do hatt man ye
muessen dem kindertouff widerreden; denn der kond in den kinden
den glouben nit vesten, so sy nit gluoben könnend. Denn der irrtumb
hat ouch mich vor etwas jaren verfuert, das ich meint, es wäre vil wäger,
man touffte die kindle erst, so sy zuo guotem alter komen wärend,

--229--

wiewol ich nit so unbescheidenlich fuor, das ich so frävenlich darstuende,
als yetz etlich tuond, die noch vil ze jung unnd gruen der
sach darstond: der kindertouff kumpt vom bapst har und vom tüfel
und derglichen unsinnige wort. Ich sich gern christenliche mannheit
und standveste, aber das toub wueten one liebe und ordnung
christenlicher zucht kan nieman gevallen denn dem rouwen und
embörigen.
Ietz volgt zum nechsten, was doch der touff für ein pflichtig
zeichen sye, das ist: worin er pflichte.
Hie sprechend die Toufflöugner, der touff sye ein sölch zeichen,
das es niemas nemen sölle, er wüsse denn, das er one sünd leben mög.
Die machend got lugenhafft [cf. 1. Joh. 1. 10], fuerend die glychßnery
der grechtigheit des gsatztes widerumb heryn. Das erst bewär ich
also. 1. Jo. 1. [1. John. 1. 8] stat also: "Sprechind wir, wir habend

--230--

gheine sünd, so verfuortind wir uns selbs, und ist die warheit nit in
uns." So nun gott also durch den mund des heiligen Joannis redt,
und wir wöltind uns darfür haben, sam wir one sünd wöltind läben,
so weltend wir doch gott lugenhafft stellen; denn wir wöltind on sünd
sin; wer die aller gröste vermessenheit. So nun der mensch, diewyl
er in dem fleisch wonet, one sünd nit ist - denn das fleisch
und der geist strytent also mit einandren, das wir nit das thuond, das
wir wellend nach dem geist, Gal. 5. [Gal 5. 17], Ro. 7. [Röm.
7. 15, 19] -, so ja der mensch one sünd nit ist, er übernimpt sich
aber, er welle one sünd leben, so volgt, das er nüts anders weder
die glychßnery des gsatztes ynfuert. Dann welcher sich für den man
ußgibt, der muoß ye vor den ougen der menschen sich der gestalt
halten. So fuert er ie nun ein usserliche grechtigheit; denn innwendig
hatt er des fleischs ard mit allem fleisch, unnd ist one sünd nit; denn
got lügt nit [cf. Joh. 1. 10]; so thuot er ouch demnach fleischlich, wo er's
verbergen kan, glych als wol als andre fleischlichen. Wellend sy
aber "one sünd sin" verston "im glouben sin", wie wir offt haben
anzeigt mit gschrifften, vormals von uns ußgangen, so darff's
gheines kampffs noch ynredens; was ist denn der Widertöufferen
span? Aber daß sy sich selbs darfür habind, sy lebind one sünd,
zeigt ir schryben und leren an, das sy mit etlichen teilend, de perseverantia
justorum, das ist: von standveste der frommen. Da wellend
sy schlechtlich, sy mögind on sünd wol leben, und läbind ouch dron.
Wie aber ir nydisch reden, liegen, uffruoren, schmähen, lestren demselben
glych sehe, laß ich ietz ston. Das sy sich selbs für die
gerechten habind, zeigt dise gschicht an: Es hat sich einer der
Widertöufferen in dem gespräch, das ein ersamer radt zum
letsten inen gehebt hat, mit vil arbeyt dry tag offenlich mit

--231--

disen worten uffgethon, als er anhuob ze reden von dem kindertouff:
"Ich wil üch mines verstands gern rechnung geben uß dem göttlichen
wort, aber es wirt 's nieman verston, weder der on sünd ist." Sich,
was sölte einer dartzuo thuon? Schwigen? Nein; denn der einig herr
Jesus Christus mag reden: "Wer mag mich der sünd schelten?"
Jo. 8. [Joh. 8. 46]. Also viel ich im dryn und sprach: "Verhow dich
nit mit dem wort, daß 's nieman verstande, er sye denn one sünd."
Sprach er widrumb: "Ja, ich hab 's geredt und ist im also."
Redet ich: "Verstast aber du den handel vom kindertouff?" Sprach
er: "Ja." Redt ich widrumb: "So wärist doch du one sünd, das
aber nit möglich ist, so du noch im fleisch bist, denn alle, die
im fleisch sind, sind prästhafft." Sprach er: "Wölte got, das alle
menschen sinen prästen als wol erkannte als ich minen." Aber
daß er daby reden wölte, das er ouch ein sünder wär, das wolt er
nit. Nun messe ein yeder frommer Christ, ob dise vermessenheit
neißwas anders sye weder ein unnützer ton der worten und ein vermessenheit,
die nüts minder ist, denn die vermessenheit der münchen
und nonnen bishar gewesen ist.
Darumb mag nit sin, das der touff also pflichte, das inn nieman
sölle annemen, er wüsse denn, das er one sünd leben mög; denn der
gstalt wäre der touff vergeben yngesetzt, so sich sölcher krafft
nieman mit got verwegen möcht. Also wellend wir das wort gottes
wol ansehen und darus erlernen, was doch der touff sye, und wenn
er ingesetzt sye. Für das erst ist der touff ein pflichtig zeichen, das
den, der inn nimpt, anzeigt, das er sin leben beßren und Christo
nachvolgen welle. Kurtz, es ist ein anhab eines nüwen lebens, und
ist also ein anheblich zeichen, ceremonii oder teleta [τελετά] uff
griechisch. Glych als wenn die jungen sind in die örden gestossen,
hat man inen die kutten angeschroten; noch habend sy die gsatz
und statuten nit gewüsset, sunder sy erst erlernet in der kutten.
Ietz bringen wir diser dingen allersamen kundschafft.
Die erst muoß eben die sin, die von den Toufflöugneren wirt
wider den kindertouff harfürzogen Mat. 28. [Matth. 28. 19, 20], da
Christus also spricht: "Gond, lerend alle völcker, sy touffende in den

--232--

namen des vatters und des suns und des heiligen geistes, sy leerende
halten alle die ding, die ich üch gebotten hab." Mit disem wort
verfuerend sich selbs und ander die Touffleugner übel; denn sy
tringend allein uff die ordnung der worten und schryend: "Er
spricht: Lerend 's und touffend 's." Und wellend aber für das erst
nit ansehen, das glych darnach widerumb stat [Matth. 28. 20]: "Sy
lerende halten alle die ding, die ich üch gbotten hab." An welchem
sy billich erlernen soltend, das der touff ein anheblich zeichen ist,
und wenn es schon ggeben ist, das man erst demnach noch lernet
halten die ding, die Christus gebotten hatt. Nun tringend sy uff
den buochstaben; es stande: "Lerend 's und touffend 's." So wil ich
ouch druf tringen nun von iro wegen, ob sy doch der zangg verlassen
welte: "Lerend alle völcker und touffen sy," Also redent ir.
So sprich ich: "Touffende sy in den namen etc., sy lerende halten
alle die ding, die ich üch gebotten hab." Nun frag ich, welche das
klärer wort ires lerens anzeigind, ir oder wir? Ir habend wol: "Leerend
alle völcker und touffend sy;" ir habend aber nit, was man sy leren
sölle. Aber wir habend häll: "Leerend sy halten alle die ding, die
ich üch gebotten hab," unnd das stat nach dem touff. Es heißt ouch
das wort "gebotten" den Griechen enetilamen [ἐνετειλάμην], das
gelych als wol heißt "empfolhen" als "gebotten", glych als ouch das
wort "mandavi" heißt eigenlich nach altem bruch: "ich hab
empfolhen". Derglychen heißt das wort "lerend" den Griechen
matheteusate [μαθητεύσατε], das heißt glych als wol: "machend zuo
jungeren" oder "bringend zuo mir als zuo einem meister," als "lerend",
und ist also der recht, natürlich sinn: "Hingonde machend alle
völcker zuo jungeren min - ietz volget erst der anhab, wie man sy
sol zuo jungeren machen -, sy touffende in den namen des vatters
und des suns und des heligen geists - ietz volget erst die leer -, sy
leerende halten alle die ding, die ich üch empfolhen hab." Sehend
zuo, ob wir die wort ouch erwegen könnind, sol der worten kampff
neißwas by Christo gelten: Wiewol ich uff den worten buochstablich

--233--

gar nitt lig, wiewol man sy ouch buochstablich muoß ansehen,
aber mit maß, damit der buochstab uns nit töde; denn des euangeliums
buochstab tödet nüts minder weder der buochstab des gsatzes [cf.
2. Cor. 3. 6]. Wiewol ich nun weiß imm glouben, den ich zuo got
hab, und in gwüssem verstand - wie klein der ist -, den ich in gottes
wort hab, das diser sinn der recht, war, natürlich sinn ist; denn er,
Christus, hat vorgseit in brueffung der jungeren, er welle fischer der
menschen uß inen machen [cf. Matth. 4. 19]. Was waas aber das anderst,
weder die menschen Christo zuoziehen, zuo sinen jungren machen? Noch
wil ich umb der worten willen nit wyter kempffen, denn das ich üch
anzeyg, das ir mit disen worten vergeben understond, den kindertouff
umbzekeren. Denn ob glych hie die ordnung der worten
zwingen sölte, so gieng es denocht die kinder nit an, das man sy
darumb vor der leer nit touffen sölte, so die wort uff die lutend, die
man lert. Nun lert man aber die kinder nit. So gadt sy ouch diß
wort nit an, das inen der touff verbotten sye. Hie sprechend aber
sy: "Gadt er sy nit an, so sol man sy ouch nit touffen; denn
Christus hat hie den touff yngesetzt". Antwurt: "Ir irrend, so ir
die gschrifft nit wüssend" Mat. 22. [Matth. 22. 29]. Der touff ist hie
nit ingesetzt, und das verfuert üch. Es wirt aber bald harnach
kummen von ynsatz des touffs, da ir gezwungen werdend mit der
hällen warheit, das ir üch und ander damitt verfuerend. So er
nun hie nit ist ingesetzt, so muessend ir ouch nit mit disem wort
wider den kindertouff tringen, obglych die ordnung der worten
nach dem buochstaben tringen sölte, das aber nit ist. Denn wo dem
also wär, so sind vil ort in der gschrifft, die wir gantz lätz verston
mueßtind. Als Jo. 1. [Joh. 1. 29] stat, das Johannes Christum
zeiget hat und geredt: "Sich das lamb gottes, das hynnimpt die
sünd der welt." Und bald darnach stat [Joh. 1. 31]: "Aber ich kant
inn nit." Wie kond er inn nit kennen, so er vor gesprochen
hette [Joh. 1. 29]: "Sich das lamb gottes etc."? Item Ro. 10.

--234--

[Röm. 10. 9] stat also: "Wenn du mit dinem mund den herren
Jesum verjehen wirst, und in dinem hertzen glouben, das got inn
ufferweckt hat von den todten, so wirst du heil". Hie stat ouch das
mundtlich verjehen vor, das doch ytel ist one das hertz. Darumb
muoß man nitt uff den buochstaben tringen an genantem ort Mat. 28.
[Matth. 28. 19, 20]; denn der touff ist daselbst nitt yngesetzt, als aber
wir noch uß der gmeinen irrung der alten theologi vermeinend, und
wellend damit den touff Johannis scheyden vom touff Christi.
Darumb wellend wir wyter von dem verstand der worten
Mat. 28. [Matt. 28. 19, 20] reden.
Wir habend vormal vest anzeigt, das, ob man uff den buochstaben
tringen wil, wir wyt wyt überwinden; denn nach dem touffen
[cf. Matth. 28. 19] stat erst [Matth. 28. 20]: "Lerend sy halten alle die
ding, die ich üch empfolhen hab." So stat aber vor dem touffen nit
me denn "lerend", und ist daselbst nit ußgetruckt, was sy leren
söllind. Und ob die Touffleugner sprechen wurdind: "das hernach
kumt, das ist ein ußlegen des, das zum ersten gsetzt ist, namlich: was
sy leren söllind," gib ich antwurt: "Ir tringen uff die ordnung der
worten. Darum muessen ir mir die wort still ston lassen. Es beschicht
nit hie allein, das "touffen" vor dem "leren" stat, wie
hernach kummen wirt. Wellen aber ir uff die ordnung des buochstaben
nit tringen, womit wellent ir denn den kindertouff umbkeren,
wenn ir diß ort Mat. 28. [Matth. 28. 19] nit me habend?" Nun
muessend ir sy lassen nach ordnung des buochstaben, oder aber sy
sind für uns und nit für üch; denn wir wellend ouch im ersten urhab
des touffs erfinden, das der touff vor dem leren stat. Darumb
sprechend zuo dem bösen, schädlichen, zenggischen tüfel: "Ich widersag
dir", so mögend ir den sinn der einvaltigen warheit verston. Da
Christus hie spricht [Matth. 28. 19, 20]: "Hingonde lerend alle
völcker, sy touffende in den namen etc.," da haben die Griechen
ghein "und", also das sy sprechind: "Lerend und touffend," sunder:
"Leerend sy touffende." An welcher ard der red wir clarlich
vermerckend, das hie Christus nit mit trang der ordnung der
worten geredt hat; denn diß wort "sy touffende" ist nit nahin

--235--

gebunden, sunder schwebt fry, also, das es dem buochstaben nach
vor oder nach dem wort "lerend" genommen werden mag, als wir
noch häller wellen uß Marco 16. anzeigen. Daselbst sprechend wir
[Marc. 16. 16]: "Welicher geloubt und toufft wird, der wirt sälig."
Da haben die Griechen nach dem buochstaben: "Welcher ggloubt
hat und toufft ist, der wirt sälig." Sich, ob nit hie "toufft ist" fry
schwebe, wiewol es mit eim band "und" gebunden ist. Nit das ich
meine, das Joannes den wassertouff gebrucht oder anggossen, ee und
er angehebt hab ze leren; denn in anfang muoßt man ye zum ersten
leren, warumb man toufte, sust brächte noch hüt by tag niemans
sine kind zum touff, er wäre denn gelert. Nachdem man aber gelert
was, hatt man ouch die kinder (als wir by den alten sehend) zum
touff getragen. Davon wirt harnach kummen. Und darumb so ist
der sinn der worten Christi Mat. 28. [Matth. 28. 19, 20]: "Gond
hin, lerend alle völcker;" dann ich bin ir aller heyl, so verr sy
gloubend. Darumb so vahend und fuerend sy zuo mir. "Touffend
sy - diß ist so ungebunden, das es eigenlich heißt "sy touffende",
wie vor gemeldet ist - in den namen des vatters und des suns
und des heligen geistes." Hie haben die Griechen eigenlich "in
den namen" und nit "in dem namen", wiewol ich weyß, daß etwan
accusativi in ablativos verkert werdend. Ist aber hie nit komlich,
als wir bewären wellend.
"Namen" wirdt in der gschrifft zum offteren mal für "krafft" und
"maiestet" genommen, als wir in anderen gschrifften mitt vil kundtschafften
bewäret habend. Darumb ist hie einer kundtschafft genuog.
Christus spricht Marci 16. [Marc. 16. 17]: "Sy werdend in minem
namen die tüfel ußtryben." Hie muoß "in minem namen" heissen "in
miner krafft, maiestet und stercke"; so sy ja darin vertruwen werdend,
so werden sy in miner krafft die tüfel ußtryben. Also heyßt hie "in
den namen des vatters, suns unnd heligen geystes touffen" nüts
anders weder: got dem vatter, sun unnd heligen geist, dem waren got,

--236--

verzeichnen, eignen und zuobringen, die vor irrtend als die verwyßten
schaaff, die gheinen hirten, das ist: got, hattend [cf. Matth. 9. 36,
Marc. 6. 34]. Nitt, das ich hiemit verwerffe, so man touffen wil, das
man nit touffen sölle in dem namen des vatters und suns und heiligen
geistes. Noch muoß man sagen, das die warheit ist: Christus hat
hie mit denen worten die form des touffs, als die theologi darvon
redend, nit ingesetzt. Probatio, bewärnus: Dann die jünger habend
dise gestalt oder form nit gebrucht, sunder sy habend getoufft in den
namen Jesu Act. 10. und 19. [cf. Act. 10, 48, 19. 5]. Diß hat alle theologos
so treffenlich getruckt, das sy nit gewüßt habend, war sy sich
söllend winden. Ist dahar kummen, das sy dise wort Christi für
ein form habend fürggeben, davon aber Christus nitt redet, sunder
er wil, das man mit der leer und mit dem pflichtlichen zeichen des
touffs in den einigen got vatter, sun und heligen geist ynfuer und
pflichte. Und nachdem sy dise wort vermeinten allein zuo einer
form ggeben sin, do kondend sy mit dem touffen der jungren, die
in den namen Jesu toufftend, nienenhin kummen; dann sy bruchtend
nit die form - als sy sprechend -, die Christus irs bedunckens hatt
vorgeschriben. Und darumb suochtend sy wild renck, der jungeren
bruch ze schirmen, das er wider Christum nit wäre, und sprachend:
Es was do ze mal der nam Christi genemer weder vatters und
suns und heligen geysts, dero die welt noch nit bericht was. Da
treffen sy 's wie Kuontz hinderm ofen: metzget ein katzen für ein
hasen. Dann by den Juden was ghein verhaßterer nam weder
der nam Jesu; by den Heyden was es ein narrenwerck, wenn
man von dem krützgoten got redt 1. Co. 1. [1. Cor. 1. 23]. Deßhalb
die Juden nit geschohen hettind ab dem namen vatter, sun,
ouch heligen geist, welche sy alledry offt in der gschrifft gehört
hatten. Derglychen ouch die Heyden ee dem namen des vatters
geloset hettind weder des crützgoten Jesu. Aber Christus redt
nit also: "Wenn ir mit dem wasser touffend, so sprechend dise dry

--237--

namen dartzuo." Es ist ouch hie sin meinung nit - wiewol ich es sust
ruem, so verr wir "ich touff dich in dem namen" verstond: "ich touff
dich," das ist: ich zeichnen dich dem namen, das ist: gwalt,
maiestet unnd gnad des vatters und suns etc. -, sunder Christus
wil mit denen worten leeren, das sy die ungleubigen dem waren
got söllind zuobringen, im verzeichnen. Sich, ob nit ietz der
wassertouff ein anheblich zeichen sye, das in gott verzeichnet
und pflichtet? Das habend die junger eygenlich verstanden. Und
sidtmal das gantz christenlich wesen und säligheit darinn stat, das
wir uns nachlassung der sünd und aller dingen by got durch Jesum
Christum versehind, und mit unserem leben inn ußtruckind und
äfrind, so haben sy in den namen Jesu Christi getoufft. Dannenhar
wir ouch Christen genent werdend, das ist: in Christum
anghebt und verzeichnet. Wir lesend ouch gar nit, daß sy ye getoufft
habind in dem namen des vatters und suns und heilgen geists.
Darus nun clar ist, daß dise wort Matt. 28. [Matth. 28. 19, 20] nit
für ein form sind yngsetzt, und das die theologi an dem ort als vast
irrend als ir lebtag ie. Nit daß ich verwerff also getouffet werden,
nein, nein, sunder das ich anzeyge, das der recht, natürlich sinn der
worten Christi nit uff die styffen form des touffens tring; denn wo
im also, hettind die junger gheiner andren form getouffet; aber
das ich anzeige, das Christus wil, das man mitt dem touff die
irrigen schaaff dem waren got verzeichne, und zuofuere zuo dem rechten
hirten unserer seelen, Jesu Christo, in den wir mit dem touff verpflicht
werdend, das wir lebind, wie er gelebt hat, als noch vil klärer
wirdt harnach kummen.
Und ist also der sinn diser worten "sy touffende", das ist: ir
werdend und söllend sy mit dem usserlichen zeichen in den namen
des vatters und suns und heligen geists verzeichnen und pflichten,
unnd sy leren alle die ding halten, die ich üch empfolhen hab.
Es ist offembar, daß der gloub und leer by den Christen zuonimpt,
diewyl sy lebend, so verr sy gleubig blybend. So wil ich
ietz die Touffleugner fragen, ob man touffen mög, ee und der
gloub zuo volkumnus kummen sye oder nit, derglychen ouch die leer.

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Sprechend sy: "man sölle nit touffen, bis das der gloub zuo volkumnus
kummen sye," so red ich, das wir all muessen ungetoufft blyben;
denn der gloub nimpt für und für zuo; denn ouch die junger sprachend:
"Herr, mer uns den glouben" Luc. 17. [Luc. 17. 5]. Darumb
muessend sy verjehen, das, wenn der mentsch anfenglich gelert sye,
so söll man inn touffen. So hör ich wol: Der touff ist ein zeichen,
damit man den menschen also anhebt, daß er demnach für und für
zuonemen sol. Ja; denn sy haben ouch das in den gsprächen verjehen.
So wil ich nüts anders hie ynfueren, denn das ich bewärt
hab, das der touff ein anheblich zeichen ist, also, das die, so getoufft
werdend, got dem herren werden angehept und verpflichtet. Ich wil
ouch den kindertouff hierinn nit gründet haben, sunder ich blyb
ummerdar in dem argument oder fürnemen, das ich bewäre uß
den worten Christi und aller jungeren, das der wassertouff nüts
anders ist weder ein pflicht und verzeichnung, damit man den getoufften
got anhebt. Ich wil ouch in dem kampff der worten
Christi Mat. 28. [Matth. 28. 19, 20] nüts anders erobret haben,
weder das man den kindertouff damit nit verwerffen mag.
Es stat demnach Mat. 3. [Matth. 3. 1] also: "In der zyt kumpt
Joannes der töuffer, predgende in der wueste des jüdischen lands etc."
Hie schryend sy: Sehen ir nit, daß Joannes zum aller ersten gepredget
hat? Frylich sagend wir 's, nit allein sehend wir 's. Wir
thuond im ouch also; denn gheyner bringt sin kind zum touff, er
syge denn vor gelert. Heißt aber darumb das wort "Joannes
predget": man sol kinder nit touffen? Das ist mir ein wild tütsch!
Nun, wir wellend den kindertouff hie noch nitt an die hand nemen,
sunder den touff in der gmein anzeigen, was er doch für ein zeichen
sye, und was er vermöge. Wir sind styff bekantlich, das Joannes
erstlich hat gelert und demnach getoufft. Das kan aber nieman
leugnen, daß darnach die, so gelert sind, ouch ire ungelerte kind
habend lassen touffen, das ist: mit dem touff got verzeichnen. Ob

--239--

aber das mit got sin mög, darumb ist der span; den lassend wir
ietz, wie vor gemäldt, ston. Aber darnach am selben 3. capitel stat
also [Matth. 3. 5, 6]: "Und alles jüdisch land und die gegne umb
den Jordan harumb und Hierusalem giengen zuo im, und wurden
von im getoufft im Jordan, erkennende ire sünd." Hie möcht man
sprechen: Ist also die gantz menge hinusggangen, so ist sich wol zuo
versehen, es sygind kinder ouch hinusggangen, als wir an andren orten
wol mercken könnend, do er das volck spyßt, daß ouch kinder da gewesen
warend [cf. Matth. 14. 21]. So sprechen sy glych: Es stat, das sy ire sünd
erkantend; das mag von den kinden nit verstanden werden. Möchte
ich antwurten, das der synecdochen, das ist: ußnemiger reden vil
in der gschrifft sind, da man von allen seyt, das aber nun etlich
thatend, als Mat. 26. [Matth. 26. 8]: "Do das die junger gesehen,
habend sy geunwirschet, sprechende etc." Und hatt aber nieman
also geredt weder Judas. Also hie möcht ich sagen: Obglych kinder
dagewesen und töufft sind - das wir nit häll möchtind fürbringen -,
so bstuende nüt des minder: "sy erkantend ire sünd"; denn, die zuo
erkennen gschickt und erlüchtet warend, die erkantend on zwyfel.
Aber wir wellen hie gar nit kempffen; denn es bewärt den kindertouff
nit; so kert es inn ouch nitt umb. Und ist sölich inziehen nun ein
ding, als da einer erzürnt wirt, und was im in die hand wirt, macht
er zuo eim waffen, tisch, benck, stuel und was er ergryffen mag, wie
wir vor von der rüfe gebysplet haben. Also die sich mit dem
kindertouff überladen habend, die truckend alle geschrifft wider

--240--

den, da sy glych nüts wider inn ist. Aber die ard und natur des
touffs zeigt Joannes daselbst an, und spricht [Matth. 3. 11]: "Ich
touff mit dem wasser in den rüwen." Wie kond er mit dem wasser
in den rüwen bringen? Er predget, wie man sich beßren solt, und
bezeichnet, die sich in ein rüwend leben ergabend, mit dem wassertouff.
Damit warend sy nüts besser weder vor; denn sy hettind
wol können sich beßren, ob sy glych nit getuncket wärind xin.
Darumb was das tuncken des wassers nun ein cerimonien, mit
dero sy sich bewärtend, das sy der rüwenden warend. So er nun
spricht [Matth. 3. 11]: "Ich touff mit dem wasser in den rüwen",
so zeigt er häll an, das der touff ein anheblich, pflichtend zeichen
ist, das uns in den ewigen rüwen unsers fleischs anhebt und
hinynstoßt oder pflicht, als so ein kriegßman sich zum ersten laßt
anschryben.
Marcus spricht 1. cap. [Marc. 1. 4] also: "Joannes, der toufft
in der wueste, und predget den touff des rüwens zuo nachlassung der
sünd." Wie wellend im die Touffleugner hie tuon? Es stat ze
aller vordrest "in der wueste". Gilt es uff die wort tringen, so
habend wir aber überwunden; denn "touffen" stat vor, und das
leren kumpt erst harnach. Aber nit also; sunder da er spricht
"Joannes toufft", da wil er bedüten, das er den wassertouff gab;
das er aber gelych druf spricht: "und predget den touff des rüwens",
bedütet er die leer, das er ouch zuo dem touff fuort. Darumb
muoß man nit uff die ordnung des buochstaben tringen, oder aber
wir verfarend.
Es bewärend ouch die wort Luce 3. [Luc. 3. 7, 8], das es ein
anheblich zeichen ist, und daß 's iro vil namend, die denocht nit
lebtend - ja der merteil! -, als aber die pflicht erforderet. Daby falt
aber hin, das den touff nieman empfahen sölle, er wüsse denn, das

--241--

er on sünd mög leben. Lucas redt also [Luc. 3. 7, 8] "Darumb
hat er, Joannes, gesprochen zuo den scharen, die zuo im hinus
kummen warend, das sy von im getoufft wurdind: ,Ir natrengschlecht!
Wer hat üch zeigt von dem künfftigen zorn zuo endtrünnen? Darumb
thuond frücht, die zuo dem rüwen ghörend.'" Sich, wie er sy bschiltet,
das sy den touff zuo eim zeichen genommen hattend, das sy sich
beßren wöltind, und thatend 's aber nit. So ir aber hie glych
sprechend wellend: "Das zeigt aber an, daß sy es soltend geton
haben," ist war; es zeigt aber nit an, daß Joannes erfordret hab,
das sy sich erinnerind, ob sy one sünd mögind leben. Wider die
glychsnery fechten wir am aller meisten. Joannes hat den touff on
angesehen denen, die inn namend, ggeben. Und wenn er gesehen
hatt, das sy demnach nit läbtend, wie sich geburt, beschalt er sy
offenlich. Er macht aber gheinen zwang darus, als die widertouften
thuond. Die fueren ir demuot und zangg oder eigenrichtikeit uß krafft
des wassertoufs; das ist ietz das gsatz widrumb yngefuort; denn welicher
das werck gottes allein umb des gsatztes willen thuot oder umb sines
verheissens willen, der hat schon die rechten münchenschafft widerumb
yngefuert. Ja, sprechend sy, ich hab mich nun lassen widertouffen,
daß mich mine brueder, wo ich nitt recht thäte, zwingen möchtind
recht ze thuon. Sich, ob nit das sye, sich in das joch wätten,
das unsere vordren nie habend mögen tragen [cf. Act. 15. 10]?
Laß dinen glouben in dir würcken und nit die pflicht der ceremonischen
mentschen, die du ansichst. Denn sobald du in dem zwang
stast, so wirstu, wo du magst one beschälten der bruederen, den alten
weg gon und ußwendig dich hüpschlich glychßnen.
Schlecht: Wir merckend aber hie in Lucas worten, das der
touff eyn anheblich, pflichtig zeychen ist, damitt sich der mensch got
verpflichtet, und dasselb dem nächsten anzeigt mit dem usseren zeichen
ungerottet; oder aber es wirt ein sect darus, nit ein gloub.
Als die Juden zuo Johansen sprachend Jo. 1. [Joh. 1. 25-27]:
"Warumb touffstu denn? etc., gab er inen antwurt: Ich touff mit
dem wasser. Es ist aber einer in mitz under üch erstanden, den
ir nit kennen, und das ist der, der nach mir kummen wirt; der
aber vor mir gewesen ist, des schuochriemen ich nit wirdig bin ze

