Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Ratschlag betr. die Predigt und Kirchhöfe

(1525?)
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


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Radttschleg der bredig unnd kilchöfenn.
[1.] Als dan unnserre herrenn klein unnd gros rätt ettlich miner
herren samptt meister Uolrichenn Zwingli befolhen, betrachtung ze
thuon von wägenn späterrer bredigenn ann werchtagenn ze haben, dann
bishar gehalten anzesähen, ist daruff vonn innen gerattschlagtt, als
nachfolgtt:
Für die erst meinung ist von meister Uolrichen Zwingli also
gerattenn: Als dan bishar an werchtagenn zuo sumerzit, nammlich von
angendem mertzen bis uff den anfanng wintermanetz, zwüschend
sibnenn unnd achtenn, und zuo winterzit, von anfanng dess wintermanetz
bis uff anfanng dess mertzenn, nach achtenn von den glertten ein letzgenn
in der bibly unnd heliger geschrifftt in den drigen sprachenn,
nammlich hebragysch, griechsch unnd latin zum Grossen Münster
gehalten worden ist, dan dieselb letzgenn alle mal zuo end durch einnen
bredicanten in tütsch usgelegtt und ze verstan gebenn. Da were
sin meinung, das die, so in die frueybredig nitt gan, sich in dieselb
letzgenn fuegenn. Da wurde dan ein bredicantt an die grättstägen
stann unnd das tütsch mit guottemm verstannd dem folch ze verstan
gebenn das, so die glertenn danzmal in iren sprachen gehanndlett
hetind. Und damit nun sich die, so in dieselb letzgenn kumen, nütt
zuo lanng sumenn in den unferstendigen sprachen, darann sy verdrus
nemind, wurde mann ein zeichen lütten, wann die sprachen schier
us wärind, das ein jedes ruewenklich darkumen möchtt, so das

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tütsch anfahen wurde. - Dan wo man sunst nach ein bredig usrichtten
wurde, wurde die obgemelt letzgen damit gehinndertt. Ouch
zuo besorgenn, das ettlich miner herrenn, so den ratt sunst nüt bim
gernisten besitzend, unnd etwo in schwerenn hendlenn sich usziehenn
und die bredig ze wortt habenn, damit dann der ratt des minder
besetzt wurde. So sind sunst fil muesigender, filschwätzender
wiber, die dan morgenns ir muomen- unnd metzengschäfftt for unnd
nach sölicher bredig usrichten wurdind.
Für die annder meinung ist geratten, dass die drig bredicanten,
nammlich meister Erasmus zum Grossen Münster, her Thumysenn
zum Frowenmünster, der Zender zuo Sanct Petter, jeder
zwenn tag, nammlich im sumer umb sibne und winter umb achte, bredigen
sölle.
[2.] Item von der kylchhöfen wägen ist also gerattenn:
[Erstlich], das mann der grossen statt ein gemeinen, witten platz
vor der statt usgan sölle, da mann dann alle die, so us der
grossenn statt sterbend, ouch die, so bishar ussen innhin ire todtten

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begrabenn habend, ouch in denselben platz leggen mögind, damit nütt
ein unwil zwüschend denen in der statt und denn ussern pffarsgnosen
von der sünderrung wägenn entstande. Dessglich vor der kleinenn
statt, glich wie obgemeltt, ein platz usgangenn, daselb ouch iedermann
us den selben beidenn pfarren hingraben werde, er sterbe in
oder vor der statt.
Die ander meinung ist, das alle die, so von Niderdorff bis an
die Gros Spitalergass sterbend, söllind zun Bredigernn vergraben
werdenn; die von der Grossen Spitalergas hinuff bis zum Elsäser
söllen zun Barfuossenn begraben werdenn; vomm Elsässer hinuff bis
Uff Dorff zum thor söllend in das Gross Münster begraben

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werden. Fluntern, Hirslandenn unnd Amm Berg söltind in der
Juden kylchhoff bim Judengäsly begraben werden. Item die uff
demm Zürichberg und unden amm berg sturbind, söltind daselbs uff
dem Zürichberg begraben werdenn. Item Wibkingenn, Spanweid
und zuo Sanct Lienhartt söllend ieder teil uff denselben kylchhöfen
begraben werdenn. In der Kleinen Statt zum Frowenmünster,
was in die selb pffar ghörtt, sol daselbs begraben werdenn. Item alle

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die, so in der Kleinen Statt zuo Sanct Petter ghörtt habend, söllend
daselbs hin begraben werdenn. Was aber vor der Kleinen Statt stirptt
und for zuo Sant Petter begraben wordenn, sölte ietz an Selnow
begraben werdenn. Wiedicon und was daselbs umb styrptt, söltind
zuo Sanct Iacob gelegtt werdenn.
[3.] Der frowen halb, so den lüten forgonn und der krancken ze
pfflägen habend, habend die herren des almuosens uszegenn, als in
disemm rödelly stadtt.
[4.] Her Hans Fritz unnd her Hans Schmid, lütpriester
zum Grossen Münster, söllend die krancken mit demm wortt gotz
trösten, wo es noturfftig sin wirtt.