Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Anzeige auf Papst und Unterschreibers Schrift

(Ende 1525/Anfang 1526)
Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 4 (Leipzig: Heinsius, 1927) (Corpus Reformatorum 91)


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Anzeigen uff bapsts und underschrybers gschrift.
[E. I. 3. 1, Folio 1a.] [1.] Die vereinung, in dero wir dem bapst
trüwe gehalten habend, ist uff ghein ushingeben einigen burgers
gemacht und die reys nit umb sölchen sold geton, sunder mit sölcher
trüw und frommen, das der bapst vil ein andren erlicheren sold,
sampt dem keiser, bezalen sölt.
[2.] So nun hieinnen uszug und hinderstall gesuocht wirt, ist
das erst, das man mit undanckbargheit der trüw und redliche
lonen wil.
[3.] Dise undanckbargheit hatt man vormals wol verstanden am
bapst; dann er allen botten bzalung nit geton. Er hatt aber ghein
vordrung weder des Zuinglis noch andrer geton.
[4.] So aber ietz die vordrung beschicht, ist offembar, das der
huorensun die vorigen botten mit practick verschaft hatt nit bezalt

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werden, damit er mit diser gfar harfür kem; dann ye so gdar
der bapst in siner sendung anmuoten, das er vormals den andren
gsandten nit hatt gdören anmuoten. Buoler wüssend wol, welche dochtren
sy söllend anfechten.
[5.] Und wo ietz in der vordrung gelugget, wurd fürhin nieman
sicher sin; denn wer mit uns ze schaffen hette oder etwas bezalung
tuon sölt, wurd vor harus vordren, wen er wölt. Denn wurdind des
Zuinglis günner ouch helffen die hinus geben, die inn ietz hingäbind.
Damit wär statt und land verraten.
Hierumb ist dem bapst uff sölche meinung ze antwurten:
[6.] Die schuld, die er úch ufrecht und redlich schuldig, sye
nit uff sölche geding ggründt, sunder mit aller trüwestem dienst und
frommen verdient. Hierumb heischind wir bezalung. Wo die nit
volge, wellind ir úch wyter beraten. - Des Zuinglis halb sye uns
nit Losen noch Genf yngebunden zuo disputationen, oder allein den
gelerten komlich, sunder ouch Zürich, die Rom näher sye dann die
erstgenanten stett. Zürich sye den romischen legaten vormal guot
gewesen zuo andren werbungen; sye in diser noch vil besser. Wo aber
sin helligheit ye nit gen Zürich welle senden, wellind ir den Zuingli
uff einn glychen platz, der sölcher mass versichret, das da niemans
ze fürchten sye, sunder die götlich warheit one allen nachteil und forcht
möge dargeton werden, verlifren, doch sölcher gstalt, das er sölcher
mas verbürgt werd, das die gisel oder bürgen von Zürich nitt gelassen,
bis er widrumb in die statt uberantwurt sye; dann wo man
anderst mit den dingen umbgang, spüre man untrüw.
[E. I. 3. 1, Folio 1b.] Des huorensuns halb:

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[7.] Das er sich widrumb dargeton mit Zuinglin ze disputieren
von dem sacrament des fronlychnams Christi, wirt wol ze recht gelegt,
so er herus kumpt. Das er mit des bapsts briefen nit selbs komen,
ist ein anzeigen, das er üns hye ussen hatt wellen über einander
richten mit des Zuinglis erfordrung. Dann er wol weisst, das
Zuingli am höchsten begert ein fry, redlich gspräch von gottes worts
wegen. Das aber der bapst stett bestimpt etc., habe nit ein trüwe
gstalt, sunder offne einen ufsatz, eintweders dem Zuingli, oder aber
das der bapst damit die bezalung fliehen well. - Das er meint, man
söll imm die widergschrift tútsch zuoschicken, welle er latin
machen, ist frävel und ein recht narren stuck. Dann, sol man imm
des bapsts brief schicken, so muos doch er vor dem bapst über den
brief gon. Wirt spötlich sin, sol er imm einen ufgetonen brief überantwurten.
Sol man inn aber dem bapst zum ersten zuoschicken im
tútsch, so wirt er inn lassen latinisch machen, ee das er weist, das
inn der huorensun sölle latinen. Sol mann denn imm ein copy nebend
dem tútschen brief schicken, ist ein verachtung des bapsts, sam er
nit lút hab, die sine eignen brief könnind vertolmetschen. Zuodem
sagend die glerten, der huorensun könne nit guot latin. Das er aber ein
so unvernünftige anmuotung tuon gdar, zeigt eintweders an, das er
fürcht, der brief werde von gelerteren lúten gemacht, weder er ist,
oder das daryn gesetzt werd, das imm nachteilig sye, oder das er lieber
wölte den tütschen brief vertolmetschen, wie er wölt, weder das dem
bapst üwer meinung luter fürkem; denn kurtz: er muoss practiziert
han. Gott sy globt, das imm ein sölch narrenor empfallen sye mit
dem brief.
Uff diss alles kurtzlich dise antwurt dem huorensun geben:
[8.] Man soll dem bapst den brief bym houptman Rösten überantwurten,
dem huorensun ouch ein copy davon senden und inn heissen

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erfordrung tuen uff den brief. Und wo man inn nit von stund in
8 tagen abfergge, harheim ryten und imm demnach von den roten
hosen sagen, das er 2 mal ob 60 gesten gehebt etc., daran man den
mitverstand und zemenkuchen verstat.
[9.] Dem Berger, so er den Zuingli hinusgeben wil, sagen, er
tuege imm ietz recht, das er die schuld uff den Zuingli lege, der den
zug gewert hab. Man sölle die hinus geben, die inn angehebt und
geraten habind, sust wärind wir vil unrats änig etc.