--242--

entledigen." Hie hörend wir aber, das Joannis touffen, und aller
dero, die ie getoufft und gelert habend, nüts anders vermögend
weder das usser touffen; aber das inner vermag nieman weder der
eynig got. Uff den richtet der heilig Joannes: "Der wirt üch
touffen mit dem heligen geist und fhür" Luc. 3. [Luc. 3. 16].
Darus nun volgt, das es ein anheblich zeichen ist, das wir eim
gebend, der glych innwendig den touff des geistes nitt hatt, und
ouch nit wüssen mögend, ob er inn hatt oder nit. Warumb
sprechend denn die Touffleugner, man sölle den touff nieman geben,
denn der den heiligen geyst hab Act. 2. [Act. 2. 38-41]. Nun
habind aber die kinder den heligen geist nit; darumb sölle man sy
nit touffen. Wie vil sehen wir von Joansen, von Christo, von den
apostlen getoufft sin, die den glouben nitt habend gehebt, wie vor
uß dem Luca gehört ist? Darumb der valsch schirm, das die
kinder den heligen geist nit habind, itel und närrisch ist; dann wer
hatt uns geseyt, wie gott in inen wone, oder wenn er sine gaben,
die er uns gibt, in uns pflantze, in muoterlyb, jung oder alt? Hieremias
ist in muoterlyb geheyligot [cf. Jer. 1. 5]. Johannes töuffer
hatt unseren erlöser mit grösseren freuden in muoterlyb erkent [cf.
Luc. 1. 41] weder wir, so wir groß sind. Phares und Sara [cf.
1. Mos. 38. 27-30], Jacob unnd Esau [cf. 1. Mos. 25. 22-26] habend
in mitz der geburt mitt einanderen gestritten. Wer hat aber das
geton? Nit sy, sunder got. Was darff es denn der frävenen reden,
als einer im gspräch redt: Die kinder habend den geist nit; er
wölte ouch bewären, das sy inn nitt möchtind haben. Sich, dahyn
fuert uns zangg. Ich wil got lassen würcken, wie und wenn er wil
1. Cor. 12. [1. Cor. 12. 11].
In den geschichten 1. capitel [Act. 1. 5] spricht unser herr
Jesus Christus: "Joannes hat üch im wasser getoufft, aber ir
werdend im heligen geist getoufft werden." Lieber! Worinn habend
die junger getoufft, so die gschrifft für und für nun Johansen touff
harfürzücht? Warlich, sy hand nit im heligen geist getoufft; denn
dasselb thuot allein got. So haben sy on zwyfel nüts anderst getoufft
weder der helig Joannes, namlich nüts anders dargethon weder

--243--

die leer und das wasser, das ist: den usseren touff. So muoß ouch
der jungeren touff für das erst nun ein anheblich zeichen und
cerimonien sin, wie der usser touff des wassers überal ist. Zum
andren muoß Joannis touff ein touff sin mit der jüngeren touff und
Christi dem usseren touff, von welchem harnach kummen wirt.
Ietz kumpt da sterckest ort, das uns lert den wassertouff ein
anheblich zeichen sin, damit wir uns in ein nüw leben got pflichtend,
und des ouch mit gemeinen Christen zuo einer kundtschafft den
wassertouff annemend. Das stat Ro. 6. [Röm. 6. 3-5] also: "Wüssend
ir nit, das wir alle, die getoufft sind in Christum Jesum, das wir
in sinen tod getoufft sind? Denn wir sind mit im begraben durch
den touff in den tod, das, wie Christus durch die eer sines vatters
ufferstanden ist von den todten, wir ouch also in eim nüwen leben
wandlind. Denn sind wir mitgestaltig worden der glychnus sines
todes, so werdend wir ouch mitgstaltig oder mitpfläntzig siner
urstende werden etc."
Hie will ich zum ersten den rechten, natürlichen sinn der worten
Pauli anzeigen, und demnach der Touffleugneren gegenwürffen
antwurt geben.
Paulus wil mit disen worten die vermanen zuo unschuldigem
leben, die sprachend [cf. Röm. 6. 1]: "So es als durch Christum
verzigen wirt, so lassend uns in sünden leben", unnd lert sy, das sy
gantz unrecht redind, und spricht [Röm. 6. 3]: "Wüssen ir nit, das
wir alle, die in Christum getoufft sind" - sich, der spricht ouch:
"in Christum getoufft sin" und mit "in Christo". Das hat den
underscheid vor einandren, als im tütsch "im" und "in", wie doben
ghört ist "in den namen des vatters" und nit "im namen". "In"
hat die ard, daß man 's brucht, da man von ussen hinynkumpt; als
wenn man spricht: "Er gadt in das huß", ist gwüß, das er usserthalb
was, und ist hinyn ggangen. "Im" hat die ard, das man 's
brucht, da man schon dinnen ist; als so man spricht: "Er gadt im
hus," so verstat man wol, das er vor unnd ee er anhuob ze gon,
er imm hus was. So nun Paulus spricht: "Wir alle, die in

--244--

Christum Jesum getoufft sind," muoß ie sin, das er sagen wil, das
wir, die usserhalb Christo Jhesu warend, mit dem touff in inn
tretten sygind. So muoß ie der touff ein anheblich zeichen sin - ja,
wüssend ir nit, das wir alle, die in Christum Jesum getoufft sind,
daß wir in sinen tod getoufft sind?" Das ist nüt anders, denn sam
er spräch: "Wüssend ir nit, das, welcher in das wasser (damit man
inn in Christum sichtbarlich fuert und pflichtet) gedunckt wirt,
das er in den tod Christi gedunckt wirt, das ist: in den tod
Christi hinyn gestossen. Ir soltend 's doch billich an dem bruch
des touffs erlernen. Sehend ir nit, das, so wir in das wasser gstossen,
glych als vil als begraben werdend in Christum, das ist: in sinen
tod, das wir damit bedütend, daß wir ouch der welt gestorben
sygind? Und wie Christus uferstanden ist von den todten und
nimmerme stirbt, also söllend ouch wir, nachdem wir uß dem touff
widrumb gezogen sind, in eim nüwen leben wandlen. Dann sind wir
im verglychet worden nach dem tod, do wir in 'n touff gestossen
wurdend, so werden wir ouch verglycht werden nach der urstende.
Wie kan ützid heitrers harfürgebracht werden, das der touff ein
anheblich zeichen sye, das uns in Christum hinynstosse oder pflichte,
damit wir in im nüwe menschen sygind unnd ein nüw leben fuerind,
weder diß ort Pauli? Er bringt die gantzen bedütnus des
touffs harfür. Das inhynduncken bedütet den tod, das, wie Christus
gestorben und begraben ist, wir ouch der welt sterbind. Das widrumbharfürkummen
bedütet die urstende Christi, das, wie er ufferstanden
ist und nimmen sterben mag, wir ouch in Christo ein nüw leben
fuerind; so werdend ouch wir nimmerme sterben, sunder uß dem tod
in 's leben ggangen sin Jo. 5. [cf. Joh. 5. 24]. Hie widersprechend
aber die Touffleugner: "man muosse sehen, was darvor stande, so
finde man, das diß ein antwurt sye denen ggeben, die sprechend: So
Christus alle sünd bezalt, unnd die gnad gottes in vile der sünden
aller klärest erschynet, so wellend wir inn sünden blyben; und welle
Paulus hie nit vom usseren touff reden, sunder von dem inneren;
dann es kömme harnach [Röm. 6. 6]: "Das söllen ir wüssen, daß üwer
alter mensch mit im gecrützget sye, damit die lybhafft sünd abgethon
werde, damit wir nümmen der sünd dienind etc.", an welchen worten

--245--

man wol verstande, das er nit vom usseren touff hie rede, sunder
von dem inneren; der sye der recht touff. Antwurt: Ich hab, das
vor und nach stat, besehen und verstanden bas weder ir (verbo
absit invidia!), ungeruempt, ee unnd ir diß ort ye gsehen habind. Ich
muoß aber üch by der nasen bas drüber ziehen. Wer redet darwider,
das Paulus hie nit uff den tod des alten menschen tring und
uff ein nüw leben? Nieman. Noch so zücht er zuo merer klarheit
den wassertouff zuo einer glychnus und byspil harfür, als ob er redte:
Wie könnend ir wyter in der sünd läben, so ir vormals darinn tod
sind gewesen? Ir söltend doch an dem usseren touff können erlernen,
das ir imm alten läben nitt blyben mögend. Denn wie ir in den
usseren touff gestossen sind, hat es bedütet, das ir in den tod Christi
gestossen sind, das ist: das ir glychsam, wie Christus gestorben ist,
ir ouch also dem alten menschen absterbind. Und wie ir widrumb
harfürgezogen sind, hat es bedütt die uferstentnus Christi, das ir
in eim nüwen läben erstandind und lebind. Noch, wie Paulus das
absterben des alten menschen und das nüw läben in Christo lert,
so bringt er 's aller clarest mit dem byspil oder glychnus des wassertouffs
harfür. Darumb muoß es ie umb den usseren touff ein sölche
gstalt haben, wie Paulus darvon redt, oder aber, das er daruf buwt,
möchte nit statt haben. Darumb so muoß der touff ein anheblich
zeichen sin, das uns in ein nüw läben pflichte, das uns in Christum
stosse. Sehend ir aber hie erstlich, das Paulus durch das zeichen
des touffs allein früntlich manet, nit zwingt, zuo christenlichem
läben, als aber ir mitt üwerem zemenpflichten thuond. Ich red nit
von dem zwang des bannes, der etliche laster nit ungestrafft lasset,
sunder von üwrem zwang, da ir redend, ir lebind one sünd, darumb,
das, welcher sich mit üch toufft, der muoß also reden, leben, bkleidt
sin uß üwrem pflicht; das ist sect und rott. Ir muessend mit dem
touff nit zwingen, sam es ein münchische profession sye, sunder
ein' n ieden imm namen gottes läben lassen, wie inn gott ermanet,

--246--

bis an den bann hynzuo. Demnach muoß ich üch anzeigen üwer eigen
that, das sich dieselb nit gestaltet nach üweren worten. Ist das absterben
des alten mentschens und den nüwen anlegen [cf. Eph. 4. 22-24],
der recht touff, als er warlich ist, warumb hebend ir denn den usseren
wassertouff an ze widren? Ist nit das unser aller gschrey für unnd
für gewesen: Gond hin, lebend zum aller christlichosten, als got
gibt, allein underlassend den widertouff; denn man sicht offenlich, das
ir üch damit rottend. Nun kan aber ein mensch sich wol nach der
form Christi gstalten, ob er glych nimmer widergetoufft wirt, ja
bas; denn der widertouff hat nit grund imm götlichen wort. Darumb
so mag er nüts anders bringen weder ein unlustige zwungenschafft,
wie alle münchheit gethon hat. "Und ist aber das rych Christi
ein frommgheit, frid und fröud in dem heyligen geist" Ro. 14. [Röm.
14. 17]. Möchtend ir den rechten, nutzbaren touff nit an üch nemen,
das ist: innwendig üch nach got gestalten one den usseren, des grund
ir nit habend? Also wancklend ir hin und wider. Tringt man üch
mit dem touff, so machend ir inn lycht; macht man inn üch lycht,
damit ir inn nit widrind, so machend ir inn tür. Als ir wol
wüssend, das etlich under üch fürggeben habend, es sye inen, so bald
sy getoufft wurdind, gewesen, sam sy nüwe menschen worden sygind.
Wärind guote mär; wir wölten alle in der Linmag baden! Sehe
ein ieder frommer Christ, mit was künsten uns der böse fyend
anfechten könne, damit er uns zertrenne. Er sicht, das es sust
einen fürgang wil haben; darumb muoß er uns teilen. Aber der
under uns ist, der ist der grösser und stercker 1. Jo. 4. [1. Joh. 4. 4].
Dartzuo ist es nit nüw, daß Paulus durch ein wäsenlich byspil leert
ein anders wäsenlichs. 1. Cor. 10. [1. Cor. 10. 14-22] leert er ouch
durch die gmeinsame des nachtmals Christi, das man mit den
götzenmalen nit geselschafft haben mög. Noch so lert er sin fürnemen
der maaß mitt dem byspel, das er ouch im byspil uns den rechten
nachvolgenden nutz des nachtmals Christi ze verston gibt. Also
ouch hie lert er das inner touffen und nüw läben mit dem usseren

--247--

touff, aber der gestalt, das wir ouch die ard und natur des usseren
touffes damit erlernend.
Ietz habend wir gnuogsamlich erfunden, was der touff für ein
zeichen oder sacrament sye.
Nun ist es an dem, was doch der touff vermöge oder würcke.
Hie wil ich gern den Touffleugneren verjehen, das etwas guots
mit dem touffkampff harfürkumme.
Das erst ist, das man die menschlichen zuosätz, als: beschweren
des kinds, mit geyfer bsudlen, saltz instrychen, hiemit harfürgebracht
hat, das sy nüts wärdt sind. In welchen dingen man vil falscher
hoffnungen oder meinungen ghebt; dann sy einer zoubery gar glych
sehend. Es ist wol war: die ding kummend vor alten zyten har bis
an uns; sy sind aber by den alten nit geachtet, darfür wir sy achtend.
Sy sind ouch von got nit yngesetzt, sunder ein menschlicher zuosatz,
der zuo denselben zyten uß etwas ursachen geduldet mocht werden,
darumb, das die nüwen Christen glych als die kinder Israhels noch
etwas hinder sich in Egypten sahend [cf. 2. Mos. 16. 3]; dann sy
in der Heydenschafft sölcher ceremonien vil gehebt hatten. Dieselben
kartend inen die alten Christen in einen andren bruch, damit
sy der vordrigen sich deßs ee verzihind. Aber sy soltend dennen
gethon sin. Das man umb der blöden willen ein zyt duldet, sol
man darumb nit ewigklich dulden, sunder, nachdem die warheit erlernet
wirt, den schatten lassen fallen [cf. Col. 2. 17]. Aber das
christenlich gebett, das im touff gebettet wirt, wellend ouch etlich
verwerffen; thuond unrecht (ich red: so vil es christenlich ist); dann
Christus hat ouch guotes über die kindle gesprochen, die man zuo im
bracht Mar. 10. [Marc. 10. 13-16].
Das ander, das in disem kampff harfürkumpt, ist, das wir
sehend, daß das angiessen des wassers nit die sünd abwäschet, als
aber wir bißhar verwenet habent one grund des göttlichen wortes.
Wir habennd ouch gemeinet, das touffwasser neme dem kind die sünd
ab, die es aber nit hatt, und one das wasser werde es verdampt.
Das als irrtumben gewesen sind, wie hernach erlernet wirt.

--248--

Also vermag der wassertouff nüts zuo abwäschen der sünd. Das
zeigt der heylig Petrus 1. cap. 3. [1. Petr. 3. 20-21] an: "In welcher
arck wenig, das ist: acht menschen, behalten sind. An welichs
ebenbild uns glycherwys der touff behaltet, nit das hinlegen der unreinikeit
des fleischs, sunder das erforschen der guoten conscientz in
got etc.". Hie hörend wir häll, daß Petrus von stund an verspricht,
das der touff, so ferr er das fleisch wäscht - das muoß aber allein der
wassertouff sin -, die sünd nit hynnimpt, sunder so verr der mensch
sich selbs recht befinde in siner conscientz gegen got. Es mag
schlechts dennen ghein lyplich ding die conscientz reinigen, wie
doben uß der epistel zun Hebreern [cf. Hebr. 9. 22] clarlich bewärt
ist. Es hat aber hierinn ouch etlich der uralten lerern verfuert, daß
sy das wort Christi Io. 3. [Joh. 3. 5] nit recht verstanden habend,
da er zuo Nicodemo spricht: "Warlich, warlich sag ich dir, es sye
denn, daß einer uß dem wasser und heligen geist geboren werd, so
mag er nitt ingon in das rych gottes"; denn sy, die lerer, habend hie
durch das wasser das lyplich wasser verstanden, und im demnach vil
me zuoggeben denn sy solten. Uß welichem demnach gevolget ist,
das sy fürggeben haben, das wasser möge reinigen, und habend aber
nit erwegen, daß glych daselbst Jo. 3. [Joh. 3. 6] hernach volgt:
"Das uß dem fleisch geborn ist, das ist fleisch, und das uß dem geist
geboren ist, das ist geist". Denn uß disem wort hettind sy von stund
an gesehen, daß lyplich wasser nüts denn lypliche ding gebären mag.
Und deßhalb so vermag das lyplich wasser nüts zuo reinigung der
seel. Wenn sy aber denn glych sprechend: "Das lyplich wasser thuot
nüts", ist war, aber die wort und das wasser mit einandren, als Augustinus
spricht: "Das wort wirt zum element gethon, und denn so ist
es ein sacrament" (wiewol ich hie Augustinum nit schilt, sunder
die inn nit recht verstond), so ist doch gheins muntlichen oder lyplichen

--249--

lichen wortes krafft grösser weder die krafft des lyplichen wassers;
denn es mag nieman die sünd hynnemen weder gott. Unnd so gelych
- als sy sagend - das element und wort sacrament machetind,
dennocht so vermag gheyn sacrament die seel ze reinigen; dann es
ist nun ein usserlich ding. Das wort, ußwendig gesprochen, macht
die seel nit heyl, sunder innwendigen verstanden unnd ggloubt. Von
demselben wasser redet Christus hie; das wellen wir ietz bewären.
Jo. 7. [Joh. 7. 37. 38] spricht Jesus also: "Welchen dürste, der kumme
zuo mir und trincke. Welcher in mich vertruwet - wie inn denn die
geschrifft wyßt -, von dem werdend lebende wasser fliessen". Hie
verstond wir häll, daß Christus von dem wasser redet, das unser
seelen erkickt. Das mag aber gheinr anders sin weder er selbs;
denn er ist der einig trost unnd gmahel der seele. Und ist also diser
worten sinn: Welcher nit ein nüwer mensch wirt in dem, das er mich
erlernet kennen und in mich vertruwt - welchs aber allein durch
den heiligen geist beschicht; denn sust mag nieman zuo mir kummen,
min vatter habe inn denn gezogen -, ja, welcher nit also widergeboren
wirt, der mag nit ingon in das rych gottes [cf. Joh. 3. 3]. Disen
grundtlichen sinn, der nüts anders ist weder das euangelium, hat
Christus an vil orten mit andren und andren bedütlichen reden
ußgesprochen. Jo. 4. [Joh. 4. 14] spricht er zum samarytischen wyb:
"Welicher des wassers trincken wirt, das ich im wird geben, den wirt
nimmerme dürsten, sunder das wasser, das ich im geben wird, daß
wirt in im zuo eim brunnen des wassers, das in ewige säligheit ufschräygt".
Hie verstat er ouch nüts anders weder das, welche inn
kennind unnd in in vertruwind, zuo got kummen werdind. Und prediget
Christus also allenthalb das euangelium, wie die ufloser zumm
vähigosten sind. Jo. 6. [Joh. 6. 27] lert er aber das euangelium: "Erarbeitend
die spys, die nit vergat, sunder die in ewigs leben blybt,
die der sun des menschen üch geben wirt". Hie nempt er das vertruwen
in sich ein spys. Und bald darnach, do er den weg der

--250--

erlösung uffgethon hatt, namlich, das das brot, das ist: die spys, die
er uns geben wurd, also gebachen oder bereit wurde, das er sich
in den tod wurde für uns geben, spricht er demnach [Joh. 6. 53]: "Es
sye denn, das ir das fleisch des suns des menschen essen werdind
und sin bluot trincken, so werdend ir das leben in üch nit haben".
Hie wil er aber nüt weder das euangelium anzeigen: Es sye denn
sach, das wir gloubind, das er für uns in 'n tod hinggeben sye, und
gloubind, das er uns mit sinem bluot abgewäschen hab, und vertruwind
darin (denn das ist das essen der seel: vertruwen), so werdind wir
das leben in uns nitt haben. Diß alles ist nüts anders geredt, denn:
"Welcher in mich vertruwt, der hat ewigs leben" Jo. 6. [Joh. 6. 47].
Und: "Nieman kumpt zum vatter weder durch mich" Jo. 14. [Joh.
14. 6]. Und: "Wenn ich von der erd erhöcht wird, so wird ich alle
menschen zuo mir ziehen" Jo. 12. [Joh. 12. 32]. Also ouch hie Jo. 3.
[Joh. 3. 5]: "Es sye dann, das einer geboren werde uß dem wasser
und heligen geist, so wirdt er nitt yngon in das rych gottes", lert er
nüts anders weder die leer des euangelii, die allein die seel erkickt,
glych sam ouch das lyplich wasser das durstig hertz erkuelet. Und
ist diser bruch des wassers nit nüwlich von Christo also genommen,
sunder imm alten testament ist er ouch also gebrucht.
Isa. 55. [Jes. 55. 1]: "Ir alle, die durstig sind, kummend zum wasser.
und ob ir glych ghein gelt habend, kummend dennocht ylends, kouffend
one gelt und trinkend etc.", ermanet uns ouch hie, das wir zuo der
fryen schencke, da nieman nüts gibt, allein, daß er trincke, zuo
Christo, dem selentrost, zuolouffind. Zacharie 14. [Sach. 14. 8]:
"Zuo der zyt werdend die lebenden wasser von Hierusalem ußgon etc.".
Und sust gar an vil orten. Deßhalb diß ort nüts anders ist weder
ein anzeigung des euangelii, doch anfengklich mit einer glychnus
des wassers, unnd demnach offenlich mit klaren worten. Liß das
3. cap. Jo. [cf. Joh. 3. 1-21], so wirstu sehen, wie Christus Nicodemum
des euangelii zum aller clarlichosten bericht.
Noch wellend wir ein gegenweer darthuon denen, die an disem
ort strytig blyben wöltind. Wellend ir überein, das hie "wasser"

--251--

für "lyplich wasser" genommen werd, so muessend ir ouch Mat. 3.
[Matth. 3. 11] "fhür" ein "lyplich fhür" lassen sin. Da spricht Joannes
[Matth. 3. 11]: "Der wirt üch mit dem heligen geist und mit
dem fhür touffen". Ja, möchtist sagen, es ist nit glych; denn mit
dem wasser toufft man, aber mit dem fhür toufft man nit. Antwurt:
Man toufft ouch mit dem fhür; denn Christus lügt nit, Act. 2. [Act.
2. 3]; denn er hat mit den fhürinen zungen getoufft. Darumb, wie
hie Mat. 3. [cf. Matth. 3. 11] "fhür" nit für ein lyplich fhür muoß genommen
werden, also ouch Jo. 3. [cf. Joh. 3. 5] muoß "wasser" nit für
ein lyplich wasser genommen werden. Nit, das man den wassertouff
verwerffe; er hat an andren orten in der gschrifft grund Jo. 3. [Joh.
3. 22-26], Mar. 1. [Marc 1. 9] etc. Dahar ist kummen das, das
ouch, die in India sind, noch hüt by tag mitt dem usseren touff
irrend; dann sy touffend sich imm wasser, unnd brennend demnach
ouch malzeichen an ire höupter. Kumpt dahar, das sy das fhür

--252--

Mat. 3. [cf. Matth. 3. 11] glych als vil ursachen habend vom lyplichen
fhür ze verston, als Jo. 3. [Joh. .3 5] das wasser für ein lyplich wasser.
Ja, sy möchtind uns übertringen, wenn wir an disem ort lyplich
wasser verston wöltind, das sy recht toufftind und wir nit, so wir nit
ouch mitt dem fhür touffend; denn sy habend glych als ein klar wort
vom fhür als wir vom wasser, so ferr man "wasser" sölte für ein
lyplich wasser verston. Darumb habend nun die uralten geirret an
dem wassertouff, das sy gemeint hand, das wasser vermög ouch
etwas zuo reinigung und säligmachung des menschen. Die habend ie
muessen irren und deßhalb den kindertouff nit recht gründen; denn
sy habend inn zum teil in den usserlichen wassertouff ggründt. Also
erfindt sich, das der usser wassertouff nüts vermag zuo reinigung
der seel. So muoß er nüts anders sin weder ein usserliche cerimonien,
das ist: ein usserlich zeichen, das der mensch in den herren
Christum Jhesum ingefuert, gepflantzt unnd pflichtet, im leben und
nachvolgen welle. Und wie in Christo weder bschnydung noch unbschnydung
ützid ist, sunder das der mensch ein nüwe gschöpfft
syge, ein nüw leben fuere Gala. 6. [Gal. 6. 15], also macht ouch der
touff nit sälig, sunder das wir ein nüwe geschöpfft sygind. Deßhalb
es wol gefochten ist imm kindertouff, das man erlernet hat, das der
wassertouff nit sälig macht, nitt reiniget. Aber die Touffleugner
kan ich nit anderst verston, weder das sy ouch dem wassertouff vil
zuogebind; und denn so sind sy glich als vil lätz dran als die
Bäpstler; denn das ist kurtz und gwüß (und ob mich glych die
gantz welt widerfechten understuend, das ghein usser element oder
anthuon die seel reinigen mag. Und darumb, als iro etlich offenlich
am gspräch ußgabend, sy hettind eigenlich empfunden, das inen
ein grosse lychtrung begegnet wäre imm touffen, gab inen Miconius
antwurt: "Hatt dich nit vorhin seer geangstet uff den
touff?" Sprach einer: "Ja" (dann sy geben für, es sölle sich gheiner
lassen touffen, er wüsse denn an im selbs, das er one sünd sin mög).

--253--

Do sprach Miconius: "Darumb so ist die lybrung, die du imm touff
gehebt hast, nüts anders gewesen denn ein verlassen der angst, die
einer imm selbs gemachet hatt. Und denn sprechend ir, es hab
üch got von nüwem etwas gethon; und ist aber nüts anders, denn
glych wie uns vor in der bycht beschach. Da hattend wir grosse
angst und not, ee und wir bychtetend; und so bald wir gebychtet
hattend, sprachend wir: Got sye lob! Mir ist ein besundre fröid
worden und erkickung. Die was aber nüts anders weder entladung
der bychtangst. Da hett einer ouch mögen reden, er hette
ab der bycht oder pfaffenabsolution ein nüwrung in im selbs empfunden,
do im die bycht aber einmal ab worden was. Noch was
es nüts anders weder entledigung der bychtangst. Das sach man
an dem, das wir ungeendret blibend unsers lebens halb. Also ist
ouch die erwegnus groß by denen, die sich widrumb touffen lassen.
Kumpt dahar, das der widertouff imm götlichen wort nit grund hat.
Darumb strebt die conscientz, ist erschrocken und forchtsam. So
aber die that hinüber ist, so habend wir 's denn gewagt und den hals
gestreckt, und wöltind, das alle menschen thätind wie wir, damit uns
das verwyssen abwurd". "Ja", sprechen sy: "Ich bin vormals ein
sünder gsin, ietz bin ich 's nit mer". Antwurt: "Do die münch
einist also sprachend, do redtend wir und redtend recht, das diß die
gröste sünd wäre, die sy gethuon köndind. Und ietz fuert uns der tüfel
widrumb in das alt, böß spil. Man hat im in die karten gsehen, und
die münchischen glychßnery verraten und harfürgezogen. Also
suocht er einen nüwen alefantz, damit er uns widerumb (ouch mit
dem liecht) hinder 's liecht fuere". Wyter sprechend sy: "Darumb

--254--

hab ich mich lassen touffen, das, wenn ich glych sünden wölt, so habend
mich mine mitgetoufften brueder gewalt und glimpff darvon ze ziehen".
Sich ietz, ob nit das eintweders ein müncheit sye, rott oder sect,
oder aber werck des gsatzes. Ir wellen nit mercken, das wir, die
Christen sind, nit uß zwang des gsatztes recht thuon söllen, sunder
uß dem glouben. Das aber nit ist, wenn einer nun darumb recht
thuot, das inn die mitgetoufften zwingend; wiewol etliche laster sind,
die da söllend gestrafft werden, aber von der kilchen, nit von der
rott der widergetoufften. Hie sprechend sy: "Wir sind die kilch,
unnd welicher in der unser kilchen nit ist, der ist nit ein Christ.
Darumb habend wir die kilchen anghebt, es was vorhyn ghein
kilch". Antwurt: "Also, das ist recht! Ich sagt 's von anfang, das
steckete darhinder, das die widergetoufften nieman wurdind für ein
Christen haben, noch gheine Christen für ein kilchen denn sich.
Also thuond im alle rotter, die mit eignem gwalt sich ufwerffend.
Also hat im der bapst thon, sich selbs für die kilchen ußgeben one
gunst und willen der rechten kilchen. Besehend eigenlich das
20. cap. Act. [Act. 20. 29. 30] von den wolffen, die das volck inen
nachziehend, so werdend ir üch selbs imm spiegel innen finden. Nit
also, biderben lüt! Ir muessen ouch Christen lassen sin, die nit
widergetoufft sind, ja fro sin, das sy üch Christen lassend sin; denn
billicher wär, das die ungetoufften üch nitt allein ußschlussind, sunder
gar von land jagtind, weder das ir sy verachten söltind. Ursach:
Wie gdörend ir die nüwrung für üch selbs in einer gmeind anheben,
die gemeind unersuocht? Ich red hie allein von denen
gmeinden, in denen das gotswort offenlich und trülich gefuert wirt.
Sölt es dartzuo kummen, das ein yeder lätzkopff, sobald im etwas
nüws und seltzams in 'n sinn keme, er von stund an ein rott sölte an
sich hencken, so wurde secten und rotten so vil, das der Christus,
der ietz kummerlich zemengebracht wirt, in einer ieden kilchhöre in
vil stuck geteilt wurd [cf. 1. Cor. 1. 13]. Darumb söllend die ding

--255--

mit gemeiner verwillung der kilchen angehebt werden und nit von
eim ieden besundren; denn das urteil der gschrifft ist nit min, nit
din, sunder der kilchen 1. Cor. 14. [1. Cor. 14. 24]; dann dero sind
die schlüssel Jo. 21. [Joh. 21. 23]. Was ist denn diß uffwüschen und
rotten für ein wäsen? Da schmeckend an all samen, die sölch
nüwrungen anhebend under denen gemeinden fürharz' bringen, die
dem wort trülich losend, gloubend und, so vil got gibt, volgend.
Aber, wie ich vor gemeldt hab, der böß fyend ist uns z' bschissen;
er understat, das uffgend euangelium ze temmen. Darumb, frommen
Christen, schiesse sich nieman sunderlich harfür. Es zeigt
nit ein starck gemuet an, das von stund an on vorgeben des blöden
harfürspringt, sunder ein undultigs, das der blöden schäfflinen nit
wil warten, bis daß sy ouch hernach kummend. Ich red für und
für allein von denen gmeinden, denen das gotswort gepredget wirt,
ouch von den usserlichen dingen allein. Sust zimpt eim ieden
Christen nach dem inneren menschen, zum aller ersten got gibt,
Christo nachvolgen.
Hie bochend sy: "Zimpt mir aber nit nach dem gotswort ze
leben?" Ja, läb darnach, so wirstu in den dingen nüts anheben,
das zerrüttung bringt; denn es lert dich, das du vor allen dingen
gheinen anstoß dinem bruoder in 'n wäg legist, Ro. 14. [Röm. 14. 13],
in den usserlichen dingen, die fry sind. Wie vil weniger sol man
nit anstoß legen in den usserlichen dingen, die in gottes wort kein
erloubnus habend, als der widertouff? Denn Paulus redt am selben
ort [cf. Röm. 14. 15-20] von underscheid der spysen, die aber mit
hällem gotswort fry sind, das aber der widertouff gheinen weg nit
ist; denn der touff ist ein cerimonien und pflichtszeichen, das die
spysen nit sind. Da sy aber sprechen: "man muoß denocht etwan ein

--256--

ding dennen thuon oder anheben, nun tuey 's aber der gwalt nit",
antwurt: Also soltend ir im gethon haben, den widertouff, ob er
glych under die mitlen ding ghorte, der kilchen früntlich fürgelegt
haben, und darüber lassen zytlich gnuog die gschrifft besehen, und
demnach ghorsam gewesen sin. So wellend ir die kilchen zwingen;
und sol aber sy das wort des lerenden urteilen, und er nit zwingen;
denn die christenlich kilch hett üch nit nachgelassen, das ir üch
widertoufftind; denn sy wüßt des gheinen grund. In andren dingen
derglychen, als in erkiesen der spysen. Wenn man dasselb anheben
wil, sol der bischoff oder prophet die kilchen vorhin wol leren,
und demnach der gemeind das urteil und erloubnus lassen. Hie
kumpt aber denn der gwalt - möchte einer sprechen -, der wil sich
nit leren lassen. Ist war. Leer du für und für getrülich, und gebruch
dich ouch christenlicher fryheit heimlich und by denen, die
nitt verletzt werdend. Gott wirt demnach sin wort wol in die
hertzen der gleubigen geben unnd vilen, bis das er ouch die gwaltigen
übermeret. Laß du nun inn machen! Aber in den
usserlichen dingen, die zuo zerrüttung der christenlichen gemeind
dienend, darumb du kein häll wort hast, da huet dich als vor gifft,
das du selbs ützid fürnemist one der kilchen urteyl. Sich, wie
stond hie die Widerteuffer! Sy habend inn by uns angehebt,
ee und sy gheinem menschen ützid darvon habind anzeigt, ich
gschwig, das sy inn offenlich vor der kilchen gepredget hettind;
denn sy waren nit von der kilchen angenommen ze predgen. Bewärnus
uß der gschrifft ist hie nit not anzezeigen; sy wirt allenthalb
anzeigt, wo man von verergernus redt.
Das ich aber widrumb uff das wort Jo. 3. [Joh. 3. 5] köme.
Es möchtind sich die Touffleugner harfürstellen und sprechen:
"Heißt hie "wasser" das euangelium oder die erkickung durch

--257--

Christum, warumb haben ir uns denn mit disem wort getrungen,
do ir mit uns gespräch hieltend, das wasser stuende vor dem geyst?"
Antwurt: "Dise inzüg muoß man tuon, nun, daß die kempffer nit mit
irem klapren die welt luginen füllind. Es ist also zuogegangen, das
Leo mit eim geredt hat im gspräch; der wolt, man mueßte im die
wort lassen ston, unnd wie sy in der ordnung stuendind, also sy erkennen
ze blyben lassen sin. Do sprach Löw: "So sag mir an,
wofür nimpst du mir "wasser" Jo. 3. [Joh. 3. 5], da Christus spricht:
,Es sye denn, das einer geboren werde uß dem wasser und heligen
geist et.'"? Do trocket er lang drob, unnd wolt nit anderst verjehen
weder: es hiesse das lyplich wasser des touffs. Das bschach
aber uß lötiger eigenrichtigkeit; dann sy hattend von uns allen offt
ghört, das es die erkantnus und vertruwen in Christum heißt. Noch
woltend sy vom buochstaben nit wychen. Do sprach Löw: "So ir nun
uff dem buochstaben blyben wellend, so stat doch hie das wasser vor
dem heligen geist; so mag man ye uß üwrem eignen urteil den wassertouff
vor der leer geben". Hie liessend sy sich ee gestellen, ee und
sy vom buochstaben wöltind wychen; denn sy vermeintend, wo sy das
thätind, so wäre das wortt Mat. 28. [Matth. 28. 19] inen uß den
henden gebrochen, und vermöchtind one dasselb den kindertouff nit
bestryten. Darumb liessend sy sich ee an einem ort überwinden, nun,
das sy sich von dem andren nit mueßtind tringen lassen, aber
unwyslich; denn wenn sy in einer meinung an eim ort überwunden
warend, so mocht inen denn ghein ander ort helffen. Ob aber etlich
under inen disen verstand nit gewüßt habend, so danckind den kluogen
lerern, die sy in andren dingen ouch verfuert habend; denn dieselben
habend in vergangnem summer diß ort in den zweyen heimlichen gesprächen
von uns wol gehört ußlegen. Unnd wiewol diß ort treffenlich
für uns wäre, den kindertouff ze schirmen, ouch die alten leerer
diß wasser für das touffwasser verstanden habend, das uns treffenlich
fürderlich xin wär, noch haben wir dem wort nit wellen gwalt thuon.
Sehind ietz zuo, ob wir uns ienen in fräven des worts gründind.

--258--

Also habend wir söliche wort inen nun zuo eim anzöigen irer eigenrichtikeit
engegengeworffen; aber es halff an iro der merenteil nüts.
Von des touffs anhab oder insatz.
Wo der touff yngesetzt sye, wellend die Touffleugner gheinen
weg sehen. Sy sprechen, der sye ingesetzt Math. 28. [Matth.
28. 19. 20]: "Gond hin. Lerend alle völcker, sy touffende in den
namen des vatters und des suns und heligen geists, sy lerende halten
alle die ding, die ich üch empfolhen hab". Nit also, lieben fründ!
Der touff ist nit erst da ingesetzt; denn Christus hatt vorhin langest
durch sine junger toufft, unnd ist ouch er vorhin getoufft worden;
so muoß er ie vorhyn uffgesetzt sin. Hierumb so merckend: Der
touff ist von got yngesetzt durch Johansen, der da dannen "teuffer"
genennet ist. "Nimm war", spricht got durch Malachi 3. [Mal. 3. 1]
"ich wird minen botten senden, und er wirt den wäg vor mir bereiten"
Diser bott oder engel ist niemans anderst weder der helig töuffer
Joannes Mar, 1. [Marc. 1. 4]. Do aber Joannes kummen ist, hatt
er getoufft, als gnuogsam in allen euangelisten gehört ist. So er nun
kummen ist den weg des herren anzeheben und bereiten, und hatt
er getoufft, so hat er ie des herren touff angehebt. Hie sprechend
die Touffleugner: Joannes touff und Christi sye nit ein ding.
Und sy thuond es nit allein, alle theologi redend also, die ich ie gelesen
hab, dero ich noch ingedenck bin. Darumb mir gar schwär
ist darvon ze reden; denn ich mag mich nitt erredten, ich muoß
schwärer fyend haben, denn gheiner zuo diser zyt ye gehebt hat, so
die Toufflöugner und die Bäpstler mit einander wider mich ston
werdennd. Wie ist im aber ze thuon? Sol ich die warheit darumb
dahinden lassen? Es ist nit ze thuon, vorus, so hierinn gar nach,
by allen menschen gefält wirt, und ouch der unverstand vil irrtumbs
unnd zwytrachtes bringt. So ich nun nitt in minem wort, sunder in
dem starcken, unüberwintlichen wort gottes dise gründ setzen, so wirdt

--259--

es mir nit nachteilig, noch ze vil arbeitsam sin, so ich dasselb harfürtrag.
Diewyl ich aber das thuon, so wirt mittenzuo der ursprung,
insatz oder anhab des touffs ouch bewäret sin, mit einer arbeit zwo
ußgericht. Denn ist der touff Joannis und der touff Christi ein
ding, so haben wir schon bewärt, daß der touff do hat anghebt, do
Joannes anhuob touffen. Und hat er do angehebt, so ist er nit erst
yngesetzt nach der urstende Christi Mat. 28. [Matth. 28. 19]. Als
sich sust ouch erfindt, das Christus sine junger vorhin getoufft
hat, so muoß der touff ye nit erst anghebt haben nach der urstende;
oder aber Christus selbs hette ouch zwen teuff gehebt, das aber
nit sin mag, wie hernach volget.
Das der touff Joannis und Christi, der usser touff, nun ein
ding syind, bewärt das vordrig ort uß dem propheten Malachias.
Denn hette Joannes einen andren touff gehebt weder Christus,
so hett er nit den weg des herren anghebt ze bereiten, wie durch
Isaiam 40. [Jes. 40. 3] vorgseit ist, sunder er hette einen eignen
weg gefuert, welchs aber wieder die ard der propheten gewesen wär;
die haben allein zuo got zogen und sin werck gefuert, sy aber nüt
nüws oder anders anghebt.
Und da die Touffleugner und Bäpstler sprechend, Joannes
touff sye ein vorbedütnus Christus touff gewesen, da tuond sy Christo
und Johansen gwalt und unrecht:
Christo darumb, das sy sin wort nit hörend. Der spricht
Luc. 16. [Luc. 16. 16]: "Das gsatz und die propheten habend gwärt
bis uff Joansen; sidhar wirt das rych gottes verkündt etc.". So nun
das gsatz und die propheten bis uff Joansen gewärt haben, und sidhar
das rych gots gepredget ist, so muoß Joannes mit sinem touff
keinen schatten gemacht haben. Denn es stat häll uß dem mund
Christi, das Joannes das rych gottes, das ist: das euangelium
predget hab. So hat er ouch den touff Christi gfuert, wie er die ler
sins rychs gefuert hat. Denn wie wäre das eins, daß sin leer das
liecht wär, und sin touff erst einen schatten uff einen künfftigen
touff gäbe?

--260--

Joansen tuond sy gwalt und unrecht, das sy inn erst zuo eim
schatten machend und under das alt testament zellend, der aber uß
gottes ordnung ein anheber des euangelii gewesen ist und es als
clarlich predget und eroffnet hat, als gheiner der apostlen, und darzuo
der erst gewesen ist, der den herren Jesum Christum mit dem finger
zeigt hat, do die zyt siner offnung kummen was, wie Jo. 1. [Joh.
1. 29-31] stat: "Morndes sicht Joannes Jesum zuo im kumen und
spricht: Sich, das ist das lamb gottes, das da hinnimpt die sünd der
welt. Das ist der, von dem ich üch gseit han: Es kumpt einer nach
mir, der aber vor mir gewesen ist; denn er ist min höchster, aber ich
kant inn nit. Noch bin ich kummen mit wasser touffende, darumb,
das er in Israel eroffnet wurd". Hie hörend wir häll, das Johannes
kummen ist, Christum ze offenbaren dem israhelischen
volck. Deßhalb er nit ein schattenmacher gewesen ist, sunder ein
harfürzyeher des heilands aller welt, als dise wort anzeigend. Do
aber die Bäpstler und Touffleugner hie sprechend: "Johannes
nempt sinen touff selbs nun ein wassertouff. Nun ist aber der
touff Christi nit nun ein wassertouff. Darumb könnend sy nit eins
sin: der touff Christi und Joannis". Antwurt: Wenn ir die oren
recht uffthätind, so hettind ir langest antwurt ghört. Hat Johannes
allein mit wasser toufft? Nein. So hörend ir wol, das er hie durch
diß wort "mit wasser touffen" nit allein das angiessen des wassers
verstat, sunder sin leren; denn mit wassertouffen mocht er Christum
nitt leeren erkennen. Darumb verstat er hie durch den wassertouff
die leer fürnemlich. Die habe er gefuert, das man Christum lernete
erkennen und in inn hoffte. So aber iener huff der Bäpstleren
und Touffleugneren sprechend: "Es mag nit sin, das sy ein touff
sygind; denn Christus toufft imm heligen geist, als Joannes selbs
redt Mat. 3. [Matth. 3. 11], aber Joannes mag nit im heligen geist
touffen", antwurt: Danck üch got, daß ir den balg selbs harzuotragend
wie der fuchs. Sagend an, wenn die junger getoufft habend, oder
wenn man ietz toufft, worinn toufft man? Imm heligen geyst oder
imm wasser? Ir muessend ie verjehen, daß die junger und alle
menschen nüts anders weder die usseren leer und usseren wassertouff
darthuond, und inwendig nit touffen mögend mit dem heligen

--261--

geist. So sagend nun an, ob der touff der jungeren Christi sye
oder nit? Könnend ir nit leugnen; denn ir wellend, das üwer widertouff
Christi sye. Was gebend ir? Nüts denn wasser und leer
(nit daß ich üch nachlaß, das ir mit dem widertouff christenlich
handlind, sunder das ich üch den touff Christi ze verston geb an
üch selbs). Hat nun Joannes eben den touff der leer und des
wassers ggeben, den die junger ggeben habend, als sich bald erfinden
wirt, und ist der jungeren touff Christi, vil me ist der touff Joannis
nüt anders denn der touff Christi, so er der leer unnd
touffs uß gottes ordnung ein urhaber ist.
Darumb so erlernend doch umb gotswillen, das, wenn man
spricht, der touff Christi und Johansen sye ein ding, das man da
die leer und wassertouff verstat. Sust wär ouch der touff der jungeren
und der touff Christi nit ein ding; denn die junger mögend ouch
imm heligen geist nit touffen, als wenig als Joannes.
Ietz sehend ir, ob die töuff mit einandren louffen muessind. Got
zücht innwendig, wenn er wil, so wir glych ußwendig leren und
touffend.
Nun ist es an dem, das wir bewärind, das die leer Joannis
eben ein leer gewesen sye mit der leer der apostlen, das ist: er
ouch das euangelium geprediget hab. Und so dem also, so ist denn
erobret, das ouch der wassertouff ein touff sye, nit underscheiden
zwüschen dem touff Christi und sinem. Denn ob Christus glych
selbs ouch den wassertouff ggeben hette, so wär dennocht sin usser
leren, der substantz halb, unnd usseren touffen nüts anders gewesen
denn ouch der jungeren und Johansen touff. Und so die
junger glych in sinem namen, das ist: für inn, getouft habend, so ist
denocht sin touff, so vil dir leer und wassertouff antrifft, nüt anders
denn ouch der jungeren und Johansen touff. Ich red "der substantz
halb", das ist: der summ und ynnhalts halb; sust weißt man wol,
das sin leer gwaltiger, schöner unnd stercker was denn gheins andren
menschen Mat. 7. [Matth. 7. 29]. Das bewäret die ungloubnus
dero, die inn ghört hattend und denocht nit gloubten, als er sich

--262--

selbs an vil orten klagt. Warumb gloubten sy nit? Darumb, das
sy got nit zoch innwendig; denn er wolt sy verwerffen Mat. 13.
[Matth. 13. 14. 15], Isa. 6. [Jes. 6. 9. 10]. So was ye der usser touff
Christi des wesens halb ein touff mit dem touff Joannis und der
jungeren; denn er schuoff innwendig ouch nüts one das inner leren
des vatters. Nit laß dich ützid irren, frommer Christ. Was der
vatter thuot, das tuot ouch der sun, Jo. 5. [Joh. 5. 19], und helger geist.
Noch hat Christus ouch nach der menschlichen natur ein byspil
des leerens vortagen, damit die junger des minder darab verzagtind,
wenn sy sähind, das man inen nit glych gloubte, so es im selbs geschehen
wer Jo. 15. [cf. Joh. 15. 20].
Nun wellen wir an das predgen Joannis, und sehen, ob es dem
predgen Christi und der apostlen glychförmig sye oder nit. Marcus
bschrybt gar eigenlich den anhab des predgens Christi
1. ca. [Marc. 1. 14. 15]: "Nachdem Joannes hinggeben was, kam
Jesus ins galileisch land, predgende das euangelium des rychs gottes
und sprechend: Die zyt ist erfült, und ist das rych gottes hie. Beßrend
üch und gloubend dem euangelio". Sich, das hat Joannes
euangelist ouch anzeigt 3. ca. [Joh. 3. 22]: "Demnach ist Jesus in
das jüdisch land kummen etc., und hat getoufft". Da wil der
euangelist sagen, das er die leer gefuert hat und den touff, wie
doben ist anzeigt, und Marcus hie eigenlicher ußtruckt; denn er
imm galileischen und jüdischen land ein leer fuort.
Ietz wellend wir dargegen ouch Johansen leer verhören.
Mattheus beschrybt sin leer 3. capitel [Matth. 3. 1. 2] also: "In den
tagen kam Joannes teuffer, predgende in der wueste des jüdischen
lands, und sprechende: Beßrend üch; dann das rych der himlen ist
hie". Hie merck, das zwen teil des euangelii sind: der ein ist der
rüw unnd beßrung des vordrigen lebens; der ander das vertruwen
zuo got durch den herren Jesum Christum. Also hatt Christus
selbs geleert Luce 24. [Luc. 24. 47], es mueßt in sinem namen der

--263--

rüwen unnd nachlassen der sünd geprediget werden in alle völcker.
Also wirdt demnach das euangelium überal etwan der rüwen genent,
als Act. 11. [Act. 11. 18]: "Also hat got ouch den Heiden den rüwen
ggeben zum leben". Nun macht aber allein Christus lebendig.
Denn so wir glych lang rüwend, so habend wir noch nit ruow in der
seel. Wenn wir aber in Christum vertruwen, denn werden unser
seelen frölich und lebendig. Also hat er das euangelium hie "den
rüwen" genempt. Etwan nennet die gschrifft das nachlassen der
sünd das euangelium, als Act. 10. [Act. 10. 43]: "Dem gebend alle
propheten kuntschafft, daß alle, die in inn vertruwent, nachlassen
der sünd durch inn empfahend". Hie wirt das euangelium die nachlassung
der sünd genempt. Also haben wir, daß Joannes das
euangelium, so ferr es glych nun der ein teil wäre, doch trülich gepredget
hat. Deßhalb die Touffteiler aber Joansen nit soltend
von den euangelisten oder predgeren des heils ußgeschlossen haben.
Denn wo also stat, der rüwen sye gepredget, meint man das gantz
euangelium, wie doben bewärt ist. Ouch so spricht Marcus 6.
[Marc. 6. 12]: "Und als die junger sind hinggangen, haben sy gepredget,
daß man rüwete". Aber das alles hindangesetzt, so wellen
wir offenlich bewären, daß Joannes das euangelium so klarlich hatt
gpredget als kein apostel. Jo. 1. [Joh. 1. 29] spricht er: "Sich, das
ist das lamb, das hinnimpt die sünd der welt". Das ist die gantz
summ des euangelii, so ferr es die gnad heißt, namlich, das Christus
das lamb sye, das abtilgke die sünd der welt. Bald darnach spricht
er [Joh. 1. 34]: "Und ich hab im kundschafft geben, daß er der sun
gotes ist". Das ist eben das verjehen, daruff Christus sin kilchen
gebuwen hatt [cf. Matth. 16. 16-19]. Wie nun die apostel geruempt sind,
also ist ouch Joannes darumb ze ruemen, das ist: anzesehen, das er
nüts minder ist weder die junger. Noch wellend wir bas dran. Christus
lert offt durch glychnussen, das er der ware gottes sun sye, unnd
welcher in inn vertruwe, der habe ewigs leben. Jo. 4. [cf. Joh. 4. 1-38],
am 6. [cf. Joh. 6. 22-65], am 7. [cf. Joh. 7. 38. 39] etc. Ist das nit die
botschafft der gnaden gottes? Ich mein ja. Wenn ich nun anzeig, das
Joannes glych also gepredget hat, so hab ich, als ich hoff, erobret,

--264--

das Johannes das euangelium nüts weniger predget hat weder die
andren botten. So gond und lesend Jo. 3. [Joh. 3. 25-36], was er
mit sinen jungeren und den Juden, die umb ein 'n zangg zuo im
komend, von Christo geredt hab. Die wort alle wär ze lang hie ze
erzellen; doch so zeigend sy häll an den einigen touff Christi und
sin, wie wir darvon redend. Unnd zum letsten spricht er [Joh.
3. 35. 36] "Der vatter hat den sun lieb, und hat im alle ding in sin
hand geben. Welcher in den sun vertruwt, der hat ewigs leben;
welcher aber nit in den sun vertruwt, der wirt das leben nitt sehen,
sunder der zorn gottes blybt uff imm". Lieber! Welcher apostel hat
clärer Christum Jesum ein 'n sun gottes genent, dem der vatter
alle ding in sinen gwalt ggeben hab? Welcher hat die summ des
euangelii klärer unnd kürtzer zemenbracht, als hie der gotsteuffer in
der abred gethon hat? Was ist das [Marc. 16. 15. 16]: "Gond hin
und predgend das euangelium allen gschöpfften. Welicher dem gloubt
und toufft wirt, der wirt heyl; welicher im nit gloubt, der wirt verdampt?"
Ist es nit eben ein ding [Joh. 3. 36]: "Welcher in den sun
vertruwt - sich, wie das ein emphasis oder energia ist, das er
inn nit ein 'n sun gottes, sunder nun einen sun des vatters nennet,
inn damitt vil stercker einen natürlichen sun gottes macht, weder so
er geredt hette: der sun gottes; dann vil werdend sün gottes genempt,
die aber nit natürliche sün sind; aber Christus ist der sun
des vatters; so muoß er ouch einer natur sin mit im -, der hat ewigs
leben; welcher aber in den sun nit vertruwt, der wirt das läben nit
sehen, sunder der zorn gottes blybt uff im?" Ja, es ist eben ein
ding. Paulus spricht Act. 19. [Act. 19. 4]: "Joannes hat den
touff des rüwens getoufft - das ist: gelert -, und hat dem volck
gesagt, das sy vertruwtind uff den, der nach im kam, das ist: in
Christum Jesum". Lieber! Ist das nit das recht euangelium, das
man die sündigen lert, daß sy sich beßrind und rüwind? So aber
der rüwend one hoffnung in verzwyflung kumpt, und wir durch uns
selbs nüts finden mögend, das wir uns zur säligheit trösten köndind,
hatt got sinen sun gesendt, das er unser trost und ungezwyflet pfand

--265--

zur säligheit sye. Den hat Joannes mit dem finger zeiget. Er hat
verzügt, das er der sun gottes sye Jo. 1. [Joh. 1. 34]. Er hat
gsprochen, welcher in inn vertruwe, der werd ewigs leben haben Jo. 3.
[Joh. 3. 15]. Er hat geheissen in inn vertruwen. Ist das nit das
gantz, gruntlich, klar euangelium? So gond ietz, ir Touffteiler,
hin und lernend, das, wenn das predgen und touff Joannis der touff
des rüwens genempt wirdt in der gschrifft, das sy sagen wil, Joannes
habe den handel unsers heils anghebt ze predgen, und das
hie "der rüwen" für "das euangelium" genommen wirt. So nun die
leer Johannis nüts anders weder das euangelium ist, warumb solt
sin touff ein besunderer touff sin von dem touff Christi? Also ist
vest, das nun ein touff ist; denn das euangelium hat mit dem
predgen Joannis anghebt, als Christus selbs seit Luc. 16.
[Luc. 16. 16], wie ghört ist; so hat ouch der touff Christi do ze
mal anghebt. Was kan ich darfür, das die theologi daruf nit gesehen
haben? Noch ist die leer Johansen, Christi, der apostlen
alle ein leer, und zeigt das heil aller menschen an: Jesum Christum.
Den predget Joannes künfftig, zeigt inn gegenwürtig; also ouch die
apostel. Bsich wol Mat. 10. [cf. Matth. 10. 7], Mar. 6. [Marc.
6. 12], Luc. 10. [Luc. 10. 9]. So habend sy ouch das rych gottes,
das ist: das heil durch Christum, gepredget, wiewol er noch nit getödet
ward; und Christus selbs sich ußkündt, wiewol er noch nit
den tod erlitten hatt. Das sag ich darumb, daß nit die Touffteiler
sprechind: "Joannes predget nun den künfftigen Christum; die
apostel unnd wir predgend den ietz getödten heyland". Denn er hatt
inn eben prediget, wie Christus sich selbs und die junger.
Ob wir aber der claren bewärnussen gheine nienen hettind, so
wäre der einig touff Christi, damitt er von Johansen getoufft ist,
starck gnuog ze bewären, daß der touff Christi ouch Joansen touff
sye, so Christus von Joansen getoufft ist, und in gheim andren
touff mee. Nun ist gwüß, das Christus unz zuo eim byspil getoufft
ist. Hie merckend ouch an eim fürgon die, so sprechen: "Underlasse
man den kindertouff, so sy sust gottes sind" (wie hernach kummen
wirt), das Christus, der ware gottes sun, den touff umb unsertwillen
hat an sich genommen, das er uns damit ein byspil der einigheit

--266--

gäbe, daß wir alle under eim zeichen haryntrettind. Darumb sol nit
gesprochen werden, die kinder dörffend des touffs nüt; denn Christus
dorft sin ouch nit. Ich kum widerumb: Ist Christus uns zuo
eim byspel getoufft? Ja. So frag ich: In welchem touff? so ir sinen
touff und Johannsen touff zerschnydend. Hat er uns ein byspel mit
sinem touff wellen geben, warumb ist er denn nit in sinem touff getoufft?
So er aber imm touff Johansen getoufft ist, so muessen ouch
wir im touff Johansen getoufft werden. Schlechts dennen, so
Christus, ouch die apostel in Johansen touff (der was aber nitt
sin, sunder Christi, wiewol inn die unwüssenden do ze mal, glych
wie ouch zuo unseren zyten, den touff Joannis namptend, welchs
doch als wenig sin solt, als 1. Cor. 1. [1. Cor. 1. 12] Paulus lyden
wolt, das man Cephas, Apollos etc. touff nampte), ja, so Christus
sampt den apostlen in Joansen touff getoufft sind, so muoß kurtz
und schlecht sin, das nit me denn ein touff sye, oder aber wellind
wir nach dem byspil Christi getoufft werden, das wir in Joansen
touff toufft werdind. Aber es ist nun ein touff; den hat Joannes
anghebt und wäret noch hüt bi tag. Und wärte der touff, mit dem
Joannes getoufft hat, nit bis in die ewigheit, so wäre doch Christus
unnd die apostel nit in unserem touff getoufft. Hußs mit denen
stumpfen köpffen! Paulus manet Ephes. 4. [Eph. 4. 4-6] treffenlich
zuo eynigheit; dann sy syind ein lyb, habind einen geist, und
sygind in einer hoffnung beruefft; es sye ein herr, ein gloub, ein touff,
ein got unnd vatter aller dingen etc. Brechend disen verstand
Pauli ouch, ir Touffzerschnyder! Hat Joannes nun einen geist
gelert, zuo einem lyb gesamlet, nun ein hoffnung in Christum
Jesum glert, nun einen herren, nun einen glouben, nun einen
gott und vatter, wie Christus und die apostel, warumb lassend ir
denn sinen touff nit einen touff mit dem einigen touff und glouben
sin? Got geb üch verstand!
Hie habend aber die Toufftrenner zwen gegenwürff.

--267--

Der erst ist: Nun muoß ie underscheid sin zwüschen dem touff
Christi und Johansen; denn Christus hat geleret [cf. Matth. 28. 19]
"touffen im namen des vatters und suns und heligen geists"; das hat
Joannes nit gethon. Antwurt: Sagend an, ob ir meinind, daß dise
wort neyßwas würckind zum heil oder nit? Würckend sy etwas an der
seel zuo irer reinigung, so mag der mensch ouch den inneren menschen
reinigen (denn es mag der mensch dise wort über einen andren
sprechen). Das doch gar wider got ist; denn der mag allein die seel
oder inneren menschen reinigen. Vermögen die gesprochnen wort
nüts, warumb suochen ir denn durch sy einen zwyspalt zwüschend
Johansen und Christo ze machen? Darumb so merckend, wie vor
ouch zum teil ist anzeigt, das die wort Math. 28. [Matth. 28. 19]
griechisch schlechtlich also stond: "Sy touffende in den namen des
vatters und des suns und des heligen geysts". Nit daß Christus damit
habe wellen leren: "Ja, also sprechend zuo dem wassertouff muntlich:
,Ich touff dich im namen des vatters und etc.'", als ob die
wort die sünd abweschind; sunder das man die, so man toufft, in den
namen, das ist: gwalt, maiestet und ghorsame, des vatters und suns
und heligen geists touffen sölle. Denn wo er damitt ein form der
worten hette bestimpt, wie die theologi darvon redend, so hettind sich
die jünger übel vergangen; denn wir nit lesend, das sy ienen sölicher
form getoufft habind, aber wol imm namen Jesu, wie vor ist anzeigt.
Wiewol alle Christen billich ein wolgefallen an denen
worten söllend haben, unnd mit inen touffen; dann man spricht gheine
billicher darzuo, denn die namen dero, denen wir damit werdend angeschriben.
So nun der helig Joannes, als vor gseit ist, in
sinem predgen den vatter, den sun, den heligen geist glert hat, ja sy
erkent hat (denn der vatter redt in des sunes touff, den sun toufft
er, der heilig geist ward in der tuben gstalt gesehen von im), so
hat er on allen zwyfel nüt weniger in got vattern, sun und heligen
geyst getoufft weder ouch die junger, wiewol sy nun in Jesum
Christum toufftend. Ob er darumb dise namen darzuo mundtlich

--268--

gesprochen hab, darumb hat man nüts; aber wesenlich hat er in
got vattern, sun und heyligen geist gefuert; denn er sprach: "Der
wirt üch imm heiligen geist touffen". Demnach ist nit vil ze inwerffen
von der worten wegen, so die recht sach da ist. Wiewol
wir fürhin unrecht thätind, wo wir muotwilliklich die gestalt des touffens
verachtetend: "Ich touff dich imm namen des vatters und suns und
heligen geists". Denn alle Christen bruchend gemeinlich dise
gstalt, und ist nüts irriges darinn, wiewol die Griechen also
sprechend: "Du wirst getoufft in den namen des vatters und suns und
heligen geists", welche form den worten Christi glycher ist weder
unsere. Da ligt aber nüts an, so ferr wir den verstand der
worten recht habend. Denn Petrus spricht Act. 2. [Act. 2. 38]: "Es
werde üwer ietlicher im namen Jesu getouffet", wiewol ouch dieselb
red nach griechischer ard als vil vermag als "uff den namen
Jesu". Aber "namen" muoß man nüts anders verston weder: krafft,
vermögen oder grund, also, das "imm namen" als vil verstanden
werde als: in die krafft oder uff die krafft, vermögen, grund, gnad
Jesu etc. Welcher nun das thuot, der hatt zwar vor im ein nüw
leben ze fueren. Das ist nun die gantz ard des touffs, das man sich
got damit zuoeigne, und zwar in ein nüw leben pflichte.
Der ander gegenwurff ist Act. 19. [Act. 19. 1-5]: "Paulus ist
Ephesum kummen, und sind im da etlich junger bgegnet. Zuo denen
hat er gesprochen: ,Haben ir den heligen geist empfangen, do ir
gloubten'? Die haben im geantwurt: ,Wir haben doch nit ghört, ob
ein heliger geist sye'. Do hat er zuo inen gredt: ,Woryn sind ir denn
getoufft'? Do haben sy geantwurt: ,In den touff Johansen'. Do
hat Paulus gsprochen: ,Joannes hat getoufft den touff des rüwens,
zuo dem volk sagende, das sy vertruwtind in den, der nach im keme,
das ist: in Jesum Christum'. Do sy das ghört haben, sind sy getoufft
worden in den namen des herren Jesu". Hie trennend sy den
touff, und touffend sich selbs widrum, bede allein dahar, das sy
diß ort nit verstond. Nun wellen wir zum ersten inen abgwünnen,
daß sy dis ort nit recht verstandind, und demnach den rechten sinn

--269--

diß orts dartuon also: Hat Joannes den touff gfuert, wie hie Paulus
anzeigt? Ja; denn wir können Paulum nit leugnen. So hat Joannes
den touff Christi gefuert; denn der touff Christi erfordret,
das wir unser leben endrind unnd in Christum richtind, ouch in den
vertruwind. Hat aber Joannes im also geton, so hat er im recht
ton, und muessend die wort Pauli ein 'n andren sinn haben, weder
das er sy der gstalt gredt hab, sam sy wider den touff Joansen geredt
inn vernütigind oder mindrind. Disen gegenwurff mag nun
nieman brechen, daß die meldung Pauli von Joansen touff nit der
recht, war innhalt und vermögen des toufs Christi sye. So mag ouch
nieman mit disem ort den touff trennen. Darumb ist ze mercken,
das uns noch offt die meinungen der theologen, die uns verfuert
haben, so starck anhangen, daß wir an vil orten noch uff irem seyten
schlahend, und mercken es nit an uns selbs. Glych als wenn einer
die luten hat gelernet schlahen, aber nit nach der rechten ard,
unnd lernet aber demnach die rechten ard, so muoß er vil wirsch zyt
haben, daß er der vordrigen lätzen ard entwone, weder die nüwen
ze lernen; denn es wil im all weg ettwas der alten ard anhangen.
Darumb ouch ein lutenschlaher Timotheus zwen lön hiesch von
einem ze leren, der vormal können hett die luten schlahen; rechnet
den ein 'n für das entleren, den andren für das leren. Also hangt
uns noch hüt bi tag der theologen meinung an, die sy in der töuffen

--270--

underscheid gemacht haben; dann sy diß ort nit allein nit recht verstanden,
sunder ouch gefelscht und geteilt. Sy habend gsprochen: der
touff Joannis sye nun der touff der buoßvertigheit gewesen, verston
wellende, er habe das heil in Christo nit anzeigt. Und haben zuo
diser meinung harynzogen das wort Pauli, das hie zum ersten stat
[Act. 19. 4]: "Joannes hatt getouft mit dem touff des rüwens", und
habend das, so glych druf stat, underlassen. Und zeigt aber dasselb
den edlesten teil des euangelii an, namlich, das Joannes ouch
glert hat, wie man in Christum vertruwen sölte, und hat Paulus
mit wenig worten das gantz euangelium begriffen. Uß dem irem felschen
oder unwüssenheit ist uns die falsch meinung des toufschids
angehanget bis uff den hüttigen tag, wiewol wir es an uns selbs nitt
merckend. Ietz zeyg ich den verstand dises orts an: Als Paulus
Ephesum kummen ist, und im die zwölff menner gegnet sind, die
gewenet haben, sy sygind ouch des nüwen gloubens (also muoß ich
reden; denn sy wüßtend noch nüts von Christo), hatt Paulus wol
vermerckt, das sy noch nüts recht underricht warend, unnd deßhalb
nitt ein rechten glouben hattend; und fragt sy darumb, ob sy
nach dem glouben den heligen geist empfangen hettind, das ist: ob
sy in iren hertzen sicherteit zuo got und freud durch Christum empfundind.
Denn nach den zungen hat Paulus nit gefragt, wiewol dieselben
ouch hernach komend. Ursach: Das zeichen der zungen haben
ist nit von nöten zur säligheit; es ist ouch gar an wenig orten
gegeben. Darumb fragt Paulus uff dise meinung: Ir gebend üch
für glöubig uß; wie stat es aber umb üwer hertzen? Sind ir durch
gott wol erlüchtet? Stat üwer trost recht zuo got durch Christum?
Und fragt nüts anders, denn: ob sy richtig im glouben syind, in
dem sy sich ußgeben habind. Sobald aber Paulus den heyligen
geist nennet, so sprechend sy, das sy nie ghört habind, ob ein heiliger

--271--

geist sye. Ietz spricht nun Paulus: Woryn sind ir denn getoufft?
Hie muessend wir zwey kleine griffly zeigen; damit wirt die gantz
red klar und offen. Man mueßte nach dem latin hie sprechen: "Worinn
sind ir denn getoufft", so aber die Griechen habend: "Woryn
sind ir denn getoufft"? So merck für das erst griffly, das ein
grosser underscheid ist zwüschend "worinn" und "woryn", glych wie
wir vor geredt hand von "in den namen des vatters etc." und "imm
namen des vatters". Das hat ouch angsehen, der das nüw testament
vertütscht hatt, und spricht nit: "Worinn sind ir getoufft"?
sunder: "Woruf sind ir getoufft". Ouch spricht er Mat. 28. [Matth.
28. 19]: "Touffend sy in den namen" und nit "imm namen". Ich hat 's
vor nit besehen: ietz bin ich drüber ggangen und denocht wellen
sehen, wie es getütschet sye. Und ist also: "Woruf sind ir getoufft"
vil näher dem natürlichen sinn der Griechen, der da ist: "Woryn
sind ir getoufft", weder so er gesprochen hett "worinn". Dann "woruf"
und "woryn" habend die ard: Woruf hatt man üch geleynet
mit dem touff, oder woryn sind ir mit dem touff gefuert? So hat aber
"worinn" die ard, als ob man nun von dem wassertouff rede und
den mitlouffenden usserlichen worten. Das ander griffly ist, das
"touffen" hie für "leren" genommen wirt, wie denn doben starck
bewärt ist, das es offt also in der gschrifft muoß verstanden werden,
als wir ouch hie bewären wellend muessen genommen werden. Die
theologi habend fürggeben, Paulus habe darumb dem heligen geist

--272--

nachgefraget, das Johannes touff die form "des vatters, suns und
heligen geystes" nit gefuert habe. Das erfindt sich aber, das diser
won nüts ist; denn als sy glych darnach getoufft, wurdend sy nit in
des vatters oder heligen geists namen gtouft, sunder in den namen
des herren Jesu. So volget, das Paulus hie nit dem usseren touff
nachfragt, sunder der leer und glouben, glych als Jo. 1. [Joh. 1. 25],
do die pfaffen unnd Leviten zu Joansen sprachend: "Warumb
touffstu denn, so du nit Christus bist, noch Helias, noch ein prophet"?,
mögend wir wol dencken, das sy nit von dem wassertouff
redtend; denn die abweschungen der Juden warend vil und mengerley
Hebr. 9. [Hebr. 9. 10]. So er aber einen andren bruch in sinem
touff gehebt hat, weder vor in iren teuffen gebrucht ward, hettind
sy ouch wol mögen lyden. Aber daß er ein 'n nüwen heiland predget,
und ein lamb zeiget, das miteinandren aller welt sünd hynnam, das
mochtend die pfaffen nit erlyden; dann ir opfren ward damit nidergelegt.
Darumb verstond ouch sy in irer frag: "Worumb toufstu"?
durch den touff die leer, und fragend inn, warumb er nüwe leer
bringe. Also wirdt off ein wort für das ander genommen in der
gschrifft; und wenn wir nit uff den sinn sehend, so verfaren wir
gantz.
Und darumb ist der sinn der worten Pauli, mit denen er von
Joansen touff redt, nit, das er den schupffen well; sunder er wil
vor inen gruntlich vom touff Johansen reden, und darumb bestimpt
er inen, was es für ein touff gewesen sye, sam er spräch: Ir redend
wol, ir syind in den touff Joansen getoufft, das ist: in der leer, die
Joannes gfuert hat, bericht; ich kan 's aber von üch nit mercken.
Darumb wil ich üch den innhalt sines touffs vormelden: Laßt sehen,
ob ir recht underricht sygind, wie Joannes gelert hat. Joannes
hat in den rüwen getoufft, das ist: den rüwen gelert und daryn
getoufft, und hat geredt (sichstu hie, das er das leeren und predgen
den touff nennet? Das wort "unnd hatt gredt" ist ein nota oder zeichen,
daran man häll sicht, das er allein der leer und dem glouben nachfraget,

--273--

so er spricht: "Woryn sind ir getoufft"? Er fragt, was gloubens
oder leer sy habind? So stat ouch ir antwurt daruff: "In Joansen
touff", das ist: Wir sind mit der leer bericht, die Joannes
gfuert hat), und hat ja Joannes geredt zuo dem volck, sy söllind in den
kummenden vertruwen, das ist: in Christum. Sich aber, ob dis nit
der gantz vergriff des euangelii sye? Was ist das euangelium anderst
weder ein nüw leben unnd vertruwen in got durch Christum Jesum,
waren got und menschen? Hat nun Joannes also gepredget (das
aber hie bede stat "getoufft" und "gsprochen", das ist nüt anders
denn: predget), so muessen die wort Pauli nun ein offnung sin, ein
versprechen und verhören, ob doch die recht nach dem leren Joansen
gelert wärind. Es ist ouch hie nit ze vergessen, das zuo fier
malen die wort stercker und uffrechter by den Griechen sind weder
by den Latinen. Zum ersten spricht Paulus hie nit: "Worinn
sind ir denn getoufft?" sunder: "Woryn sind ir getoufft"? Zum
andren stat nit: "im touff Joansen", sunder: "in den touff Joansen".
Zum dritten stat nit: "Joannes hat mit dem touff des
rüwens getoufft", sunder: "Joannes hat den touff des rüwens getoufft".
Luogend hie, ob ir anders uß dem wort "getoufft" könnind
machen, weder "gelert"? Zum fierden stat nitt: "sy sind im namen
Jesu toufft", sunder: "sy sind in den namen des herren Jesu
toufft".
Aber der gantz handel hat die gstalt: Apollos was ein
treffenlicher glerter, und, wie vor diser geschicht am 18. [Act. 18. 24. 25]
stat, der was ein wenig bericht des wegs des herren, und verstuond
allein vom touff Joansen, (da aber "touff" für "leren" genommen
wirt). Hie möcht einer sprechen: In disem ort verstat man
aber wol, das der touff Joansen minder was weder der touff
Christi. Antwurt: Das mag nümmen brechen, daß die leer Joannis

--274--

eben die eigen leer des euangelii sye; dann wir hand 's mit unseren
ougen gsehen, das sy nüts anders ist. Darumb, wie hie stat: "er
verstuond allein den touff Joansen", muoß verstanden werden, daß er
Joansen touff, das ist: ler, eben verstuond als ouch den touff, das ist:
leer Christi. Von dero stat, daß er für ein 'n anfang gelert sye
gewesen; also muoß er ouch nun ein wenig imm touff, das ist: leer,
Joansen bericht gwesen sin. Dann hett er die voll meinung Joansen
leer verstanden, so hett er das euangelium eigentlich verstanden.
Aber das ist die meinung: Das Apollos das wenig der leer, das er
von Christo wüßt, von Joansen har oder sinen jungeren erlernet
hat, nit von Christo oder sinen jungern. So vil nun diser Apollos
wüßt, lart er trülich und ernstlich; dann er sust der gschrifft hoch
bericht was. Do aber Aquila und Priscilla zuo im komend, lartend
sy inn den weg des herren eigenlicher [cf. Act. 18. 26].
Sich, das er vor den touff genennet hat, das nempt er ietz die
leer. Von dem Apollos gedenckt man wol die 12. man gelert sin,
von denen im 19. cap. [cf. Act. 19. 1-10] harnach volget. Wie nun
er den weg Christi nit recht oder häll gewüßt hat, also habend on
zwyfel ouch die 12. noch weniger gewüßt; denn sich wol ze versehen
ist, sy habind iren so gschrifftgelerten meister nit bald übertroffen.
Als aber Paulus Ephesum kam, da Apollos gelert hatt vor im,
und da dannen in Achaiam gefaren was [cf. Act. 18. 27], hatt Paulus
nach sinem bruch angehebt, das euangelium ze predgen. Do
sind im 12. gegnet, die sich für jünger Christi ußgaben. Als aber
er zwar ir unvolkumenheit verstanden, hat er sy gfraget, ob sy den
heligen geist empfangen habind, das ist: ob sy mit got recht verricht
sygind und in iren hertzen vertröst. Dann, wie vor gseit ist,
so hat er nit nach dem zungenzeichen gefragt, welches nit not was
zuo volkummenheit des euangelii. Do habend sy ir unwüssenheit geoffnet,
sy habind nüts von dem heligen geist gehört. Daruff hat

--275--

Paulus geredt: Woryn sy getoufft syind, das ist: was sy denn gelert
sygind? als sich harnach wirdt erfinden. Antwurtetend: sy wärind
den touff, das ist: leer, Johansen gelert. Sich, wie sy weder
Johansen noch Christi leer bestimmend, was doch die leer sye, in
dero sy gelert sygind, sunder allein den lerer nennend, des leer sy
doch eigenlich nit wüssend, glych als noch hüt bi tag ettlich landtstrichlig
sprechend, sy sygind luterisch oder euangelisch, die
doch nüts vom euangelio habend, weder die leer noch das leben, ußgenommen,
das sy sich by den frommen Christen one arbeit weydend.
Nit, das ich dise 12. zuo sölchen buoben rechne des betrugs
halb, sunder der forcht halb, das sy ir unwüssenheit nit gern offnetend,
wiewol sy sich für Christen oder junger ußgabend. Als aber
Paulus diß ir hinderhalten merckt, offnet er inen selbs, das sy nit
konden offnen, und wüßt bas, was die leer Joansen was weder
sy selbs, und meldet inen also vor: "Johannes hatt den touff des
rüwens getoufft". Sich, ob hie "touff" und "touffen" ützid
anders sin mög weder die leer und leren, uff den sinn: Joannes hat
die leer des rüwens gelert und damitt ouch die sicherheyt der genaden
gottes (sich die bed teyl des euangelii), unnd hat geredt zuo
dem volck, das sy in den vertruwtind, der nach im kam, das ist: in
Christum. Bißhar wirt nit mögen bewärt werden, das dise zwölff
mann ienen mitt dem wassertouff getoufft sygind; denn wir könnend
nit finden, daß Apollos mit dem wassertouff getoufft habe, sunder
ernstlich gelert, so vil er uß dem touff Joansen wüßt (sich aber
"touff" für: "leer") Act. 18. [Act. 18. 25]. Und ist aber der euangelisten
sitt, daß sy den wassertouff, wo er ggeben ist, nit vergessend
anzezeigen. Joannes lart, er wassertouffet aber darmit. Christus
lart, und ließ durch die sinen wassertouffen darmit. Und
wenn diser Apollos wassertoufft hette, Lucas het 's nit vergessen

--276--

anzezeygen. Darzuo mag ich zuo den Widerteufferen also sagen:
Wenn ir reden wellend, das Apollos wassergetoufft hab, so kerend
ir die grösten krafft, die ir nun fürhin habend, den kindertouff ze
bestryten, wider üch selbs. Die ist, das ir sprechend: Wir finden nit,
das die apostel kinder toufft habind; darumb sölle man sy nit touffen.
Also muessend ir ouch hie reden: Wir findend nit, das Apollos getoufft
hab; so hat er ouch nit toufft. Dann ir muessend ye mit üch lassen
reden, als ir mit anderen reden wellend. Nit, das ich üwer kempffen
und arguieren bewäre! Es sol diß üwer argument imm boden innen
nüt, wie harnach kummen wirt. Uß dem allem wellend wir nüts
anders erobren, weder das wir für das erst am Apollos nit könnend
finden, das er mit dem wasser getoufft hab. Nun ist sich aber wol
ze versehen, das dise 12. vom Apollos geleert sygind; denn Lucas
zücht inn darumb haryn, wie er vor Paulo in Epheso gewesen sye,
und zwar unvolkummenlich gelert hab, damit er anzeigen könne, das
Paulus die leer Christi zum ersten in Epheso gepflantzt hab, und
obglych Apollos vor im dagewesen, sye doch sin leer im so gar nit
hilfflich gewesen, das er von nüwem da habe muessen buwen. Vom
Aquila unnd Priscilla sind sy noch weniger getoufft; denn dieselben
warend des euangelii so klar und wol bericht, das sy ouch den
Apollum [!] bas underrichtend. Oder aber, so wir kempffen wöltind,
die 12. wärind von Aquila unnd Priscilla getoufft, so mueßtind wir
verjehen, das die junger Christi den touff ggeben hettind vor der
leer; und denn hettind wir gantz und gar überwunden mit dem
kindertouff one alle arbeit. Also erfindt sich des lerers halb, das
dise 12. mann nit getoufft sind vom Apollos. Zum andren der getoufften
halb ist vormal gnuog uß disen worten ermessen, das "touffen"
hie für "leren" genommen wirt. So nun offenbar ist, das Apollos

--277--

nit gewassertouffet hatt, noch Paulus hie von wassertouffen rede,
warumb widertouffend denn die unwüssenden, unverstendigen, ich wil
nit reden die hochfertigen volckhetzer und unruewiger uß schirm dis
orts Act. 19. [Act. 19. 1-10], so der widertouff so gar wider Christum
ist, wider alle heimligkeit unnd innhalt sines lydens? Von
dem wirt ietz kummen. Do aber dise 12. das eroffnen Pauli verstanden
haben, sind sy getoufft worden in den namen Jesu. Sich,
das ist noch klärer, das sy vormal nit in Johansen wassertouff
getoufft sind. Denn wärind sy vor darinn getoufft, so wärind sy
ouch vorhin in dem namen Jesu getoufft; denn Joannes fuort allein
uff Christum Jesum. Das aber demnach ouch der helig geist mit
dem zungenzeychen kummen ist, das reicht alles dahin, das die 12.
nit gelert, nit getoufft syind xin.
Vom widertouff.
Das widertouffen hat vor 13. hundert jaren ouch vil spans
gebracht und sich so vil uffgericht, das der ietzig widertouff noch
ein schimpff ist gegen ienem. Aber nüt deß minder ist er nidergelegt
worden.
Es ist ouch die ursach unser Widertoufferen nitt unglych mit
ihenes widertouffs ursachen. Als do ze mal vil zwyspelter und
trenner warend, glych als ouch ietz ein ieder saturnischer lätzkopff
ein eigne sect anhebt, do komend die bischoff, das ist: pfarrer oder
wechter, zemen, ersuochtend sich in götlichem wort, was grunds
doch die seltzamen meynungen hettind, und nachdem sy die frävener
fundend ire stempnyen (dann gar seltzame, narrechte meinungen
von inen ufgeblasen wurden; nit not hie ze erzellen) uß eigenrichtigheit
schirmen, nit mit der warheit götliches worts, warnetend
sy die guetlich. Welicher aber demnach nit von siner lätzen wyß

--278--

stuond, der ward vermidten als ein secter, rotter oder trenner;
den nennend wir einen kätzer. Von dero wegen ward nun ein span,
also: Die unvermaßgeten Christen, die sich des götlichen wortes
hieltend, vermeintend, daß die, so von denen rotteren getoufft
wärind, widrumb söltind getoufft werden von denen, die mit der
kätzeren irrtumb nit vermaßget wärind. Hie merckstu von stund
an, das sy den touff nit recht verstuondend, und das sy meintend, die
reinigung, die der touff gäbe, wurde mit dem unreinen zuodiener vermaßget.
Die andren, die rechter verstendig warend, meintend,
das, welicher recht getoufft wäre in dem namen des vatters und suns
und heligen geists, den sölte man nit widertouffen, so verr die irrtumb
des kätzers, der inn getoufft hette, im nitt anhangte; dann der
touff hette sin ard unnd krafft, wenn er nach der ard ggeben wurde,
wie inn got yngesetzt hette.
Nun laß ich hie ston das irrig, das in dero meinung was von des
wassertouffs krafft; dann doben ist sy gnuog anzeigt, das ghein
usserlich ding die seel reinigen mag; und nimm allein vom widertouffen
für mich: Also habend ouch unser Widerteuffer ein ursach
funden, darumb sy sich bewärind wol mögen widertouffen. Sy
sprechend: Eintweders wir sind vor in des bapsts touff getoufft, oder
aber wir wüssend nit, ob wir toufft sind oder nit; und darumb lassend
wir uns widertouffen, das wir darvon wüssind und sehind.
Von dem ersten gegenwurff wil ich zum ersten reden. Ich muoß
üch gelerten, die den widertouff under den einvaltigen ufgeblasen habend,
schlechtlich üwer lugenhafft fürlegen hie anzeigen und an 'n
tag bringen. Ir haben inen fürggeben, der kindertouff syge erst
under bapst Nicolao dem andren angefangen; das louffe sich uff

--279--

sechßhundert jar. Und wüssend aber ir wüssenhafftigklich, das ir 's
erlogen habend; denn ir habend üch muntlich und schrifftlich embotten,
was Augustinus vom kindertouff schrybe, damit er inn bewärt,
das wellind ir wol können umbkeren. Wie? Nun ist doch
Augustinus gar nach vor 11. hundert jaren gwesen. Wie kan
denn der kindertouff erst in sechßhundert jaren anghebt haben?
Nun ist üch das zyt und leer Augustini nit unbekant. So ir aber
den einvaltigen fürgebend, er habe under bapst Niclausen angefangen,
und wüssend aber wol, das er so treffenlich alt ist, muoß
ie volgen, das ir den kindertouff mit des bapsts namen lugenhafftigklich
habend fürgenommen verhaßt ze machen. Das ir 's aber gethon
habind, könnend ir nit leugnen; denn es hat üch etlicher der
einvaltigen darggeben mit dem namen. Ouch habend ir 's im ersten
gspräch selbs muntlich geredt, der kindertouff sye nit allein uß
dem bapst, sunder uß dem tüfel. Ich muoß ouch hieby ein hüpsche
gschicht zellen, daran man erlerne, was warhafften geists unsere
Widertöuffer by uns habind; ob sy inn anderschwo ouch also
hettind, das man inn des bas larte kennen. Als in dem letsten
gspräch wir all für und für fragtend, wie es doch kem, das sy den
kindertouff uff den bapst legtind, das doch nit wär, sy söltind uns
sölichs anzeigen, oder die anzeigen, von denen sy sölchen falsch erlernet
hettind; denn die einvaltigen möchtind nit wüssen, wenn er anghebt
hette. Do woltend sy ire leer gheinen weg anzeigen, wiewol
sy in dem ersten gespräch sich selbs uffthon hattend. Do fuor
ich zuo und wolt von einem schlecht wüssen, wannen er doch
den irrtumb hette, den ich inen allen so dick anzeigt hette, das der

--280--

kindertouff schlechtlich nit vom bapst wär; dann er xin wär ee und
ghein bapst, noch ie ein bapst genempt wär oder solchen gwalt gefuert.
Der aber, von dem ich 's wüssen wolt, was wyt der unbscheidnest
über die anderen all, unnd kond nüts denn schlechtlich
tütsch lesen. Do er nun sprach, der kindertouff wäre vom bapst,
sprach ich: "nein", unnd leugnet zum sterckesten allein darumb, das
ich inn dahin trung, das man sehe, wer doch disen falsch under sy
gesäyet hett; dann ich wüßt wol, das er das decretal nit glesen
hatt. Denn die, so glych gelert warend, und offenlich im ersten gespräch
harus liessend, der kindertouff wäre vom bapst, woltend
denocht nit gsehen sin, das sy die meinung ußgespreit hettind.
Es woltend ouch, die von inen gelernet hattend, nit melden, das sy
es von inen gelernet hettind. Darumb trang ich disen frischling
und sprach: "Ich leugnen dich; du redst die unwarheit, das der
bapst ein urhaber des kindertouffes sye". Sprach er: "Es ist also;
der kindertouff ist vom bapst; ich hab 's selbs also gelesen". Redt
ich: "Worinn"? Antwurt er: "In des bapstes buoch". Redt ich:
"Kanstu latin"? Sprach er: "Nein". Ich: "Wie kanstu reden, daß
du es in 's bapsts buoch gelesen habist, so du nit latin kanst, und aber

--281--

es nit in tütsch gebracht ist"? Ward er schamrot. Sprach ich
wyter: "Ir habend zum nechsten geredt: ir, die üch widertouffind,
lügind nit. Ist das nit gelogen? Du redst hie, da es umb die warheit
tür gilt, das nit ist." Do huob er widrum an ze zürnen und
wueten mit vil schalks. Got vergeb uns allen unser sünd und richte
uns uff den weg der warheit!
Für die andren antwurt, die sy gebend und sprechend, sy touffind
sich darumb, das sy nit wüßtind, ob sy getouft syind oder nit,
gaben wir inen dise underrichtung: Wir fragtend sy, wie sy hiessind.
Und so sy die namen genamptend, fragtend wir, wo inen dise namen
worden wärind. Redtend sy, sy wüßtind 's nit. Do wisend wir sy
aber, daß sy mit löignen und lügen umbgiengind; denn sy wol wüßtind,
daß man by den Christen die namen im touff uflegte. Darby
fragten wir sy ouch, ob sy nit gotten und götty hettind gehebt.
Sprachen sy: Ja; aber sy möchtind denocht nit wüssen, ob sy getoufft
wärind oder nit. Do sprachen wir: So sy den weg dran wölten,
söltind sy sagen ob sy ouch wüßtind, das sy von iren mueteren
geboren wärind. Sprachend sy: Ja. Geben wir antwurt: Sy möchtind
wol als wenig wüssen, so ferr sy von eygnem mittlouffenden
verstand redtind, ob sy ire mueteren geborn hettind, als ob sy getoufft
wärind. Aber dargegen möchtind sy wol als wol wüssen, das
sy getoufft wärind am namen, an gott unnd göttinen, am täglichen
kindertouffen, als das ire mueteren ire mueteren wärind; dann sy mueßtind
yetweders nun von andren menschen erlernen. Nun syge

--282--

aber by den Christen wol so gmein und sicher, das man die kinder
toufft, als daß sy von denen geboren werdind. Darumb diser ir gegenwurff
nun ein alefantz erfunden ward. Diß stempnyen muessend
wir darumb anzeigen, daß mencklich erkenn, das sy irs widertouffens
nitt anderen grund kondend anzeigen weder ir eignen stempnyen;
denn als sy sich mit dem ort Act. 19. [Act. 19. 3. 5] understuondend
ze schirmen, ward inen dasselb waaffen von stund an uß den henden
gebrochen, wie des verstand vor ghört ist. Demnach karten
sy sich zuo disen fluchten: Sy wärind eintweders in des bapsts touff
getoufft, oder aber sy wüßtind nit, ob sy getoufft wärind oder nit.
Welchs doch alles nüt denn stempnyen sind, uff die man nit so
frävenlich buwen sol in sölichen schwären byspilen, als der widertouff
ist. Und ob er glych ein usserlich ding ist, sol man nitt on
ein klar gotswort ützid anheben; dann wiewol er ein cerimonien
ist, so ist sy doch im nüwen testament zuo eim gemeinen zeichen
gotes volcks ggeben; darumb man sy nit widerbruchen sol.
Aber dise ursachen des widertouffs sind falsch, itel und frävel.
Das wil ich ietz so klar und starck bewären, daß nieman widerreden
kan: Ir Widerteuffer wellend üch beschirmen, das ir mögind widertouffen
darumb, das ouch in 'n Gschichten 19. [Act. 19. 3. 5], die, so
vormals nitt recht getoufft wärind - denn sy wärind allein in Joansen
touff getoufft -, widrumb getoufft sygind. Also ouch ir sygind vormals
in des bapsts touff getoufft; darumb wellind ir ietz ouch widrumb getoufft
werden. Hörend antwurt: Ir sind vormal zum teil bericht,
das der kindertouff nit vom bapst kumpt, und dasselb uß üweren
eignen münden unnd geschrifften (wiewol ich die wort Augustini harnach
setzen wird); deßhalb die ursach, das ir in 's bapsts touff getoufft
syind, schon umbkert ist. Nun ist es am byspil Act. 19.
[Act. 19. 3. 5]. Zuo dem habend ir antwurt gnuog ghört, das daselbst
das wort: "Woryn sind ir denn getoufft"? von dem touff der leer

--283--

muoß verstanden werden unnd von dem wassertouff gar nit. Aber ob
im glych also wär, das die daselbst widergetoufft wärind - als nit
sin mag, wie noch stercker wirt harnach kummen -, dennocht mueßtind
ir ee reden, das sy im unrecht gethon hettind, weder das man
sich sölte widertouffen. Also, und wil ietz nach üwerem schrot
reden, wie ir uff die wort tringend. Was Christus glert und geton hat,
dem söllend wir allein nachvolgen, und gheinen andren leermeister nit
ansehen. Diß sol ietz bewärt werden Deut. 4. [5. Mos. 4. 2] und
12. [5. Mos. 12. 32] und Mat. 15. [Matth. 15. 13], da Christus spricht:
"Alle zucht, die min himelischer vatter nit gepflantzt hat, wirt ußgerütet".
Merckend hie eigenlich, wie ich red; denn ich mein 's also,
das, in welchen dingen wir ein offen wort und byspil Christi habend,
das er ein ding gelert und gethon hat, da söllend wir gheinen weg
anderst handlen. Hie mag ietz üwer gegenwurff von dem kindertouff
nit gelten, da ir sprechend: Wir findend nit, das die kinder getoufft
sygind; darumb sol man sy nit touffen. Denn das volgt nit uß krafft
diser red. Ursach: Wir redend hie allein von den dingen, die ir
offne leer und byspil in Christo Jesu habend, und nit von denen,
die weder byspil noch leer in im habend; denn er spricht Joannis 13.
[Joh. 13. 15]: "Ich hab üch ein byspil ggeben, das, wie ich im gethon
hab, ir im ouch also thueygind". Yetz stat die erst red uffrecht,
das, wie uns Christus den touff hat yngesetzt und an im
selbs vortragen, daß wir inn nit anderst bruchen söllind. Nun
ist Christus in Joansen touff getoufft, ouch die apostel, und ist nit
widergetoufft, noch die apostel. So volget ouch, das man sich schlechtlich
nit mag widertouffen. Denn das muoß volgen, das ouch die
Act. 19. [Act. 19. 3. 5], wo sy widergetoufft wärind, unrecht gethon
hettind, unnd dem byspil nit nachzevolgen wär. Darus man aber
sicht, das dieselben nit widergetoufft sind. Den syllogismum mögen
ir Widerteuffer gheinen weg brechen. Denn wäre der touff Joansen
(wir redend allein vom wassertouff hie; dann der zangg ist
allein von dem) so prästhafft gwesen, das man inn hette muesse

--284--

wideren, so hette Christus uns den touff nit volkummenlich gebyspilet.
Er hett im ouch nit recht gethon, sölte man sich widertouffen
lassen, daß er sich und die junger nit hette lassen widertouffen.
Darumb ir hie mit üwrem eignen stryt überstritten werdend.
Demnach so sol der touff darumb nit gewideret werden, das,
wer inn widret, der wil on zwyfel etwas darinn suochen, das er vor
nit gehebt hab; und denn so wurd von stund an das hernach volgen,
das uns vor in alle blintheit gefuert hat, das wir in usserlichen dingen
trost der seel wurdind suochen. Nun könnend die Widerteuffer nit
leugnen, das sy dem touff nüts zuogebind; denn sy lassend sich vermercken,
sy habind grosse erkickung des gemuets darinn empfangen,
wiewol dasselb nun ein altwybisch und närrisch gplerr ist. Wo sy
aber das für unnd für wurdind fürgeben, so wurdind vil nit allein
einist widergetoufft sunder ze tusend malen. Denn ernüwrete,
starckte unnd troste der wassertouff die seel, so wurd sich nieman
überheben, er wurd sich, so offt er angefochten, widrumb
touffen; und wurd das vilvaltig abweschen oder touffen des alten
testaments widrumb kummen.
Zum dritten: Der touff ist ein bedütnus des todes Christi;
denn wie wir vor ghört hand uß Ro. 6. [Röm. 6. 4], so werdend
wir im touff in den tod Christi gestossen. Nun ist Christus nun
einist gestorben unnd mag nitt meer sterben. Wie nun die schwarlich
wider got sündend, die Christum sich täglich ufopfren fürgeben,
darumb, das er, einist am crütz geopfret, in die ewigheit
wäret, aller welt sünd ze bezalen, also sünden ouch schwarlich die,
so inn mit irem widertouffen widrumb tödend. Sy schmähend ouch
sin urstende. Er ist nun einist uferstanden; also söllend ouch wir
nun einist uß dem touff gezogen werden, und dannethin all unser
leben lang nit me sünden, glych wie Christus nimmen stirbt. Das
sol aber der gloub verhueten, und, wo im widergangen wirt, widrumb
beßren, nit die usser pflicht; die sol allein in den bärlichen, unverschampten

--285--

lastren straffen, und nit ein iede besundre rott. Denn
so bald sich ein rott für ein kilchen ufwirfft, so ist es umb christenlichen
friden und einigheit bschehen, wie dann Paulus Act. 20.
[Act. 20. 28-31] verhuet, als vormal gseit ist. Darumb soltend alle
Widerteuffer sehen, daß sy ir leben endretind; denn sy gnuog haben,
das sy einist getoufft sind. Dem touff nach sol man unschuldigklich
leben. Das mag man tuon, so vil gott gibt, on alles widertouffen.
Deßhalb das widertouffen allein von denen wirdt angehebt, die uß
usserlichen dingen nüts minder wellend gesehen sin weder vormals
die, so ire zyerd und wappen in die tempel hancktend. Ich weyß
wol, wie unbescheidenlich sy thuon werdennd ab minem bescheydnen
schryben. Da ligt aber nüt an. Ich weiß wol, wie uns der tüfel
mit uppiger eer anficht. Ich weiß ouch wol, welches zuo frid, suon
unnd fründtschafft reycht. So weyßt ouch ein iettlicher gleubiger,
weliches die rechten frücht des gloubens sind. Under denen findend
sy nitt die sündrung des widertouffs. Und darumb, ob sy glych ungestaltlich
gnuog wuoten wellen, ligt nüts daran. Sy werdend nit
sigen; denn ir fürnemen ist nit uß gottes wort. Unnd ob sy mich
schon übel schelten werdennd, als sy schon tröuwend, wil ich nüts
des minder in darthuon der warheit, ob got wil, nit geschwigen,
bis das alle welt ir eigenrichtigheyt erkent. Lebend umb gottes willen
christenlich, und lassend den widertouff fallen, der nun zuo eim
mantel der secteren fürggeben ist. Es weißt ein eersamer radt zuo
Zürich wol, wie der brief lutet, der vor inen verlesen ward; wie

--286--

einer darinn sich selbs mitt zweyen andren ruempt, das er sampt inen
ein urhaber des widertoufs wäre. Aber an dem ligt nüts. Ich setz
iren frävel zuo aller gleubigen verstand hin umb den widertouff; dann
sy alle ding ußschlahend, so bald man iren geist erkent, mit disem
schilt: "Warumb urteilstu mich"? Sy wellend zwar ungeurtelt sin,
aber ob sy urteilind oder nit, wirt man bald wol sehen an irem
schryben.
Ich hab gheinen zwyfel, es werdind vil dero, die sich widertoufft
haben, an inen selbs ein mißvallen gwünnen; dann sy wol sehen werdend,
das sy den touff nit also erwegen habend. Die wil ich umb
gottes eer willen bitten, das sy sich nit schemind der warheit ze
wychen. Denn, wo sy in dem irrtumb wurdind verharren, wär ein
gwüß zeichen, das sy die sach mit eygenrichtigheit erobren wöltind.
Ich wil ouch inen gern anzeigt haben, das der verstand des touffs,
wie er gemeldet ist, unnd bald vom kindertouff gemeldt wirt, denen,
die den wydertouff hand anghebt, nit unerkant ist gewesen; denn
wir habend all mit einandren, wie wir ze Zürich predigend, umb des
touffs willen zwürend heimlich mitt inen die gschrifft verhört und

--287--

einist vor gantzem grossen radt. Aber sy sind von uns all weg
überwunden hinweggangen, und habend sich uff 's land gemacht, und
inen unseren verstand vom touff nit geoffnet; des könnend sy nit
leugnen. So sy nun anderschwo glycher wyß gethon habend, unseren
verstand nit geoffnet, so laß ich einen ieden erkennen, was guoten
geists sy habind; dann sy lychtlich uff ein 'n ieden, der inen nit gfalt,
redend: "Er ist gotlos; der tüfel redt uß im". Das ist aber inen
die warheit gredt. Und wenn du von inen die warheit sagst, so bistu
von der warheit gefallen, gotlos, ja der tüfel gar. Deßhalb ich by
der warheit red, by dero ich am jüngsten tag wil erfunden werden,
das ich an denen urhaberen des widertouffs nüts anders gsehen
hab, weder - als die artzet redend - ein saturnische, melancholische

--288--

eigenrichtigheit unnd lätzköpfige, oder aber einen ungemässen
durst der eren; und das lätz nennend sy einen starcken
geist. Hie wirt 's gelten mit ungnad! Ich laß aber die gantzen gemein
by uns samt ersamem radt darinn erkiesen; die habend ir
wys, perd und wort gsehen und ghört. Doch sind wir all blind,
als einer under inen, ein grosser, toller fantast, ja, so toll, daß er
warlich vor radt das tütsch testament nit läsen kond; ist denocht

--289--

etliche jar pfaff gewesen, zuo Miconio geschriben hatt, nachdem
man inn hieß das land unnd stat rumen, ein so unerbere, schantliche,
lugenhafftige epistel, ouch wider den ersamen radt by uns, das
ich gheinen hüppentrager nie hab ghört unbescheidenlicher iemann
ußschryen, daß wir mit einandren ze radt wurdend, einen ersamen
radt mit dem frävenen fantasten nit ze bekümren, sunder die epistel
ze vertrucken. In derselben epistel stuond ein gantze linien nüts
anders weder: "blind, blind, blind, blind, blind, blind". Es ist by
inen nieman ein Christ, denn der tuot wie sy. Nun weiß ich wol, in
was gstalt Paulus redt 1. Cor. 7. [1. Cor. 7. 7]: "Ich welt, daß
alle menschen wärind wie ich". Aber welcher uß der welt wölte, das
alle menschen wärind wie er, den hat man für einen toren ghebt.
Wie vil me ist das ein grosse vermessenheit, da du nieman under
gottes kinder wilt lassen gezelt werden, er sye denn ein lätzkopff
wie du? Ist einer yetz fromm, wenn er widergetoufft wirt? So
wellend wir all widergetoufft werden. Macht in der touff nit fromm,
worumb widernemend sy denn inn, vorus, so sy ghein gotteswort
darumb habend? Muoß nit das uß ergytigheit oder lätzköpfige
kumen? Ja, sprechend sy - damit ich irer gegenwürffen nit vergeß

--290--

-, man hat vil zuo dem touff geton, das nit darzuo hort; darumb
sol man billich anderst getoufft werden; man saltzt die kinder und
schmaltzt sy und stricht inen spuder yn etc. Antwurt: Es ist vormal
gnuog anzeigt, wannenhar die ding komen sind; deßhalb wir nit
wyter von inen sagen wellend. Aber so man die hafftwort: "Ich
touff dich in den namen des vatters und suns und heiligen geists"
gebrucht hat, frag ich sy, ob das die recht form sye oder nit. Werdend
sy nit leugnen können, es sye der recht touff. Denn alle theologi
unnd Bäpstler habend denocht all weg geredt, diß sygind die
rechten hafftwort. So sagind sy mir yetz an, ob der touff, mit disen
worten volbracht, möge gevelschet werden mit vorfarenden joch lätzen
gebätten und zünselwercken? Sprechend sy: "Ja", so wär doch
der tüfel stercker weder got, wenn gottes werck mit des tüfels krafft
möcht hinderstellig gemacht werden. Sprechend sy: "Neinn, der
touff Christi werde damit nit gevelschet", so habend wir schon gwunnen,
das sy vormal recht getoufft sind gwesen. Ach, frummen Christen,
was muegend wir doch einandren mit sölchen ungruntlichen
fräfnen? Wir sind getoufft, und sind recht getoufft; denn es kan
ein yedes wyb selbs touffen. Nun ist das nechst, das wir nüwe

--291--

menschen sygind, under dem crütz Christi haryntrettind, all tag
sterbind und gstorben sygind, bede miteinandren; denn das fleisch
gibt ouch für und für sine frücht; die muoß man one underlaß stümmelen.
Das beschicht aber alles mit der krafft gottes, die sich begnadet
in uns ze wonen und würcken, nit mit dem widertouff, der
in aller leer Christi nun ghein kleins gstältle hatt, das imm glych
sehe. Denn, das uß den Gschichten 19. [Act. 19. 3. 5] anzeigt wirt,
ist häller denn das liecht, das dieselbenn vormals nit wassergetoufft
sind gewesen. Luog ein yeder, nit wie gelert er sye, oder was er mit
gschrifftkampf truwe ze erobren, sunder das er zum allerunschuldigosten
läbe und sinem bruoder gheinen anstoss geb.
So vil vom widertouff, der aber hernach noch stercker widerfochten
wirt mit dem kindertouff. Denn sy für das sterckest argument
habend: Sidmal man die kinder nit touffen sölle, so habend sy

--292--

recht, das sy sich widertouffen. So aber der kindertouff götlich, guot
und grecht erfunden wirt, wirt diser ir gegenwurff ouch gestürtzt.
Vom kindertouff.
Wir habend vor anzeigt, wie uns gott das fleisch ze geschweigen
wunderzeichen und umb ordnung willen pflichtzeichen gibt, allein
darumb, daß er unserer blödigheit etwas nachgeb. Dann sydmal
alle völcker und versamlungen etwas besundrer zeichen habend, hatt
er ouch all weg synem volck ein besunder zeichen geben, daß inen
nütz by irem got gebräste, das sy aber andre sähind gegen iren
abgötten haben unnd tragen, demnach begird gewünnind, inen nachzevolgen.
Darumb er ouch inen die opfergebott ggeben hat, das
sy nit one opfer, andre aber opfren sehende, den abgötten ze opfren
geneigt wurdind; denn er sust das opfren offt durch die propheten
verwirfft. Also hatt er ouch die bschnydung Abrahamen zuo eim
pflichtszeichen ggeben, nit, das er imm den glouben damit vestete;
denn er vormals so glöubig was, daß Genn. 15. [1. Mos. 15. 6] stat:
"Abraham hatt gott vertruwt, und das ist imm zuo einer unschuld
gerechnet". Er ist ouch so glöubig vor der bschnydung gewesen, das
inn Paulus uns fürstelt zuo eim byspil des gloubens Galat. 3. [Gal.
3. 7] und spricht: "Die, so uß dem glouben sind, die sind sün Abrahams".
Sunder er hat imm die bschnidung zuo eim pflicht- oder
pundtszeichen ggeben umb siner nachkomen willen, als Genesis am
17. [1. Mos. 17. 7. 9-11] stat: "Ich wird minen pundt stellen zwüschend
mir und dir und dinem samen nach dir durch ire gschlecht
hin mit eim ewigen pundt, daß ich din gott sye und dines samens
nach dir etc. Und darumb so wirstu min pflicht halten, ouch din
som nach dir in iren gschlechten. Und ist das die pflicht, die ir

--293--

halten werdend zwüschend mir unnd üch und dinem somen nach dir.
Es söllend under üch alle knäble beschnitten werden, und ir werdend
das fleisch üwer vorhut beschnyden, daß es ein zeichen des pundts
sye, der zwüschend üch und mir ist." In disen worten gottes erlernend
wir eigenlich verston, was der verstand der worten Pauli
sye, die er Ro. 4. [Röm. 4. 11] redt: "Und er (Abraham) hatt das
zeichen der bschnydung empfangen zuo eim sigel der fromgheit des
gloubens, den er in der vorhut gehebt hatt. Welchs ort die Toufflöuger,
nit verstonde, dahin ziehend, das die bschnydung, so sy ein
zeichen des vordrigen gloubens sye, so sye sy ein bestätend zeichen
des vordrigen gloubens, unnd stygend aber demnach herab uff den
touff und sprechend: Also ist der touff ein zeichen des vordrigen
gloubens. Darumb sol man inn nieman geben weder denen, die yetz
ggloubt hand. So möge man inn den kinden nit geben. Das kumpt
alles uß unverstand der gschrifft; dann so wir das vordrig ort
Genn. 17. [1. Mos. 17. 7] recht verstuendind, liessind wir sölchen
kampff. Der sinn desselben ortes ist also: Gott wil sich in Abrahamen
mit sinen kinden und nachkomen pflichten, das sy inn zuo
irem gott söllind haben. Wie? Ligt es an unserem pflicht, das wir
inn damit mögend zuo eim gott haben oder nit? Nein. Es ligt nit
am pflicht; dann es ist nit des erwellenden oder ylenden, sunder
des begnadenden und ziechenden gottes, wenn wir in inn vertruwend
Jo. 6. [Joh. 6. 44], Ro. 9. [Röm. 9. 16]. So muoß diß pflicht gottes
allein das usser leeren, tringen und ueben antreffen, also, das Abraham
und alle sine nachkomen ire kinder darumb beschniden söllind,
das sy inen keinen andren gott fürgeben wellind noch anzeigen weder
den, in den Abraham yetz ungezwyflet vertruwt. Als dann got
darnach wyter durch Mosen gebot Deut. 31. [5. Mos. 31. 10-12):
"So ir an dem fest der hütten zemenkomen werdend, so lesend die
wort dises gesatztes vor allem Israel, das sy es hörind, so sy alle
zemen versamlet sind, man unnd wyb, kind und frömdling, die hinder
dir wonhafft sitzend, das sy also hörende lernind und fürchtind üwren

--294--

herren got, und haltind alle wort deß gsatztes und erfüllind". Dise
warend all vorhin beschnitten unnd lernetend erst nahin. Sich etc.
Also was dem menschenn möglich, sin kind und nechsten by dem
pundt des einigen gottes ze behalten, das er imm von gheinem andren
gott liess verkünden von der kindtheit uff. Wyter mocht er imm nit
angwünnen. Denn das demnach ein yeder imm hertzen got trülich
anhangte, das vermocht allein gott. So ist das pflicht gegen Abrahamen
und sinen nachkomen allein ein pundt, das sy mit irer leer
ire kind und nachkomen zuo gheinem andren gott fueren wellind. Das
aber demnach ein yeder dem gott anhangte, das betraff yeden in
sunderheit an; und mocht gheiner von dem andren wüssen, ob er
den gott im hertzen also erkennet, wie er inn mit dem mund verjach.
Und darumb so ist der sinn der worten Pauli Ro. 4. [Röm.
4. 11]: das Abraham das zeichen der bschnydung zuo eim sigel des
gloubens empfangen habe, nit, das er da ein sigel empfangen hab, das
sinen innwendigen glouben in imm ze behalten versiglote (denn der
lasst sich mit gheinem ußerlichen zeichen versiglen oder vesten), sunder
ein sölch pflichtzeichen, das er sine kind und nechsten alle wölt
zuo dem gott halten und fueren, wie dann uß Deut. 31. [5. Mos.
31. 10-12] wol vermerckt wirt.
Daß aber diß der sinn und meinung des pundes sye, das bewert
der kinden beschnydung. Die heisst gott beschnyden am achtenden
tag; do sy glych als wenig von Abrahams glouben wüßtend als
unsere jungen kind, noch so mueßtend sy das pflichtzeichen tragen, und
wurdend demnoch erst zuo siner zyt gelert. Darumb, wenn die
Touffleugner glych sprechend: "die bschnydung ist ein zeichen des
vordrigen gloubens, also ouch der touff", so volgt darum nit, das
man den kinden den touff nit sölle geben, sunder das man den inen
geben sölle; denn die bschnydung ist ouch den kinden ggeben, und
ob sy glych nun ein zeichen des vordrigen gloubens wär, wie sy
redend, welchs aber nit ist. Denn Paulus wil an dem ort nütz
anders anzeigen, weder das gott sölche fründschafft zuo Abrahamen
habe ghebt, das er imm ein zeichen und pflicht zuo guotem sines
gschlechts ggeben hab, das sine nachkomen imm ouch im gloubenn

--295--

nachvolgind, wie er gloubt hab; so werdind ouch sy nüt minder lieb
von imm gehebt denn Abraham, als daselbst offenlich statt
Genn. 17. [1. Mos. 17. 7] und darvor am 15. [1. Mos. 15. 6]. Unnd
ist also die bschnydung ein verzeichnung gewesen, daß Abrahams
gloub für und für sinem samen verkündt werden und bliben solt. Das
wirt noch klärer mit den worten, die bald darnach stond, da gott also
spricht [1. Mos. 17. 13. 14]: "Min pflicht wirt in üwrem fleisch zuo eim
ewigen pundt sin. Ein knäble, des vorhutfleisch nit beschnitten wirt,
deß sel wirt vertilgget uß sinem volck, darumb, das er minen pundt
gebrochen hatt." Wie? Mocht die beschnydung ouch läbendig
machen oder töden? Antwurt: Von läbendigmachen findend wir
nütz, aber von töden oder ußgedilgget werden statt hie wol, wie
ghört ist. Noch so fieng der packt oder pundt mit dem usserlichen
zeichen an, welchs gott so tür gebot, das er wol wüßt, was darnach
volgen wurd, wo man es versumt. Unnd das ist ein unwidersprechliche
ursach, darwider ouch die Toufflöugner nit könnend; denn,
was gott geredt unnd geheissenn hab, das reyche uff guotes, ob wir
glich die ursachenn nit wüssend; wiewol wir in dem flyß deß gebottes
wol sehennd, das gott damit hat wellen fürsehen, das die
kinder uß der wiegen har zuo dem gott allein gefuert wurdind, dem
Abraham angehangt was, und zuo dem das kind verpflicht was
mit dem usserlichen zeichen, damit sine eltren nit träg uß hinläßigheit,
ouch nit sümig uß unglouben wärind, und das kind damit
etwan durch gotlos lüt, ee und es recht gelert wär, mit valscher abgöttery
verfuert wurd. Er hatt sy uß der schalen imm wellen zuogezogen
werden. Uß dem ursprung der beschnydung sehend wir
eigenlich, das der kindertouff glych dahin dient, dahin ouch die beschnydung
dienet hatt, namlich, daß die, so in den waren gott vertruwend,
ouch ire kinder zuo erkantnus und anhangen desselbigen gottes
ziehen söllend; in welchem nütz weniger das pflichtend zeichen
vorgon mag und die ler harnach volgen, weder imm alten testament
die bschnydung vor dem glouben ggeben ist. Davon hernach stercker
kumen wirt.

--296--

Von dem ursprung des kindertouffs kan ich, noch gheiner anderst,
sagen uß gheinem hällen wort, denn daß es ghein andrer touff ist
weder der einig, war touff Christi, glych als ouch vil andre ding,
die mit worten nit underscheiden sind, und denocht wider gott nit
sind, sunder mit gott, als: Das wir die wyber ouch lassend zuo dem
nachtmal und dancksagung des herren gon, und lesend aber nit, das
wyber by dem nachtmal Christi sygind gewesen. Laß dich nit
irren, frommer Christ, das ich diß red; ich muoß es um der Toufflöugneren
willen tuon; dann die sprechend also: "Christus hat
kinder nit getoufft; wir lesend 's nienen; darumb sol man sy nit
touffen". Wo nun das "nein" volgen sölte, so mueste ouch volgen:
"Wir lesend nit, daß wyber bym nachtmal Christi gewesen sygind;
so söll man sy ouch nit darby lassen", das doch gantz und gar wider
gott wär. Und derglychen byspilen vil. Hie schryend sy mordio über
mich unnd sprechend: "Du hast dich all weg gegen allen Bäpstleren
erwert, was in gottes wort nit grund hab, das sölle nütz, und ietz
sprichst, es stand vil nit in gottes wort, das denocht mit gott sye.
Wo ist ietz das starck wort, damit du dem wychbischoff Faber und
allen menschen yngeredt hast: ,Sy erend mich vergeben mit menschengebotten
und -leeren Mat. 15. [Matth. 15. 9], Isa. 29. [Jes.
29. 13]'? Antwurt: Was ich ye unnd ye geredt hab, das red ich
noch bis in den tod; unnd wirt anderst nimmer me erfunden, denn
das ich einerley red. Köndend ir nun einerley verston! Bsehend
minen worten das heffte bas. Ich sprich nit, wie ir mir uflegend,
sunder ich red allein von underscheiden der elementischen dingen.
Die habend wir in vil dingen nit mit gheinem hällen wort; noch so

--297--

bruchend wir 's mit allen undrescheiden, unnd tuonds mit gott. Byspil:
Nemend das nachtmal oder dancksagung Christi für üch. Hie
habend wir ein häll wort unnd ynsatz, das es ein widergedechtnus
sye; da mag man nüts anders darus gemachen, und das der gantz
bapsthuff drumb unsinnig wurd. Das ist aber nit also ein element,
das ist: also ein usserlich ding, das es unentscheiden sye, also, das
man 's ouch für ein opffer verkouffen mög; dann es hatt sin ußgetruckt
wort, den gantzen grund der epistel zun 'n Hebreyeren. Das aber
daby das element oder usserlich ding, daß die wyber die widergedechtnus
ouch söllind begon, das stat nit mit gheinem hällenn wort.
Noch so tuot man imm recht, das man sy ouch by dem nachtmal
laßt. Also redend ouch vom kindertouff umb gotzwillen! So
gott hat gheissen touffen, so sprechend nit erst: "aber die kinder nit".
Warumb underscheidend ir den menschen? Sind kinder lüt oder
nit? Sind sy menschen oder lüt, so muessend ir sy ouch lassen
touffen; denn ich wil als wenig lyden, das ir mir den menschen in
kind unnd alt teilend, als in wyb und man. Hie sprechend sy: "Der
mensch, so getoufft sol werden, der muoß vor gelert sin und glouben".
Und so wir sprechend, das söllind sy bewären mit eim hällen
wort - denn wie sy von uns ein häll wort erfordrend, darinn
stande, man sol kinder touffen, also erfordrend wir an sy, daß sy
uns ein häll wort zeigind, das da verbüte, das man niemann touffen
sölle, er habe denn vorhin gloubt -, so zühend sy das Mat. 28.
[Matth. 28. 19] harfür, davonn vil gnuog doben gsagt ist. Und wie
sy mit demselben von einem winckel in den andren gejagt werdend,
darumb, das nach dem "touffen" erst das recht "leren" stat, "lerend
sy halten alle die ding, die ich üch empfolhen hab [Matth. 28. 20]",
kumend sy zumm letsten dahin, das sy sprechend, man mueß darumb
nit so durlich gelert sin, aber doch einen anfang, drumb, das
zum ersten stat: "Lerend alle völcker", unnd wellend damit bewert
haben, man sölle kurtzumb nieman touffen, denn der vorhin etwa
vil gelert sye. Und wenn wir sprechend: "Wie vil muoß doch der

--298--

ler sin?" gagsend sy wie die stammler; denn was sy da redend, das
mögend sy mit gschrifft nit war machen. Darumb diß nütz den ein
unnützer wortenkampff ist, den Paulus verbüt 1. Tim. 6. [1. Tim.
6. 5]. Das wir aber uns den nit lassind von der warheit abfueren,
gebend wir dise antwurt, da sy sprechend, man sölle niemann touffen,
denn der vor gelert sye und gloube: das wir allein in dem nachtmal
oder widergedechtnus Christi muessend verrichten glouben erfordren.
Das stat 1. Cor. 11. [1. Cor. 11. 28]: "Der mensch aber,
der bewäre sich selbs, und demnach esse er von dem brot und trincke
von disem tranck etc.". Aber von dem touff statt nienen, das man
sich vor imm beweren oder erinneren mueß. Deßhalb sy hie aber
fürgebend, deß sy nit grund habend. Unnd ist ghein zwyfel, denn
das die götlich fürsichtigheit das erinneren vor dem touff darumb
nit ußgetruckt hab, das sy wol wüßt, das die kinder gottes ire eygnen
kinder nütz weniger wurdind mit dem zeichen der kinderen
gottes verzeichnen, weder im alten testament mit der beschnydung
beschah.
Aber das wir uff den ursprung des kindertouff widerumb kumind,
so ist by mir ghein zwyfel, als ouch Augustinus redt, wie
bald harnach kumen wirt, der kindertouff habe angehebt zuo der
zyt Christi unnd der apostlen, ob er glych mit hällen wortenn nit
bestimpt ist; dann ouch die widergedechtnus oder nachtmal Christi
by gheinem euangelisten noch apostel beschribenn ist, wie sy nach
dem uffsatz Christi gebrucht sye, ußgenomen Paulum, und dasselb
nun an einem ort 1. Cor. 10. [cf. 1. Cor. 10. 16-21] und 11. [cf.
1. Cor. 11. 20-29]. Dann Act. 2. [Act. 2. 42] stat wol, das sy das
brot gebrochen habennd, aber mit was maß und ordnung, das findend
wir nit. Unnd hettind die Corinther das nachtmal deß herren nit

--299--

mißbrucht, so hettend wir ghein gschrifft, darinn wir mercken möchtind,
wie doch das gebrucht wär. Also red ich ouch vom kindertouff.
Obglych der nit mit worten beschriben oder ußgetruckt, ist doch
uß kundschafftenn des götlichenn wortes wol ze ermessen, das sy
nütz weniger getoufft syginnd mit der gemeinen schar, die getoufft
wurdennd; denn ouch die kinder in gemeiner schar gespißt sind und
die wyber, die man aber nit zellet Math. 14. [Matth. 14. 21].
Ietz volgend dieselben kundschafften.
Math. 19. [Matth. 19. 13-15], Luce 18. [Luc. 18. 15-17] stat
die meinung, die Marcus 10. [Marc. 10. 13-16] beschrybt mit sölchen
worten: "Sy hand die kinder zuo imm tragen, das er sy beruorte; aber
die junger beschultend, die sy zuotruogend. Do das Jesus gsehen, hatt
er gezürnt und zuo inen geredt: Lassend die kinder zuo mir kumen und
verbietend sy nit; dann sölcher ist das rych gottes. Warlich, sag
ich üch: Welcher, der sy, wer er well, das rych gottes nit empfacht
wie ein kind, der wirt nit daryn kumen. Und hatt sy mit den armen
umfangen und die hend uff sy gelegt und sy wol besprochen oder
guotes über sy gesprochen." Für das erst sind die, so den kinderen
verbüttend zuo Christo kumen, bescholten. Worumb solt man denn
nit die beschelten, die den kinderen den touff abschlahend? Denn
was ist dasselb anders weder zuo Christo nit lassen komen? Und
spricht aber Christus: "verbiettend sy nit". Wo könnend aber die
kind anderst zuo Christo kumen, weder mit dem pflichtzeichen des
volcks Christi? Ich red hie von usserlichem zuokumen; denn yens
zuotragen zuo Christo was ouch nun usserlich; sust weißt mencklich
wol, daß zuo Christo des gloubens halb nieman kumpt, der
glych erwachsen ist, denn welchen der vatter zuo imm gezogen hatt
[cf. Joh. 6. 44]. Demnach stat: "denn sölcher ist das rych gottes".
Ist nun das rych gottes iro, worumb sölt man denn inen das zeichen
des volcks gottes abschlahen? Ich wirdt warlich reden, wie Petrus
Act. 10. [Act. 10. 47] sprach, do er sach, das Cornelius mit sinem
gsind den heiligen geist empfangen hatt: "Mag ouch ieman das wasser
abschlahen, daß die nit getoufft werdind, die den heiligen geist empfangen

--300--

habend glych wie wir"? Also wil ich ouch ewklich sprechen
von den kinden, so ich sich, das sy gottes sind: "Wer wil inen das
wasser vorhalten", so wir sehend, daß sy gottes sind, glych als wol
als wir, die da gloubend?
Hie gegnend uns aber die Toufflöugner unnd sprechend:
Christus redt nit [Marc. 10. 14]: "dero ist das rych gottes", sunder:
"sölcher ist das rych gottes". Daruß nit volget, daß 's rych gottes
der kinden sye, sunder dero, die da sind als die kinder. Antwurt:
Das wort, das harnach kumpt, macht die sach gantz schlecht, da
Christus spricht [Marc. 10. 15] "Warlich, sag ich üch, welcher das
rych gottes nit empfacht wie ein kind, der wirt nit daryn gon".
Muessend nun wir erst werden wie die kind, oder aber, wir sind des
rychs gottes nit fähig, vil me ist der kinden das rych gottes, denen
wir erst glych muessend werden. Hie truckend sy sich vast und
sprechend, Christus rede allein von glychnus der unschuld, das wir
inen mit der unschuld glych söllind werden. Antwurt: Eben das wolt
ich, das allen fablen der Bäpstleren von der erbsünd (die nit nütz
ist, aber nit, wie sy darvon redend, als hie gehört wirt) den hals abbrechen
wirt. Söllend wir inen mit unschuld glych werden, so wir
das rych gottes erlangen wellend, so muoß ouch ir unschuld also sin,
das sy das rych gottes erbind. Christus spricht widrumb Math. 18.
[Matth. 18. 3]: "Warlich, sag ich üch, es sye dann, das ir bekert,
und werdind wie die kleinen kind, so werdend ir nit yngon in das
rych der himmlen". So muoß kurtz und schlecht sin, das die kinder
gheinn mackel noch masen an inen habind; denn wo dem also,
so möchtind wir nit recht uff sy zuo eim byspil gewisenn werden, man
well denn reden, die erbsünd möge das rych gottes nit verschliessen.
Das redend aber die Bäpstler nit; dann was wäre denn die erbsünd,
vonn dero sy redend? Von dero wir yetz redenn wellend, so bald wir
disen grund Christi erduret habend? Diser gegenwurff der Toufflöugneren
hat nit stat. Denn söllend wir, so wir schon gloubt
hand, erst werden wie die kinder, das wir zuo gott kömind, vil me

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muessend die kinder gottes sin. So sy nun gottes sind, worumb wellend
wir inen den touff gottes abschlahen, so sy deß yetz gewüß sind, das
wir begerend ze werden? Dann so wir glych lang lebend, wüssend
wir nit, ob wir all gottes werdend oder nit; denn wir wüssend nit,
wie ein yeder gloubt. Wiewol ein yeder glöubiger by imm selbs wol
weißt, das er selig wirt - denn der gloub des euangelii ist nütz
anders weder sölche sicherheit zuo gott, das einer gwüß ist, das er
sälig wirt durch Christum -, noch ist gheiner von dem andren nit
gwüß, ob er sälig werd oder nit; dann vil sind, die sich glychsnend
glöubig, die es denocht nit sind. Aber von den kinden sind wir
gwüß, das sy gottes sind, so er sy uns zuo eim ebenbild, nach dem
wir uns gstalten söllend, fürstellt. Denn wo neißwas sölte am vorbild
fälen, so wurdind wir verwyßt, das nit sin mag, sunder die
höchste schmach gottes wer, also reden. Zum letsten spricht Marcus
hie 10. [Marc. 10. 16]: "Er hat sy mit den armen umfangen, die
hend uff sy gelegt, und guotes über sy gesprochen". Da sprachend die
Toufflöugner: "Heißt das: er hat sy getoufft?" Antwurt: "Wer redt,
das es also heisse?" Ich züch die wort Christi umb zweyer ursachen
willen haryn. Die ein ist yetz gehört, das sy gottes sygind, das ich
daruff das wort Petri Act. 10. [Act. 10. 47] möge reden: "Sind sy
nun gottes, wer wil inen denn das wasser abschlahen, so sy gwüsse,
ungezwyflete kinder gottes sind"? Die ander ursach ist, das ich mit
inen anzeig, was flysses unnd ernsts die elteren gehebt habind, ire
kinder zuo Christo ze bringen. Und so wir den sehend, könnend
wir mit gheinem glimpff der warheit anderst gedencken, denn das
sy ouch ire kinder getoufft habind, obglych sölchs mit worten nit ist
ußgetruckt, als ouch andrer fürnemer touff ouch nit ist ußgetruckt.
Sölt er darumb nit beschehen sin? Wo lesend wir, das die rein
muoter Jesu Christi getoufft sye? Noch so mueßt man reden, sy
wäre nit toufft, wenn man eigenköpfig wäre wie ir. Wär aber das
nit lätz geredt? Wo statt, das die apostel getoufft sygennd? ußgenomen
von zweyen Jo. 1. [Joh. 1. 35]?, unnd denocht nit mit einem

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klaren wort, sunder mit einem volgen. Sölte man aber demnach
reden, sy wärind nit getoufft - als ir bewärend: "es stat nit gschriben,
so ist es nit beschehen -, so mueßte man ye die ewigreinen
magt und die apostel vom touff sündren. Das sye verr von allen
glöubigen! Laß dich hie, frommer Christ, den schädlichen zangg
der Toufflöugneren nit verergren, das du damit widrumb zuo den
bäpsten vallest unnd sprechist: "Es statt vil nit geschriben, das aber
guot zuo der säligheit ist; das habend darnach die frommen vätter eroffnet,
bäpst und bischoff". Dann das, davonn man hie redt, das
ist nun ein usserlich ding, das nit sälig machen mag. Dero sind
vil nit anzeichnet von den euangelisten, als die wunderzeichen.
Von denen mag man wol reden, daß sy beschehen sygind, wiewol
sy nit bestimpt sind. Aber der ler halb und der dingen, die den
glouben, den inneren menschen und unser leben antreffend, da sol
man ewklich sprechen: Hat got nit also gelert glouben, darumb so
dörffend wir deß gloubens nütz. Er hatt uns das nit gheissen tuon
als einen dienst sin: so ist es ouch nit ein dienst gottes. Aber in
den cerimonischen digen volgt nit: Das stat nit geschriben; darumb
so habend die dise cerimony nit gebrucht, wie erst von Maria und
den apostlen anzeigt ist. Aber das volgt wol: Christus hat ghein
heil in das usser touffen gsetzt, so steckt ouch gheis drinn. Sich,
das drifft yetz den inneren menschen an. Sehend, wele fenster wolt
der zenggisch tüfel dem bapstuom widrumb ufftuon, allein umb der
usserlichen dingen willen, von denen wir schlechtlich reden söllend,
wie Paulus 1. Cor. 14. [1. Cor. 14. 40]: "Tuend alle ding (er redt aber
daselbst von ordnung der zungen, wie man die bruchen sölt vor der
gemeind) hüpschlich oder gschickt und ordenlich". Glycher wis

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spricht er Philip. 3. [Phil. 3. 15. 16]: "Und ob ir etwas anderst wurdind
betrachten oder fürnemen, so wirt üch gott das offembaren; doch
wie wir vormalen angefuert sind, das wir by demselben gsatzt blibend,
daß wir eins sygend". Hie mag Paulus von gheinem andren bruch
reden weder von den üsserlichen dingen; dann die, so die sel antreffend,
söllennd nit anderst gebrucht werden. Dieselben üsserlichen
ding vermeint er in unserem gwalt söllend ston ze bruchen, wie es
uns mit got zum aller besten bedunckt, doch sölcher maß, daß wir
friden damit nit zerrüttind. Deßhalb ouch der kindertouff morn
möchte angehebt werden, ob er glych vormal nie gewesen wär, so
verr wir sehind, das er uns zuo friden und guotem dienete.
Ietz kum ich widrumb, daß ouch die kinder zuo der zyt Christi
habind angehebt getoufft werden.
Das jüdisch volck ist uff die üsserlichen ding me ufgesehen xin
denn ein anders volck, als inen Christus uffhebt Jo. 4. [Joh. 4. 48]
und Luc. 11. [Luc. 11. 29], ouch Paulus 1. Cor. 1. [1. Cor. 1. 22].
Darumb sich on allen zwyfel ze versehen ist, das sy ire kinder nütz
weniger weder sich selbs mit dem touff habint lassen bezeichnen, und
nit die Juden allein, sunder ouch andre völcker. Diß ist ein starcke
bewernus. Dann wie wir noch hüt bi tag die kinder zum touff
tragend, damit sy zuo Christo gewidmet werdend, also sind on zwyfel
ouch do ze mal die Jüdischen gsitt gewesen. Das aber die
Toufflögner hie ynredend, Act. 2. [Act. 2. 37. 38] stande also: "Do
Petrus geredt hab, do sygind sy in iren hertzen gwunnen oder erstochen
worden", das könne aber von kinden nit verstanden werden.
Darnach, als sy gefragt habind "was söllend wir tuon", habe Petrus
geredt: "Endrend oder bessrend üch, und werde üwer yeder getoufft
uff den namen Jesu Christi zuo nachlassung der Sünd etc.", das als
möge ouch nit von den kinden verstanden werden; dann die endrind
sich nit; deßhalb sy on zwyfel ouch nit getouft sygind. Darnach
stande [Act. 2. 41]: "Die nun das wort habend angenomn\men, die sind
getoufft worden". Hie muesse schlecht volgen, das allein die getoufft

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sygind, die das wort habind angenomen. So könnind die kinder nit
getoufft sin; dann sy nemind den glouben nit an, könnind in ouch nit
annemen. Antwurt: Wenn ir glych uff den hüttigen tag under die
unglöubigen kartind (als ir aber nit tuond, wiewol ir all sagend, ir
sygind von got gesandt zuo predgen; aber ir kumend allein an die end,
da das wort vorhin gepflantzt ist gewesen, und verwirrend mit üwrem
widertouff, das vormal fridlich gebuwen ist), so wurdind ir one zwyfel
allein die touffen, die üwer predgenn gehört und angenomen hettind.
Nachdem aber dieselben glöubigen der pflichtzeichen wol und recht
underwisen, wurdind sy ouch ire kinder von der wiegen har Christo
verpflichten. Als nun das touffen zuo den zyten der apostel hatt angehebt,
stat es eben beschriben, wie alle gschicht beschriben werdend,
darinn man die kinder nit ußtruckt, ob sy glych da gewesen sind,
wie vor in dem spysen gehört ist. Es ist ouch nit wider die gschrifft,
das Act. 2. [Act. 2. 41] ouch kinder getoufft sygind. Denn alles, das
da stat [cf. Act. 2. 37-41]: "In den hertzen bewegt sin", "fragen, was
söllend wir tuon", "endrend üch", "die das wort habend angenomen,
die sind toufft", das mag von einr gantzen schar, darinn wyb und
kind sind, verstanden werden, wiewol nun die man redend, die verstand
und red hattend, und die wyber und kind nit. Und welche
also glych noch nit gloubtend, wurdend nütz des weniger unnder
die glöubigen zellt, so sy der glöubigen kinder warend, denn ouch
die glöubigen selbs. Dann by dem jüdischen volck die gsind dem
vatter nach gerechnet wurdend inn allen schatzungen unnd zalen, die
gott gheissen hat. Ouch kondend sy gheins andren sinnes sin der
beschnydung nach, inn dero sy vormal gewandlet warend, denn das
sy den touff an iren kinden nit weniger bruchtind, weder sy ouch
die beschnydung vormal gebrucht hattend. Aber wir wellend diser
meinung hälle kundschafttt uß Paulo 1. Cor. 10. [1. Cor. 10. 1-5]
harfürbringen, da er also spricht: "Lieben brueder! Ir söllend nit unwüssend
sin, daß unsere vätter all under dem wolcken gwesen sind,
und all durch das meer ggangen sind, und all in Mosen getoufft sind
in dem wolcken unnd in dem meer; und habend all ein geistliche spys
geessen und all ein geistlich tranck getruncken; dann sy trunckend all

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uß dem geistlichen felsen, der inen nachvolgt; aber der fels was Christus.
Aber vil under inen habend gott nit gevallen etc." Zum ersten
spricht er: "unser vätter sygind all under dem wolcken xin". Da
redt er nit allein von den alten, sunder von dem gantzen gschlecht
(dann der vätter kamend nit me denn zwen in 's land), darunder wyb
und kind vergriffen sind. Zum andren, daß er spricht: "sy sygind
all durch das meer ggangen oder komen", laßt er aber under denen
worten blyben, die man erstlich von vätteren verstat; noch sind wyb
und kind mit inen komen. Zum 3.: "sy sygind all in den Mosen
getoufft im wolcken und imm meer". "In Mosen getouff sin" hatt
den sinn, wie: "in Johannsen touff getoufft sin", wie ghört ist. "In
Mosen wurdend sy getoufft", das ist: in dem gsatzt Moses gelert,
und habend sich dem ergeben nach ze leben, wiewol das gsatzt nit
Mosis, sunder gottes was, als an allen orten kundschaft gnuog erfunden
wirt; glych wie ouch Johannsen touff sinen namen hatt, der
aber nütz anders weder der war touff gottes was, wiewol man gemeinlich
durch Mosen das gsatzt verstat. Und ist also der sinn, das
die israelischen vätter alle in Mosen, das ist: in gottes gsatzt, gelert
und pflicht wurdend. Zum 4. spricht er, womit sy in Mosen
getoufft sygind: "mit dem wolcken und meer". Nun merck, wenn sind
sy mit dem wolcken und meer getoufft? Vor dem gsatzt oder darnach?
Kan nieman löugnen, das sy vor dem gsatzt getoufft sygind.
Wer ist daryn getoufft? Allein die alten, die das gsatzt verjahend
und kondend? Nun was doch das gsatzt noch nit geben. Sy
wurdend all daryn getoufft, die allten, die jungen, wyb und kind. So
hörend wir wol, daß 's gantz volck in das gsatzt vor dem gsatzt getoufft
ward. Wo wellend sych hie die Toufflöugner hinkeren?
Wir muessend aber bsehen, ob sy getoufft sygind und wie sy getoufft
sygend. Ich wölte hie lieber die Toufflöugner lassen das ort ußlegen.
So gagsend sy in der gschrifft, und weiß gruntlich, das sy
es nit könnend; denn sy könnend nit me in der gschrifft, weder sy
uß den tractätlinen hin und wider gelesen habend. Denn wenn sy
diß ort ußlegen wöltind, mueßtend sy sich selbs überwinden. Ich

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wird mich ouch viler exponieren, die so dunckel mit der gschrifft
umgond, nit lassen irren, die mit irem wortnäbel wol anzeigend, das
sy zuo dem rechten sinn nit tringend. Paulus wil die glöubigen vermanen,
das sy sich nit an die usserlichen ding hebind, unnd mit inen
one endrung des süntlichen läbens meinnind sälig ze werden; und zücht
uff das sich selbs haryn, daß er offt geton hab, das er nie bedörffen
hette sinethalb, aber andren halb habe er alle ding mögen erlyden.
Demnach zücht er die alten zuo eim byspil haryn, an denen alle usserliche
pflichtzeichen der Christen wol als wol volendet sygind gwesen,
als an uns der touff und nachtmal; noch so habind vil under inen
gott nit gevallen, sunder sygind umb irer sünden willen in der wueste
zerströwt. Wie sind sy aber getoufft? In 'n wolcken und imm meer,
das ist: das die ding ein figur des usseren touffs gewesen sind, und
hat die meinung: Ir möchtind wellen wännen, darumb, das ir getoufft
sind und in der bedütlichen spis der dancksagung geessen
habend, ir werdind darumb sälig. Im ist nit also. Dann unsere
vätter habind glych als wol die ding an inen gehebt als wir; dann
wie wir imm pflichtzeichen des touffs und nachtmals gewesen sind, also
sind ouch sy in der wulcken und meer gewandlet; sind ouch von
himel herab gespyßt, wie üwer selen durch Christum versichret und
getröstet werdend, uß welchem trost ir darnach das heilig fest der
widergedechtnus haltend; noch so sind sy umb mißtat von gott gestrafft
worden. Also wirt es ouch üch gon. Wiewol yene wunderzeichen
unsere pflichtzeichen nun bedütet habend, wirt es doch
uns gon glych wie yenen, wenn wir unser säligheit uß den usseren
zeichen erwegen wellend; dann sy ouch sich selbs deß grösser
schatztend, wenn sy gedachtend an die wunder, die gott an inen geton
hatt. Sich, das ist die summ diß orts. Ich solt aber hie uff
den buochstaben tringen nach der Toufflöugneren ard, und mich nit
darab wenden lassen; denn es diente mir träffenlich wol zuo minem
fürnemen. Aber nein! Ich wil ouch am jüngsten tag nit erfunden
werdenn, das ich dem heligen, unbefleckten gotzwort gwalt geton hab
umb mines kempfens willen, obglych der zenggisch tüfel mir sölichs
zuomißt. Sprichst: Worumb hastu denn diß ort anzogen? Antwurt:
Darumb, das die figur der wolcken und meers den touff bedütet habend,

--307--

als Paulus selbs anzeigt. Noch so sind sy beschehen, ee unnd die
kinder Israel in Mosen, das ist: in 's gsatzt, kommen sygind, daran
man wol sicht, das ouch Paulus den touff ein gmein pflichtzeichen
alles volcks gottes sin erkennt hatt, der glöubigen und irer kinden.
Dann wie dört jungs und alts miteinandren durch das meer gefuert
wurdend und durch die wulcken, also muoß ouch volgen, das imm
touff, der damit bedütet ist, jungs und alts gepflichtet werd one
underscheid. Ietz sehend wir am bruch der kinden Israels und an
der kuntschaff Pauli wol, das der kindertouff muoß by der apostel
zyten angehebt haben.
Ee und wir wyter varend, wellend wir zum kürtzesten vonn der
erbsünd reden.
Hie muessend wir 's aber starck von allen Bäpstleren erlyden:
ietz wird ich ein kätzer sin, denn die gschrifft nit verston, denn
zerbrechen.
Die erbsünd ist nütz anders weder der präst von Adamen
har. Das aber verstanden werd, was wir durch das wort "präst" bedütind,
so merck also: Wir verstand hie durch das wort "präst"
einen mangel, den einer on sin schuld von der purt har hatt oder
sust von zuofälen. "Laster" oder "sünd" ist ein fräven, den ein yeder
muotwillig begat uß eygner vermessenheit oder bewegnus. Byspil:
Das wir muessend geessen und truncken haben, ist ein natürlicher
präst, darumb nieman ze schelten ist. Aber frässig und versoffen
sin ist ein muotwillig laster unnd verwegnus. Es kumpt aber das
laster uß dem natürlichen prästen, daß wir den nit rechter maß ersetzend,
sunder muotwillend. Also ist die erbsünd ein abstand,
mindrung oder ergernus der ersten yngesetzten menschlichen natur,
glych als da in eim ungewitter oder hagel alle wynreben verderbt

--308--

werden, das sy die vordrigen ard nit me habendt, oder, so ein pflantz
Neapols in Tüschland [!] gepflantzt wirt, kumpt sy zuo irer ersten
ard nimmerme. Und ist die erbsünd nit ein verdammliche sünd, so
ver der mensch von glöubigen elteren geboren wirt. Dann was wir
hie von der erbsünd der kinden redend, das reicht alles nun uff der
glöubigen kinder, uß ursach, daß ich nit verwirff, das Paulus Ro. 2.
[Röm. 2. 16] seyt, es sölle glych als wol vonn der glöubigen gschlecht
verstanden werden, als vormal uff die Juden damit gereicht ist. Das
lassend wir hie vallen. Sunder die erbsünd ist ein präst, der allen
menschen anerborn ist. Der ist nütz anders, weder das wir vonn der
götlichen ard abvellig und verwildet worden, und zuo der vihischen
geneigt sind. Die götlich ard ist: nit eygennützig sin, sunder sich
allen geschöpfften ze niessen geben; die irdisch oder vihisch: sich
selbs lieb haben, alle ding umb syn selbs willen tuon. Jo. 3. [Joh.
3. 31]: "Welcher von der erd ist, der ist irdisch und redt von der
erd". Do nun Adam umb synetwillen, das ist: umb deßwillen, daß
er gott wolt glych sin, gottes bott übersach, do kart er sich ye
umb der liebe sin selbs willen zuo der vihischen ard, unnd schwacht
die ard und natur gottes in imm selbs. Denn die vich tuond in all
wys unnd maß, wie ein unglöubiger mensch, alle ding umb irotwillen.
Denn wenn sy bede schon ire jungen beschirmend und fürbringend,
tuond sy es darum, daß 's iren sind. Denn so bald so ire nümmen
habend, so zühend sy andren ire jungen nit. Dise ard ist
aber dem menschen, wie prästhafft sy joch ist, all die wil er nit
weißt, was recht oder unrecht ist, nit zuo einer sünd, schand oder mißtat
ze rechnen. Also volgt, das die erbsünd ein präst ist, der von
imm selbs nit süntlich ist demm, der inn hatt. Er mag inn
ouch nit verdammen, got geb, was die theologi sagind, biß das er uß
dem prästen wider das gsatzt gottes thuot. Denn thuot er aber erst
wider das gsatzt, wenn er das gsatzt erkennt. Wirt als harnach mit
kundschafft bewert. Byspil: Der jung wolff, diewyl er noch blind

--309--

ist, weißt er nütz vonn schaffzwacken; noch so ist die ard in imm.
Sobald er aber erwachßt, so hebt er denn an ärdelen. Also ist
der mensch aller begirden unnd anfechtungen unschuldig, all die wyl
er nit weisst, was begird ist; noch so steckt die ard in imm; die
mag er als wenig hinlegen uß eigner krafft, als der wolf. Wenn man
aber den wolf von jugend uff mit streichen zwingt, vertruckt er die
ard, aber er verlürt sy nit, sunder, wo er die gens sicht, embleckt
er die zen, ob er glych nit schlecht. Also vermag uns
gott endren, die bösen ard inn uns temmen, und wir selbs nit. Unnd
so uns gott glych zuo imm gebringt durch glouben und liebe, so embleckend
wir die zen denocht dick, wen wir die begirlichen ding
diser welt sehend. Wen wir aber demnach der begird nachwerbend,
da wir aber wüssend, daß es nit zimt vor dem gsatzt, so wirt der
präst ein sünd. Noch so kumpt die sünd uß der bösen, geschwechten
ard, so man die nit meistret. Die theologi aber nennend den erblichen
prästen ein erbsünd, nit recht verstonde den heiligen Paulum
zun Römern 5. [Röm. 5. 13]. Der präst kan ye nit sünd sin.
Ietz volgend die kuntschafften.
Paulus spricht Ro. 3. [Röm. 3. 20]: "Die erkantnus der sünd
kundt durch das gsatzt". So volgt, das, wo erkantnus des gsatztes nit
ist, da ist ouch nit erkantnus der sünd. Wo aber erkantnus der sünd
nit ist, da ist ouch ghein übertretten unnd deßhalb ghein verdamnus.
Ro. 4. [Röm. 4. 15]: "Wo das gsatzt nit ist, da ist ouch die überträttung
nit". Sich, wie starck die zwo kundschafften sind, ja so
starck, das sy alle täpreten der theologen vom erbprästen umkert;
dann der erbprest mag uns nit verdammen, sunder wenn wir das gsatzt
vor uns sehend, und demnach uß der ard des erbprästen wider das
gsatzt tuond. Denn schlächts: all die wil man das gsatzt noch nit
erkennen mag, so ist ouch das übertretten nit. Wo das überträtten
nit ist, da ist ouch ghein verdamnus. So ist klar wider alle theologen,

--310--

daß die kind der glöubigen umb der erbsünd willen, all die wyl sy
das gsatzt nit wüssend, nit mögen verdampt werden. Ich red von
"nit wüssen#', allein, da man alters und verstands halb noch nit wüssen
mag, nit von denen, die nit wüssen wellend, oder wüssend und nit
wüssen wellend Ro. 7. [Röm. 7. 8. 9]: "Die sünd was one das gsatzt
tod. Aber ich lebt etwan on das gsatzt. Do aber das gsatzt kam,
da ward die sünd widrumb läbendig". Wenn was Paulus on das
gsatzt? Do er ein kind was; denn sust ist nieman on das gsatzt. Do
er aber erwuochs, das er das gsatzt erkannt, do ward ouch die sünd
in imm läbendig. So muessend wir ye sehen, das er das wort "sünd"
anderst und anderst nimpt. Wenn er hie spricht [Röm. 7. 7]: "die
sünd kumpt uß erkantnus des gsatztes", so verstat er die sünd, die
zuo verdamnus bringt, darumb, das sy wider das gsatzt gottes verwegenlich
beschehen ist.
Wenn er aber Ro. 7. [Röm. 7. 17] spricht: "Ich tuon dasselb nit,
sunder die sünd, die in mir wonet", da muoß "sünd" für "den presten"
genomen werden; dann die sünd ist nütz wesenlichs, das sy in uns
bliben könne; sy ist nütz anders weder ein mißwerck wider gott.
Aber der prest, das ist: die vihisch, irdisch oder fleischlich ard, die
wont in uns, das ist: die hangt uns an unnd neigt allein zuo eygennützigen,
lustbarlichen dingen.
Ietz wellend wir die wort Pauli, darinn sy die erbsünd für ein
sünd machend, ouch erwegen. Die stond Ro. 5. [Röm. 5. 12-13]:
"Wie die sünd durch einen menschen in die welt komen ist, und der
tod durch die sünd, also ist der tod ouch in alle menschen durchgangen,
deßhalb, das sy all gesündet habend. Dann die sünd was
in der welt biß uff das gsatzt. Aber sy ward nit für ein sünd verrechnet,
do das gsatzt noch nit was". Hie wennend die theologi,
drumb, daß da stat: "deßhalb, das sy all gesündet habend", so sye
der erblich prest ein sünd, die verdamne. Da sy gantz unnd gar
irrend; denn es mag ghein ding verdammen weder wider gottes wort
getan haben. Denn tuot man aber allein wider gottes wort, wenn
man es eintweders veracht unnd nit wüssenn wil, oder aber weisst
und verachtlich darwider tuot. Nun ist das der sinn diser worten:
Die sünd ist durch einen menschen, durch Adamen, inn diß welt

--311--

komen; denn er hat zum ersten das gebott gottes veracht; und
umb deswillen ist der tod yngefuert worden mit zweyen prästen. Der
ein ist, das der mensch, die wyl er noch imm leben ist, also von götlicher
ard verwildet ist unnd abgevallen, das er nun eigennützige,
lustbarliche ding trachtet; der ander, das er ouch lyplich sterben
muoß. Unnd ist also der tod inn alle menschen geschlichen, darumb,
das sy all gesündet habend. Wie? Nun habend doch die kinder nit
gesündet und muessend denocht sterben? Darumb heisst hie "gesündet"
nütz weder: den presten empfangen von der zerstörten unnd
verwildoten natur. Oder aber "gsündet haben" muoß allein verstanden
werden vonn denenn, die, demnach sy das gsatzt erkennt, darwider
geton habend, also, das wir alle, die von Adamen har sygind,
genatürt sygind ze sünden. Und denn so kumend wir widrumb in
den vordrigenn sinn: "sy habend all gesündet", das ist: all denn presten
empfangen. Das diß der sinn sye, zeigt Paulus selbs ann und
spricht [Röm. 5. 13]: "Die sünd was in der welt biß uff das gsatzt;
aber die sünd ward nit gerechnet, do das gsatzt nit was". Das ist:
den presten erkant nieman, do das gsatzt noch nit was, und rechnet
nieman die sünd für sünd. Denn es stat Ro. 7. [Röm. 7. 7] darnach:
"Ich wußt nit, das die begird sünd was, weder nachdem das
gsatzt sprach: du solt nit begeren". Verstand aber hie nit allein das
gsatzt Mosis, sunder ouch das gsatzt, das gott in unnseren hertzen
schrybt, das wir das natürlich gsatzt nennend. "Noch", spricht
Paulus widrumb Ro. 5. [Röm. 5. 14], "so hatt der tod vonn Adam
har geherschet bis uff Mosen über die, so schon nit gesündet habend,
wie Adam mit übertretten". An dem wort sicht man wol, das
Paulus sagen wil, das der tod allen kinden Adams anhangt, die
schon noch nit übertretten habind. So hörend wir wol, das die erbsünd
ein prest ist, nit ein übertretten oder schuld, wie Adam übertretten
hatt. "Der sun wirt die schuld des vatters nit tragen"
Ezech. 18. [Ezech. 18. 20]; es wirt ein yeder in siner mißtat sterben.
Darumb ouch das imm 50. Psalmen [Ps. 51. 7]: "Sich, ich bin in
boßheiten empfangen, und in sünden hatt mich min muoter empfangen"
vonn dem gebresten muoß verstanden werden. Dann sust so sind die

--312--

elichen werck nit ein verwürckte sünd, sunder ein präst. Den nimpt
aber trüw der ee hin, daß er nit süntlich, das ist: verdammlich, ist.
So vil kurtzlich von der erbsünd, daß sy ein präst ist und nit
ein schuld, ein straff der ersten mißtat, nit ein eigne mißtat eins yeden.
Nun wellend wir widrumb keren, daß wir bewärind, daß vil
gloublicher sye, daß by der apostlen zyten die kinder ouch getoufft
sygind, weder daß sy nit getoufft sygind, und das durch byspil:
1. Cor. 1. [1. Cor. 1. 16] spricht Paulus: "Ich hab Steffans gsind
getoufft". Nun ist sich ee ze versehen, daß in so grossen gsinden
kinder gewesen sygind, weder nit.
Und das, so 1. Cor. 16. [1. Cor. 16. 15] stat, ist nit darwider, daß
darumb hie nit kinder sygind imm gsind gewesen.
Act. 16. [Act. 16. 15]: "Als aber Lydia getoufft ist und ir gsind,
hatt sy gebetten". Hie ist sich aber ze versehen, das kinder sygind
imm gsind gewesen. Darnach im selben capitel [Act. 16. 30-34] stat
von dem turnhueter, das er spricht: "Ir herren, was muoß ich tuon, daß
ch heil werd? Do hand sy gesprochen: Vertruw in den herren
Jesum, so wirstu heil und din gsind. Und habend inen das wort
des herren gseit und allen, die in sinem huß warend. Unnd er hatt
sy genomen zur selben stund nachts, und inen ire streich geweschen.
Und ist er getoufft worden und die sinen alle von stund an. Und
nachdem er sy in sin huß hinuff gefuert, hatt er inen spys fürgelegt
und mit allem gsind gefrolocket, das er ein glöubiger gottes worden
was." Hie redtend die Toufflöugner: diß wort "mit allem gsind"
sölte nit zuo dem wort "gefrolocket" zogen werden, sunder zuo dem,
das er ein glöubiger gottes worden was, das der sinn wäre: "Er hat
gefrolocket, das er ein glöubiger gottes worden was mit allem synem
gsind", und stuondend wol herlich dar und sprachend: Es ist nit recht
vertütschet, wie ir 's in üwren testamenten habend. Also giengend wir
über das aldisch exemplar und funden, daß 's "panoiki" [πανοικεί]'',
das ist: mit allem xind, zuo dem wort "gefrolocket" teilt; beschowtend
ouch das tütsch; das was recht nach dem griechischen text

--313--

beckert. Stuondend sy aber schammrot. Denn das ist vil das eygenlicher
und gewüsser, daß er sich by den jungeren mit allem gsind gefröwt
hab, weder das er mit allem gsind ggloubt hab. Der gloub ist
nit allen menschen bekannt von einandren, aber die fröid und fest
oder bancket (als man yetz redt) die ist so vil bekannt, so vil man
sy sicht. Also muoß das wort "mit allem gsind" zuo dem wort "gefrolocket"
dienen. Das vermocht ein hußvatter, daß all sin gsind
frolockte, aber gheiner vermag, das es alles gloubt.
Also habend wir drü gsind, die getoufft sind; in denen sich nit
ze versehen ist, daß gheine kind gewesen sygind. So ouch in dem
ynryten Christi die jugend also gefrolocket hat, das die obersten
pfaffen unnd schriber sprachend, er sölte sy darumb straffen [cf.
Matth. 21. 15f.]. Dann wie Christus daselbst spricht uß dem
8. Psalmen [Ps. 8. 3], hatt gott den sig oder lob uß dem mund der
unredenden und sugenden kinden gevolkomnet. Dannenhar uns
das wolgevallen gottes, das er an sinen gschöpfften hatt, unbekannt
ist. Es ist ouch wol ze gedencken, das alle glöubigen die nechsten
sorg für ire kinder gehebt habind, unnd zuo dem gott und schatz
gepflichtet, in deß erkantnus sy komen warend.
So vil von der meinung, das es glöublicher sye, das zuo der
apostel zyten die kinder ouch getoufft, weder nit getoufft sygind.
Nun wellend wir widrumb uff das fürnem stuck keren, das
ist: das die kinder gottes sygind. Unnd red all wegen fürnemlich
nun von der Christen kinder; nit daß ich der unglöubigen ußschliessen
welle, sunder mich nit ze wyt hinus lassen, das ich das
buechlin nit wider minen willen muesse wyter ußtryben, weder es erlyden
mög. Ich laß dieselben der urteil gottes, wiewol ich ouch
ghein verdamnus an inen find, all die wyl sy noch nit wüssend, was
sünd und gsatzt sye. Dann sy sind gschöpften gottes. Die mag er

--314--

zuo züchtigem oder erlichem bruch wenden, oder zuo unzüchtigem,
wie es imm gevallt. Paulus vermanet die Corinther 1. Cor. 7.
[1. Cor. 7. 12-14], das, wo der ein gmahel glöubig sye und der ander
unglöubig, das der glöubig den unglöubigen darumb nit verschupffen
sölle, dann sust, spricht er, wärind üwre kind unrein; nun aber sind
sy heilig. Es weißt menklich, das "heilig" by Paulo und den alten
Christen für einen glöubigen genomen wirt; denn also namptend
sy die diener gottes "die heiligen". So nun Paulus hie dero kinder,
under denen nun das ein glöubig was, "heilig" nennet, das ist: under
das volck gottes zellet, so mögend wir eigenlich darus ermessen, das
er die, so von christenlichen elteren geboren sind, gwüß under die
sün gottes gezellt hat. Wer wolt aber demnach gedencken, das
inen by sölchem glouben der usser touff abgeschlagen wär? Hie beschicht
aber ein ynred: "Heilig" heißt hie "rein", uff sölche ard,
das Paulus sagen welle: Wenn der ein gmahel glöubig ist, so wirt
dasselb kind so vil von imm rein, daß der glöubig vatter oder muoter
nit vermaßget wirt mit der gemeinsame und bywonung des kinds.
Antwurt: Wo imm also wär, so hette dise ynred (als ouch die
Toufflöugner zanggend, wellend 's ouch also verston) uns denocht
vil zuoggeben, und diente uns wol, daß joch das ein glöubig vil usserlicher
reinigheit möchte dem kind geben, das es dannethin rein wäre
zuo bywonung. Sich hie an eim fürgon uff, ob nit Paulus etwas
dem kind zuogebe, das von eim Christenmenschen geborn sye, so
verstast, worumb ich allein von christenen kinder rede, daß sy gottes
kinder gwüsser sygend weder wir, so vil wir uß dem buochstaben des
gotzworts ermessen mögend. Aber das alles hindan gesetzt, so wil
Paulus hie also sagen, das, wo ein kind joch nun von einem
glöubigen geborn, sye es heilig, das ist: der kinden und volcks

--315--

gottes als wol als der glöubig. Denn Paulus redt gegen den Corinthern
nit von dem jüdischen geplerr [Col. 2. 21]: "Beruer 's nit,
gryfft 's nit an"; dann die in Corintho warend nit uß der Judenschafft
zuo christem glouben komen, dannenhar inen angehangt wär,
daß sy mit bywonen oder berueren schühen söltind; sunder sy warend
vormal Heiden gewesen; dannenhar sy der eigenrichtigheit und
schühen der Juden ghein acht gabend, und nit sprachennd: Das ist
heilig, das ist aber nit heilig. Dann sust hettind die apostel mit nieman
können gemeinsame haben, der unglöbig was, wenn sy denselben
hettind muessen unrein schetzen. Zuo dem allem, ob wir glych ghein
wort hettind von der kinder heil (wir redend allein von unbekanten,
unwüssenden kinden), noch so sölte unser urteil nit so frisch sin,
das wir damit sy verdamptind; dann alle ding stond in der hand
gottes, und zimpt imm mit synem werck ze schaffen, wie es imm gevallt.
Er spricht Ezech. 18. [Ez. 18. 4]: "Nimm war, alle selen sind
min. Wie die sel des vatters min ist, also ist ouch die sel des suns
min. Die sel, die sünden wirt, die wirt sterben." Sich, wie gott
sin hand offen bhalt, und das kind nit verdampt umb des vatters
sünd willen. Da hörstu, das Adams schuld die kinder nit verdammen
mag; aber der präst hangt inen an, uß welchem darnach, so das
gsatzt von uns erkennt wirt, die sünd entspringt. Demnach hörstu,
das die sel des kinds nütz minder gottes ist, weder ouch die sel
des vatters. Diennt als zuo unnserem fürnemen, das wir nit so
frävenlich urteilen söllend über die kind, sunder sy gottes sin lassen;
er weisst wol mit siner gschöpft ze handlen.
Aber hie habend wir noch den grösten gegenwurff der Toufflöugneren.
Der ist: Christus spricht Marci 16. [Marc. 16. 16]:
"Welcher nit gloubt, der wirt verdamt". Nun gloubend die kind
nit, so muessend sy ouch verdampt werden. Verneme hie menklich,
das unsere Toufflöugner in anfang irs kempfens styff harus die
kinder uß krafft diß wortes verdamtdend, wiewol sy in den offnen
gsprächen von sölchem frävel gestanden sind. Und wenn man

--316--

demnach zue inenn also sprach: "Sind der Christen kinder gottes
oder nit?" gabend sy antwurt: sy liessind 's gottes sin. Und wenn
man demnach sprach: "Warumb schlahend ir denn inen den touff ab,
so sy schon gottes sind?", so kamend sy mit gheinem andren grund
denn: Mat. 28. [Matth. 28. 19] wär das leren vor dem touffen bestimpt.
Welchs aber langest abgericht ist, das Christus daselbst
weder den touff hat erstlich yngesetzt, weder von ordnung der ler
und touffs wellen sagen, wiewol wir gern nachlassend, daß, wo man
zuo unglöbigen köm, man zwar niemann touffen kan, ee unnd man gelert
sye, ja dero, die das euangelium hörend unnd merckend. Darumb
muoß man den sinn diser worten gar eigenlich erwegen. Denn wenn
ich glych hie anheben wil [Marc. 16. 16]: "Welcher nit gloubt, der
wirt verdampt", so muoß ich die kinder verdampt lassen sin, ich well
oder nit; dann ich kan iren glouben nit beweren, wiewol etlich dasselb
understand, aber es ist vergeben. Sy mögend wol beweren,
daß sy kinder gottes sygind, und in dem gwalt gottes; aber daß sy
gloubind, mag nit vest bewert werden. Unnd wirt demnach der
Toufflöugneren zangg scherpffer weder vor. Uff das ist der
sinn: Christus spricht also [Marc. 16. 15. 16]: "Predgend das euangelium
aller gschöpfft. Welcher gloubt und toufft wirt, der wirt heil.
Welcher nit gloubt, der wirt verdampt." Hie sol man nimmer an
dem wort anheben, wenn es echt gelten sol: "Welcher gloubt etc."
oder: "Welcher nit gloubt", sunder an dem: "Predgend das euangelium".
Ietz volgt: "Welcher nun dem predgeten euangelio gloubt,
der wirt heil. Welcher aber dem predgeten euangelio nit gloubt, der
wirt verdampt". Dann also sicht man eigenlich, das Christus
allein von denen redt, die das euangelium hörend predgen, unnd demnach
gloubend oder nit. Nun hörend aber die kinder der Christen,
die des worts noch unfähig sind, das euangelium nit; deßhalb sy
imm weder gloubend noch entgloubend. So muoß ye diß wort nit
uff sy reichen, also, das sy uß deß offnung heil oder verdampt
werdind; dann es reicht allein uff die hörenden. Hie schryend aber

--317--

die Toufflöugner über mich: "Du schiltest all weg uns, wie wir
den menschen teilind in kind und alt. Und hie teilstu inn selbs, so
du sprichst: diß wort begrifft die kind nit". Antwurt: Ich teil den
menschen vom touff gar nit, als aber ir tuond. Ir schlüssend mir
die kinder vom touff uß. So zeig ich hie allein an, daß dise wort nit
uff kinder reichend. Dero ist vil in der gschrift, das eins uff einen
teil oder gschlecht der menschen reicht, das ander uff ein anders.
Hie wirt aber der touff nit yngsetzt, als aber ir all weg habend
wellen sagen, das doch nit ist, wie vormals gnuog ist bewärt. Ich
zeig hie an, uff welche menschen die wort reichen mögind. Wenn
aber von ynsatz des touffs geredt wirt, da teilend ir mir die kind
darvon one grund der gschrifft; dann ir nienen verbotten habend,
das man sy nit touffen sölle; sunder, wie man die ard des touffs
durchsicht, so findt man, das er den kinden zimpt. Da teilend ir
denn die kind darvon uß üwren köpfen. Hie aber ist nieman, der
nit mit offnen ougen sehe, das dise wort allein uff die reichend, die
das euangelium hörend, und demnach gloubend oder nit. Denn wo alle
die kinder, die nit gloubtind, söltind verdampt werden, so wär der
Christen kinder stand erger und herter weder der Juden kinder imm
alten testament. Das muoß ye erlogen sin; denn wir lebend under der
gnad, nit under dem gsatzt Ro. 6. [Rom. 6. 14]. Was nun vonn
Abrahamen har geboren sin so guot, daß die kinder nit verdampt
wurdend, wie sölte denn Christus, in dem wir all widrumb läbending
gemacht werdend, sinen glöubigen so unkrefftig mögen sin, das ire
kinder muestind verdampt werden? Und solt die fleischlich geburt me
funden haben an sinen kinden weder die geistlich ann sinen? Das
sye wyt von allen glöubigen ze reden! Kurtz: Christus redt hie nit
vonn dem ynsatz oder ard des touffs, sunder von dem anheben
des predgens des euangelii in die übrigen gantzen welt, das one zwyfel
allein den verstendigen zum ersten muoßt gepredget werden. Demnach
volgt der touff nit allein an denen, die gloubt hattend, sunder
ouch an iren kinden, glych wie die bschnydung an Abrahamen

--318--

anhuob, dem glöubigen, unnd aber demnach sinen kinden ggeben
ward.
Diß ist nun die gantz summ diß punctens, daß gloublicher sye,
das der touff ouch zuo der zyt Christi habe anghebt und by der
apostlen zyten gewäret - als ouch Augustinus anzeigt, wie bald
kummen wirt, doben verheissen -, weder das die kinder nit getoufft
sygind; und das die kinder der glöubigen menschen gottes sygind,
welchs die ein wesenlich ursach ist, darumb man die kinder touffen
sölle. Denn Christus hatt nit me denn ein kilchen unnd nit me
denn einen touff [cf. Eph. 4. 5]. Wie kem nun das, das die christenlich
kilch zuo eim teil sölte getoufft werden unnd ein teil ungetoufft
muessen sin, das doch als ein volck wär und von einandren geboren?
"Es wirt nun ein schafstal und nun ein hirt" [Joh. 10. 16]. Wie
könde denn recht sin, das man sine schaff nit alle mit einem zeichen
sölte zeichnen? Das aber demnach geredt wirt [Joh. 14. 6]: "Es
mag nieman zuo got komen denn allein durch Christum", das ist war.
Er hatt allein den weg zum himel ufgeton. Und stat nütz deß
minder styff: "Es kumpt nieman zum vatter, weder durch mich"
Jo. 14. [Joh. 14. 6].
Ietz komend die wort Augustini harnach, die ich umb gheiner
andren ursach willen harynzüch, weder das man sehe, das vor einlifhundert
jaren der kindertouff gloubt ist vonn der apostlen zyt har
komen sin, wiewol ich damit nieman zwingen wil; dann ouch ich nit
wölte gezwungen sin, wenn einer spräch: "Das kumpt von der apostel
zyten har", das ich 's darumb mueßte annemen oder glouben, als die
Bäpstler vonn der meß redend: sy findind in 'n canonibus apostolorum,
das die meß ein opfer sye. Wie dann einer schön ding

--319--

darüber vorgeredt hatt; weißt noch nit, was daselbend "offerre" heisst
und "sacrificare"; und springt also harfür, und ruempt allein die ding
hoch, die des bapstuoms ein form habend, wie wol blaw; und was
darwider ist, überschryt er. Nun wirbt er vergeben umb ein cardinal-
oder bischoffhuot; dann sy geltend wenig me. Er sicht ouch
nit, das der Crassianus so stumpf nit ist gewesen, er hatt ouch

--320--

von denen canonibus gezwyflet; und wo er nit gezwyflet, hette er
wol darvon ze schriben ußgelassen, ob er schon derglychen tuot,
sam er gloube, sy sygind der apostlen. Es rüwt mich, das sich ein
mensch, der doch wennet vernunfft ze haben, nun in sölchen erdichten
boppen versumen mag, und die lieben zyt so unnützlich vertün. Ist
ein uspatzieren, doch nit on ursach. Ich kumm widrumb uff Augustinum.
Der schrybt vil vom kindertouff, gantze buecher: eins zue
Marcellino, mit dem namen "Von der kinden touff"; ein anders
"Von dem einigen touff" genant wider Petilianum; aber eins
wider die Donatisten, in denen er vil schrybt, das wol hiehar

--321--

diente, mag 's doch das buoch nit erlyden. Er schrybt ouch vil darinn,
das schwachen grund hat, das laß ich mich nit irren; dero gstallt
ouch etliche wort, die harnach komend, habend. Aber laß sich nieman
irren: Wir zühend die wort allein von deßwegen haryn, das er
darinn anzeigt von des kindertouffs ursprung, wie vor gemeldt ist.
Augustinus "De baptismo contra Donatistas"
lib. 4. cap. 23. und 24.
"Wie nun in dem mörder das heil volendet ist, wiewol der touff
vonn zwangs wegen nit darby was, aber geistlich durch den glouben
nit von was, also, wenn der touff gegenwürtig ist, und uß zwang das
da nit ist, das by dem mörder gewesen ist, so wirt das heil volendet.
Welchs die allgemein kilch haltet, so die kleinen, unredenden kindli
getoufft werdend, welche warlich noch nit mögend mit dem hertzen
zur grechtigheit glouben, noch mit dem mund zuo dem heil verjehen,
das der mörder vermögen hatt, sunder, so in inen das sacrament vollbracht
wirt, so widerstrebend sy den bedütlichen worten mit weinen
und klagen. Und redt denocht ghein Christ, das sy vergeblich
getoufft werdind. Ob aber ieman harinn götlich empfelch erfordret
- wiewol das, so die allgemein kilch haltet und aber in gheinen

--322--

concilien uffgesetzt ist, sunder all weg für unnd für gehalten man
billich gloubt vonn den apostlen anggeben sin -, so mögend wir uns
warlich versehen, was der touff an den jungen kinden vermag, uß
der fleischlichen beschnydung, die das vordrig volck empfangen hatt".
Uß denen worten Augustini sicht man wol, das zuo siner zyt
die allgemein christenlich kilch den meren teil ire unwüssende
kinder toufft. Wie könnend dann die Toufflöugner sagen, das er
erst under bapst Niclausen in sechßhundert jaren habe angehebt?
Redend sy sölichs uß unwüssenheit, so ist 's ein frävel, das sy redend,
davon sy nit wüssen. Redend sy es mit wüssen, so ist es ein schalckheit
unnd verlogne, das sy anderst redend, weder sy wol wüssend.
Es sye nun, weders man well, so ermeß ein yeder frommer Christ,
was das für ein geist sye, der sich nit entsagen mag, er muoß eintweders
fräven sin oder aber lugenhafft. Nun wüssend alle, die ye
by uns geredt habend, der kindertouff sye under bapst Niclausen
entstanden, das wir inen offenlich gsagt habend, sy irrind. Unnd
nach dem letsten gspräch habennd wir inen die vorgsetzten wort
Augustini vorgelesen. Noch sind sy vonn stund an hinggangen und
habend nütz deß minder allen menschen fürggeben, der kindertouff
sye bäpstisch. Wie sol einer denen lüten tuon? So wir inen
so vest und warlich widerstanden, daß ouch etlich von irem fürnemen
gevallen sind, etlich aber verzigen habend nit wyter darwider
ze handlen, wiewol sy dasselb schlechtlich gehalten habend, so
gond sy hinus und redend, wir sygind die waren Antchristen.
Gilt es also ze reden, so mögend wir mit vil me glimpfs reden
wider sy; dann wir habend kundschafft vonn gantzem ersamem rat,
das sy all weg überwunden hinggangen sind. Und in sunderheit
der, so mich offenlich ußgesungen und geschrüwen hatt mit grossem
wueten und unbescheidenheit, ich sye ein kätzer, ein mörder, ein dieb,

--323--

der war Antchrist, velsche die gschrifft wirs denn der bapst ye geton
hab. Den hab ich imm letsten gspräch gebeten, das man inn frag,
worumb er mir sölichs zuored, und die stuck uff mich anzeige. Also
hatt in der ersam, wys herr Walder, alter burgermeister, gheissen
anzeigen, worumb er mich also schelte; und nach offt ermanen gab
er die antwurt, er schulte mich darumb also, das ich den kindertouff
schirmte. Demnach hatt er inn witer gefragt. Seyt er, man redte
von mir - und seyt das nach langem drocken -, ich hette in
vergangnem jar gelert, es wärind bede brüch zum tisch gottes ze
gon recht, mit einer gstalt oder mit beden; doch so redte er sölchs
nit uff mich. Da ghort mencklich, das er diß mitten zuo dichtet,
nun, das er vil uff mich könd sagen; dann mencklich weißt, daß
wir all an dem mißbruch so ernstlich gearbeit habend, biß das gott
verlihen hatt, das die verfuerisch, abgöttisch mäß gantz und gar by
uns ist abgeton one allen unradt, gott sye lob in die ewigheit! Uff
die stempnyen all hab ich rühers noch ergers nie geton, weder
gebetten, das man den und ander sölcher ir frävenreden und scheltworten
mynethalb nütz welle lassen engelten. Hatt ein ersamer rat
geton, und inen darumb gar nütz beschwärlich gewesen weder an
lib, guot oder eer.
Demnach zeigt Augustinus in sinen worten an, daß, sidmal
gheine concilia nütz von dem ynsatz des kindertouffs redind, daß
es ungezwyfelt sye, daß er von der apostel zyten har komen sye.
Das wort gelte by andren, wie vil es mög, denocht so hatt es ein
groß ansehen. Ist in gheinen concilien nit vom kindertouff gehandlet,
und ist aber zuo der zyt Augustini gewesen, mag man sich

--324--

wol versehen, er sye all weg unwidersprochen gewesen, obglych
etlich erst nach der leer getoufft habend, oder villicht die getoufften
und ungetoufften "katechumenos" genennt. Die gröst summ diser
worten ist, das der kindertouff nit erst under bapst Niclausen hat
angehebt, sunder gwesen ist vor einlifhundert jaren; und das die, so
zur selben zyt gwesen sind, ermessen habend, der kindertouff sye
vonn der apostel zyt harkomen. Der meinung ouch ich gantz und
gar bin; weiß ouch, daß es uß eigenlichem ansehen der gschrifft
ee verstanden wirt, daß er zuo Christus und der apostel zyten gebrucht
sye, weder nit, wiewol mir einer einmal engegenwarff, do ich
imm vonn den dryen gsinden seyt: "Ja", sprach er, "du wilt mir
mit eim ungwüssen ein gwüsses probieren"; meint, es wäre nit häll,
das kinder da gsin wärind; darus wölte ich ein gewüsses machenn,
sy wärind da xin. Unnd do ich imm dise widerschlahende antwurt
gab: "Ich hör wol, dyns sol gewüß sin, das gheine kinder in denenn
gsinden gewesen sygind. Ir redend mit unverholnen worten, die
apostel habind kinder nit getoufft, das gheiner creatur möglich ist ze
bewären; so redend wir, es sye dem waren glycher, sy habend sy getoufft
weder nit", do sprach er: "Das ist zangget", do er nümmen
kond sin meinung beschirmen. Und floch aber ich iren zangg zuo
allen zyten. Unnd wo sy mich betretten mochtend, huobend sy mich
zumb zangg ouch mit grossem uffsatz und arglistigheit, den sy noch
hüt bi tag wider mich bruchend, sölcher gstalt, das ich 's allein den
rechten rychter [cf. 2. Tim. 4. 8] wil lassen harfürbringen. Denn
wenn der ir geist ein christenlicher geist ist, so muoß ich mich begeben,
daß ich nit weiß, was Christus sye, umb deßwillen ich doch
so vil grosser, unsaglicher pütschen erlyd. Imm sye alle er, lob
und danck, das er denocht all weg überwindt!

--325--

Also habend wir die einen sul des kindertouffs. Die ist, das
der Christen kinder gottes sygind. Daruff denn das wort Petri
Act. 10. [Act. 10. 47] volget: "Wer wil darvor sin, das die, so den
heiligen geist empfangen habend, nit wassergetoufft werdind"? Uff
welchs ouch wir recht redenn mögend: Sind sy nun gottes, wer wil
darvor sin, das inen der wassertouff nit ggeben söll werden? "Ja",
sprechend sy, "sind sy gottes, als wir nachlassend, was dörffend sy
denn des touffs"? Antwurt: Was dörffend ir sin, so ir yetz glöubig
sind und das wort ghört unnd verstanden, ja gantz rabi drinn sind
[cf. Matth. 23. 8]? Wellend ir inn den kinden abschlahen darumb,
daß sy sin nütz dörffind, so schlahend inn üch selbs zum ersten ab.
Denn ye verstendiger und glöubiger der mensch ist, ye minder er uff
die usserlichen ding halt. Darumb ist es ein gross wunder, das ir so
geistlich sind; und empfindend aber, das der wassertouff so vil innwendig
an üch würckt. Wie, das ghein prophet noch apostel nit
sölchs empfunden hatt weder ir?
Die ander sul oder grund, daruff wir den kindertouff buwend,
ist die: Sigmal der kindertouff ye in zwyspalt kumen ist, deß man
doch so vil bedarff als des huosten - wie man spricht - muessend
wir ye denselben mit götlichem wort entscheiden nüws und alts testaments;
dann unser herr Jesus Christus hatt ouch die gegenwürff,
die wider inn wurdend harfürbracht, mit kundschafft der propheten
und gsatztes abgeleinet. Math. 22. [Matth. 22. 29] beschiltet er die
Saduceen: "Ir irrend; dann ir die gschrifft nit wüssend". Kumpt
nun die irrung dahar, das wir die gschrifft nit wüssend, söllend
wir gheinen weg dieselben versumen. Jo. 5. [Joh. 5. 39] spricht
er widrumb: "Erduren die gschrifft, in denen ir vermeinend das
ewig läben ze haben, und die gebend kundschafft von mir". Ro. 15
[Rom. 15. 4] spricht Paulus: "Alle ding, die gschriben sind, sind uns
zuo einer leer geschrieben etc.". 1. Cor. 10. [1. Cor. 10. 11]: "Die ding
alle beschahend inen in einer bedütnus; sind aber gschriben umb
unsertwillen, in die aller zyten ende komen sind". Sind sy nun umb

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unsertwillen gschriben, söllend wir sy gheinen weg verachten. Es ist
ouch nit allein von des touffs wegen hinder sich in das alt testament
ze louffen, sunder ouch umb etlicher ander usserlichen dingen
wegen, die unser läben beträffend. Wo wüssend wir uß dem nüwen
testament, in wie naher fründschafft wir die ee beziehen söllend?
Nienen. Darumb müssend wir Levitici am 18. [3. Mos. 18. 6-18]
sehen. Wo habend wir imm nüwen testament vom widergeben?
Nienen. Darumb muessend wir widrumb hinuff louffen und Exodi 22.
[2. Mos. 22. 1-15] sehen, ouch 21. [2. Mos. 21. 28-36]: Darumb muessend
wir ouch in dem usserlichen ding, dem touff, hinuffreichen in 's
alt testament. Hie schryend sy mit gar hüpschem glechter: "Lieber!
Wo findstu den touff imm alten testament?" Antwurt: Wir findend
den touff drinn! Und findend das, so do ze mal glych das galt, das
by uns der touff gilt; das ist: die beschnydung. Wie nun do ze mal
kind, wyber unnd man bedütlich toufft sind unnd wesenlich beschnitten,
also zimpt uns ouch, allen glöubigen, und unseren kinden
nütz minder weder inen getoufft werden.
Den touff findend wir, wie Paulus 1. Cor. 10. [1. Cor. 10. 1. 2]
anzeigt, das er beschehen sye imm alten testament zuo einer bedütung
unnsers touffs, wie vor gseyt ist, wie Exodi 13. [2. Mos.
13. 21. 22] von der wolcken stat, und 14. [2. Mos. 14. 15-31] von dem
durchgon des meres. Nun sind aber in der bedütung kind nütz
minder toufft weder die alten; so muessend ouch unnder den Christen
die kinder nütz minder getoufft werden weder die alten. Denn galt
von Abrahamen, Isaacken und Jacoben lyplich geborn sin so vil,
das die kinder in der kintheit den vätteren nachgiengend; vil me
imm nüwen gschlecht, das under der gnad lebt, nit under dem gsatzt,
söllend die kinder mit den vätteren under gottes volck gezellt werden,
und nütz weniger mit inenn under einem pflichtszeichen wandlen
weder yene. Das wirt aber ietz mit der bschnydung klärer.
Es wär vorhar gnuog gseyt, das der touff anstatt der bschnydung
komen ist; aber es truckt die Toufflöugner so starck, daß all daran
gstanden sind. Darumb muessend wir denselben knopff ouch anzeigen,

--327--

den iro gheiner noch nie hatt können ufftuon; denn es ist nit
möglich; sy versuochend wol offt und ringglend dran, aber es hilfft
alles nütz. Und ist der knopff: Die bschnydung ist ein zeichen des
gloubens gewesen Ro. 4. [Röm. 4. 11], und ist den kinden ggeben.
Nun ist der touff an stat der bschnydung. So sol und mag er ouch
den kinden ggeben werden. Diser syllogismus tuot inen seer we im
magen, mögend inn nit vertöwen, darumb, das er so starcke krafft
hat uß gottes wort. Für die ersten red, daß die bschnydung ein
zeichen des gloubens gewesen sye nit alleinn an Abrahamen, sunder
an sim gschlecht, und ein pflicht, damit das gantz gschlecht verzeichnet
ward, ist doben klar gemacht im verstand des orts Ro. 4.
[Röm. 4. 11]. Die ander red, das der touff anstat der bschnydung
sye, ist also klar, daß, ob wir glych ghein ofne kundschafft hettind,
wir doch eigenlich an dem verzeichnen des volcks gottes sehen
söltind, daß es der verzeichnung halb ein ding ist, beschnitten unnd
getoufft werden. Aber deßhalb, das hernach volgt, das ist: woryn
yetweders pflichte, das ist nit glych; dann die bschnydung pflichtet
zuo got, doch under dem band des gsatztes; der touff pflichtet ouch
zuo gott, aber under Christo; der ist die gnad. Aber das alles hindan
gesetzt wellend losen, was Paulus von dem touff unnd der
bschnydung red. Der spricht Coloss. 2. [Col. 2. 10-12]: "Ir sind in
imm (verstat: in Christo) erfüllt, der da ist das houpt aller obergheit
unnd gwalts; in dem ir ouch beschnitten sind mit einer bschnydung,
die on hend beschicht, in dem ußziehen der wesenlichen sünd des
fleischs, in der bschnydung Christi, begraben mit imm in dem touff;
in dem ir ouch ufferstandenn sind durch den glouben der würckung
gottes, der inn ufferweckt hatt vonn den todtenn". Hie hörend wir
häll, das Paulus die begrebnus in dem touff die bschnydung
Christi nennte. Darwider redend aber die Toufflöugner also:
"Man hört hie wol, das er von der bschnydung on hend redt", und
lassend sich gheinen weg nit berichten. Denn wenn man glych

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spricht: "Was ist 's, das er zum ersten von der bschnydung on hend
redt", noch no muoß der machgender teil von der bschnydung überal
und vom touff überal verstanden werden, oder aber der sinn mueßte
sin: Ir sind beschnitten in der bschnydung, die on hend beschicht,
do ir beschnitten wurdend on hend. Unnd denn wär es glych ein
red, als wenn man von den roten hosen seyt: Wenn bistu kumen?
Do ich zum tor yngieng. Wenn giengt zum tor yn? Do ich kam.
Wenn kemt? Do ich zum tor yngieng etc. Sunder die summ ist:
Ir sind ouch beschnitten, aber in der bschnydung Christi; die ist
der touff. Ja, so man sy also in den wincklen umharjagt, so endrünnend
's zuo irem geist und sprechend, der geist geb 's inen also ze
verston. Ich gloub 's inen wol. Es ist der recht geist der roten
hosen. Yetz wellend sy den buochstaben unverstanden haben unnd
unußgelegt, bald wellend sy inn gar nit haben. Darumb ich billich
sag, daß glych mit inen ze handlen ist, als wenn dir einen von den
roten hosen seyt. Denn was wär die sach so vil wert, das sy darumb
sölchen zwytracht söltind uffblasen, wenn glych der kindertouff
nit grund hette? Sölte man nit den kindertouff wie andre usserliche
ding mit zucht bruchen oder dennen tuon, weders dem christenlichen
volck aller bast unnd komlichest wurde sin? Dann hierinn
steckt ghein verfuernus des ambättens, als in der meß und andren
vil dingen. Wo habend sy das gelernet, sich von der christenlichen
kilchen rotten unnd uß iren eignen köpfen anheben, das
sy den christenlichen gemeinden nit vorhin fürlegend. Das mag
ye nit ein geist der einträchtigheit sin! Darumb so ist diß der sinn
der worten Pauli [Col. 2. 11]: "Ir sind beschnitten mit der beschnydung,
die on hend beschicht". Ietz zeigt er die inneren beschnydung
an, was inen abgeschnitten sye, unnd wenn sy beschnitten

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sygend, unnd spricht [Col. 2. 11]: "in dem ußziehen der wäsenlichen
sünd des fleischs". Do sind ir beschnitten, do ir die sünd hinlegtend.
Das ist üch aber abgeschnitten oder die vorhut: die lybhafft sünd
des fleischs; das ir das fleisch habend glernet erkennen unnd verdammen,
das üch vormal lieb was, dem ir dientend; das hassend ir
ietz nach der underrichtung Christi [Joh. 12. 25]: "Welcher sin seel,
das ist: sin lyblich leben, haßt in diser welt, der wirt sy behalten in
das ewig leben". Wenn nun Paulus hie allein hett wellen von der
inneren beschnydung reden, wäre es nit gnuog gewesen, das er biß
dahar geredt hatt [cf. Col. 2. 11]: "Wir sygind do beschnitten, do
wir die sünd abgezogen habind"? Das er aber damit die bedütnus
und pflicht der usseren beschnydung unnd usseren touffs zemenbrecht,
hatt er den touff anzeigt ein begrebnus sin des alten menschen,
unnd widrumb ein urstende und nüws läben, glych wie Ro. 6.
[Röm. 6. 4]. Was ist aber die beschnydung anders gewesen, weder
ein pflicht eins nüwen menschen, der in unschuld des gsatztes sölte
leben? Darumb ist der sinn Pauli: Ir sind mit der bschnydung, die
one hend beschicht, beschnitten, do ir ußzogen sind von der sünd.
Und sind aber ouch sichtbarlich beschnitten nütz weniger weder die
vordrigen, aber in der beschnydung Christi, welche mit dem yntuncken
eben das bedüt, das die beschnydung bedüt. Darumb sind ir
mit Christo in den touff gestossen, das ir sterbind, zwar der sünd.
Nun ist "der sünd beschnitten werden" ein ding, aber dasselb hatt
bedüt die usser beschnydung. Es hatt 's ouch der usser touff bedütet.
Darumb nennt er den touff unsere beschnydung. Demnach spricht
er [cf. Col. 2. 12]: "Wir sygind in Christo ufferstanden durch den
gloubenn" etc. Wenn sy mit dem wortenkampff wöltind umgon, wie
wöltind sy sich vor disem ort erretten, da der touff vor dem glouben
stat? So nun dem zenggischen geist nieman gnuog tuon kan, wellend
wir nit wyter vonn disem ort sagen; denn es by allen festen recht
glöubigen offembar ist, das er schlechtlich den touff die beschnydung

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Christi nennet. So volgt demnach, das die mittelred, die also lutet:
"nun ist der touff an stat der bschnydung" häll bewärt sye und uffrecht.
Uff das volgt denn, das, wie die beschnydung den kinden
ggeben sye, also ouch der touff den kinden der glöubigen ggeben
werd. Hie wütschend die Toufflöugner harfür: So muoß man sy
erst am achten tag, und nun die knäblin touffen. Antwurt: O ir
armen Juden! Sich, wie hangend ir an den elementen, das ist:
usserlichen dingen diser welt, wie Galat. 4. [Gal. 4. 9] Paulus anzeigt.
Wüssend ir nit, das er uns Coloss. 2. [Col. 2. 20] warnet, das
wir uns nit lassend betriegen mit den elementen? Also tuond hie alle
umstend der zyt, person, statt und wiechtigheit dennen, so habend
ir den touff fry. Zyt: das er nit am achtenden tag muoß ggeben
werden. Deßhalb seer geirret ist von denen, die etwan gewennt
habend, sy muessind eigen pfarren haben uß der ursach, das kindli
etwan nit habind mögen zuo des priesters handen komen. Daran dryg
irrungen des umstands warend (das ist: der elementen diser welt).
Der erst umstand was der zyt: das sy meintend, es mueßte grad
amm ersten tag sin; und lag aber nit so vil an der zyt; doch so
ver, das nieman one ursach die zyt verzuge, damit ein yngang
gemacht wurde den kindertouff abzetuon. An dem umstand der person
ward geirret, das allein der pfaff sölte touffen, so man doch
wol wüßt, daß ein ietlich mensch touffen mocht, ouch die hebamm
und vorgengerin. Zum 3. an dem umstand des orts: das das kind
nit muoßt imm tempel getoufft werden. Ouch ward by etlichen geirret
an dem umstand der wiechtigheit, das sy meintend, der touff

--331--

mueßte ein gesegnet und geölet wasser sin. Dise umstend sind alle
samen nit von nöten oder wäsen des touffs; doch sol man sy also
bruchen, das sy zuo friden unnd suon der Christen dienent. Zyt sol
nieman also verziehen, das er damit yeman ursach oder argwon geb,
er welte sin kind nit touffen, wie gnuogsam doben ist anzeigt, das die
usserlichen ding uns söllend dienen, wir aber nit an sy gebunden sin
Philip. 3. [Phil. 3. 3]. Den pfaffen und tempel, so ver es one gevar
des kinds sin mag, sol man darumb suochen, das ein form gehalten
werd unnd yedes kind der kilchen geoffnet. Das erfordret die liebe,
damit nit ergers, namlich der abschlag des kindertouffs, erwachse.
Des wassers halb neme man guot, frisch, ungezoubret wasser; dann
Joannes hat imm Jordan getoufft; so muoß man den bischoffen nit
so vil umb ir salb geben.
Es sind ouch besundere guote stuck, die uß dem kindertouff
volgend, daran wir die götliche wißheit wol mögend erkennen, warumb
die die usserlichen zeichen ggeben hab.
Das erst ist, das wir alle in einer christlichen leer erzogen
werdind. Das red ich aber darumb, das ein yeder pfarer billich zuo
gwüssen zyten die jugend berueffen und die trülich den glouben und
grund unsers heils leren sol. Sust würd ein ieder sine kind etwas
eigner irrungen leren unnd sy daruff lassen touffen und sust nit.
Das kan nieman löugnen, vorus zuo diser zyt, da die Widertöuffer
so frävenlich schühend alle, die inenn widerredend, unnd iren kinden
verbütend, das sy ann der rechten, elichen euangelisten oder

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bischoffen predginen nit gangind. Was wurde mit der zyt darus, so
noch vil me teilungen wurdend?
Das ander ist, das die kinder genötigot werdend, christenlich
von jugend uff ze leben, und die eltren sy christenlich ze erziehen.
Sust setz, das in 16. oder 18. jaren ghein kind getoufft wurd -
oder villicht noch lenger; denn als sy vom touff redend, wurde es
darzuo komen, das inn nieman wurd annnemmen -, so entsprung darus,
daß, wenn du zuo dinem nechsten sprächist: "Warumb züchstu din
kind so unchristenlich"? er sagen möcht: "Ich weiss doch nit, ob
er ein Christ sin wil oder nit". Derglychen ouch das kind reden
möcht - und wurd ouch gwüß von der frävenen jugend beschehen -:
"Was gadt mich din warnen an; ich mag ein Christ werden oder
nit". Hie richtend die Toufflögner vil klaprens uff, aber als vergeben.
Das dritt ist tragheit des lerens. Wurd iederman sin verziehen
von kintlichen tagen ze leren mit dem wort verantwurten:
"Es ist noch frue gnuog". Es wurd ouch gwüsser sach nit alle menschen
so ernstlichen von anfang har leren gott erkennen und inn
anrueffen, als wir sust alle tuon muessend. Uß welcher ursach ouch
gotten und göttinen genomen werdend, das, wo vatter unnd muoter
nit wärind, sy als bürgen das kind die leer des heils lartind; darumb
man ouch inen sölchs in dem darbringen ynbindet. Gott geb,
was alte oder nüwe leerer vonn dem verjehenn der zügen sagind,
so sind sy nütz anders den diener und zügen der eltren, das sy
das kind in irem namen dartragend, und zügen sind, das es getoufft
ist und man 's leeren muoß, oder, so die sach erfordren wirt, sy selbs
an vatter und muoter stat leeren. Darumb sye nieman ze vil wüssend,
sunder man wüsse zuo rechter maß.

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Von der zügen wegen sprechend die Toufflöugner ouch: "Wo
stat es, daß man zügen mueß darzuo haben"? Antwurt: Es redt doch
nieman, das sy von nöten des touffs sygind. Aber wir Christen
mögen die zügnus zuo allen dingen nemen, darzuo sy uns fuoglich und
ordenlich dunckend. Wirt in vordriger meinung wol verstanden.
Denn so wol zimt in anhab eins Christenmenschen zügen haben,
als inn siner warnung Mat. 18. [Matth. 18. 16], so verr die notturfft
und ordnung sölchs höischt.
Damit aber sich nieman klagen könn, der gschrifft vom touff
sye ze vil - dann mich die vilvaltigen kempf unnd ynreden der
widerspänigen wider minen willen gezwungen habend offt harynzeziehen,
deß ich wol hett mögen geraten, so rätschend sy so
vil hin und wyder, daß man iren tant muoß umckeren, oder sy
sprechend, wir redtend diß oder yens -, darumb hab ich die gantzen
summ in dise kurtze meinung oder schlußreden gebracht.
Zum ersten vom touffen gemeinlich.
Die sel mag ghein element oder usserlich ding in diser welt
reinigen, sunder reinigung der sel ist der einigen gnad gottes.
So volgt, das der touff ghein sünd abweschen mag.
So er nun nit abweschen mag und aber von gott ist yngesetzt,
so muoß er ye ein pflichzeichen sin des volcks gottes und sust nütz
anders.
Von kindertouff.
Der Christen kinder sind nütz minder gottes kinder weder
ire eltren, glych als wol als im alten testament. So sy nun gottes
sind, wer wil inen vor dem wassertouff sin?
Die bschnydung ist den alten gwesen des zeichens halb, das uns
der touff ist. Wie nun die den kinden ggeben ist, also sol ouch der
touff den kinden ggeben werden.

--334--

Vom widertouff.
Der widertouff hatt ghein leer noch byspil noch bewernus uß
gottes wort. Darumb, die sich widertouffen, Christum widrumb
krützigend eintweders uß eigenträchtigheit oder anschlag etwas nüwerung.
Dise schlussreden wil ich, ob gott wil, erhalten mit so häller
gschrifft, das darwider nieman mögen wirt; deßhalb sich alle widersprecher
verwegen habind, das ich inen nit wichen und die irrung
nit wil wachsen lassen, diewil ich leb. Dann ich weiß, daß der
kindertouff christenem volck zuo vil guotem dient, und das inn gott
nit wirt lassen abgon, noch den widertouff uffgon.
Ietz volgt die form des touffs, wie man die
yetz ze Zürich brucht, und sind alle zuosätz, die
in gottes wort nit grund haben, underlassen.
Also spricht der diener der kilchen erstlich:
In gottes namen. Amen! "Unser hilff stat in der krafft des
herren, der himel und erd geschaffen hatt" [Ps. 124. 8].
Ietz fragt man gott und die göttinen:
Wellend ir, das das kind getoufft werd in den touff unsers herren
Jesu Christi?
Ir antwurt:
Ja.
Denn spricht der priester:
Nennend 'ß kind.
So sprechend die göttinen:
N.
Denn spricht aber der priester:
So wellend wir alle mit einander gott also bitten: O allmechtiger,
ewiger gott, der du hast durch die sündfluot nach dinem strengen urteil

--335--

die unglöubigen welt verdampt, und den glouben Noe selb acht
[cf. 1. Mos. 7. 7, 6. 10] uß diner grossen erbermd behalten, und den
verstockten Pharao mit allen synen imm Roten Meer ertrenckt,
und din volck Israel trukens fuoß hindurch gefuert hast [cf. 2. Mos.
14. 22-30], in welchem dises bad des touffs bezeichnet ist gewesen,
wir bittend dich durch din grundlose barmhertzigheit, du wellist
gnädicklichen sehen disen dinen diener N. und imm das liecht des
gloubens in sin hertz geben, damit er dynem sun yngelybt und mit
imm in den tod vergraben werde, in imm ouch uferstande in eim
nüwen läben, in dem er sin krütz, imm täglich nachvolgende, frölich
trag, imm anhange mit warem glouben, styffer hoffnung und ynbrünstiger
liebe, das er diß leben, das nütz anders ist weder ein tod,
umb dinetwillen mannlich verlassen mög, und am jüngsten tag, an
dem gemeinen gricht dines suns, unerschrockenlich erschinen, durch
denselben unseren herren Jesum Christum, dynen sun, der mit dir
lebt und rychßnet in einigheit des heiligen geistes, ein gott. Amen!
Der diener spricht:
Der herr sye mit üch.
Antwurt:
Und mit dinem geist.
Der diener spricht:
Das harnach volgt, stat in euangelio Marci am 10. [Marc.
10. 13-16].
Antwurt:
Er sye dem herren gott.
Der diener [Marc. 10. 13-16]:
"Es begab sich uff ein zyt, das sy die kindlin zuo dem herren
Jesu brachtend, das er sine hend uff sy legte. Aber die junger beschalcktend
die, die sy zuo hin brachtend. Do das Jesus sach,
do ward er erzürnt unnd sprach zuo inen: Lassend die kindli zuo mir
kumen unnd weerend inen nit; dann iro ist das rych gottes. Warlich,
sag ich üch, welcher das rych gottes nit nimpt wie ein kind,
der wirt nit daryn kumen. Und als er sy in die arm empfangen unnd

--336--

die hend uff sy gelegt, hatt er guots über sy gesprochen und lassen
gon".
Gott sye lob! Der welle uns durch sinen sun alle unsere sünd
verzyhen.
Darnach nemmpt der diener das kind und spricht:
Wellend ir, das das kind getoufft werd?
Antwurt die göttinen:
Ja.
Spricht der diener:
Nennend das kind.
Sprechind die göttinen:
N.
Spricht der diener:
N. Ich touff dich in den namen des vatters und des suns und des
heiligen geistes.
Zuo dem wösterhembd:
Gott verlich dir, das, wie du yetz mit dem wyssen kleid liplich
angezogen wirst, also am jüngsten tag mit reiner unvermaßgoter conscientz
vor imm erschinist. Amen.
Der herr sye mit üch. Gond hin imm friden.
Laß sich hie nieman etlich Toufflöugner verwirren, die da
sprechend: Wenn man glych die kindli touffen sölte, sölte man nütz
darzuo tuon. Dann wir tuond nütz hinzuo, das in gottes wort nit grund hab.
Aber über die kinder bätten und gottes wort sprechen, ist nun
träffenlich recht; dann Christus hat es selbs gton, die kindli zuo
imm in sin arm genomen, hand uff sy gelegt, und guotz über sy gesprochen.
Darumb erman ich alle, die den tod unsers herren Jesu Christi
veriehend, sy wellind ouch des zanggs halb sterben. Es ist nie
nieman so glert xin, daß er nienen gefält hab; unnd ist ghein
erlicherer sig, weder so man sich die warheit überwinden laßt.

--337--

Ob nun der kindertouff glych nit so vil grunds hette, so sölte
man denocht nit unraten weder umb deß noch andrer usserlichen
dingen willen, in denen ghein abgöttery stecket noch verfuernus. Dann
wie Paulus spricht 1. Cor. 8. [1. Cor. 8. 8]: "Essend wir, so sind wir
nütz deß fürtreffenlicher; essend wir denn glych nit - verstand: von
verergerlichen spysen -, so manglet uns nütz", also ouch macht
uns der touff nit besser. Worumb wuetend wir also? Dann wir könnend
ye nit sagen, das wir besser werdind ab dem widertouff. Nun
steckt imm kindertouff ghein verfuernus, so ver man die valschen hoffnungen
dennen tuot, als aber wir langest geton habend. Darumb
lassend uns uff die ding sehen, die friden bringend und einträchtigheit,
und das widergruonend gotteswort nit mit zenggen widrumb
verlieren.
Gott geb uns sinen geist und gnad. Amen!