Deprecated: Function create_function() is deprecated in /mnt/ftp/irg/public_html/static/zwingli-briefe/pmwiki.php on line 499

Deprecated: Function create_function() is deprecated in /mnt/ftp/irg/public_html/static/zwingli-briefe/pmwiki.php on line 499
Huldrych Zwingli Briefe - 300

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

300

<< Nr. 299 | Index | Nr. 301 >> 

Absender: Zwingli

Empfänger: Fehr, Margareta

Ort: (Zürich)
Datierung: 22 IV 1523

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 8 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 95), 71-73




--71--

Cnad und frid imm herren Jesu Christo. Liebe in Christo
schwöster.
Wiewol ich, nachdem und ich by üch zuo den Cinsüdlen [!] xin
bin, wenig gschrifft zuo üch gesendt, hab ich doch üwer zuo allen eren nit
vergessen, und schaffend die unzalbarlichen gfchäfft, das ich zuo nieman
nach notturfft schriben kan, als ich aber von hetzben begerte, vorus, so ich
ieman beßren, getroösten oder underwysen könde. Denn ich warlich sich,
das gott den menschen nit gschaffet hatt, das er im selbs läbe, sunder
das er in der dienstbargheit gottes und des nechsten sich verzere. Ullso
tuon ouch ich zuo disem mal, so ich bericht bin, wie üwer gmúet etwas
kumers trag von wegen des zuogangs zuo der himelischen spys der seel,
wäre ich bereit, under vil gschäfften, üch denselben hinzenemen, wo ich

--72--

nit by mir selbs wol möchte gedencken, das sölchs nun ein anfechtung
wäre, dero ir nunhinfür so wol in dem wort gottes bericht, wol widerston
werdend imm herren. Denn als ich hoff, wüffend ir wol, das alle
verbott der sacramenten halb nút anders sind denn ein gelkloben, allso,
das man mit dem verbott gelt hatt harfürbracht von den einvaltigen;
denn was sölte das fin, das einer ia fin eigen kind zum touff truoge und
den glouben veriähe? Sind denn die sacrament ein geverd? Ullso möcht
ouch ein prister fin eigen ewib spysen, bicht hören (so verr sy sölchs erfordrete,
doch sol sy nit darzuo zwungen werden) und andre geistliche notturfften
zuodienen; denn sölte das die ee hindren mögen, so möchte die
ee verdacht werden, als ob sy nit guot wär. Nun ist sy aber von gott
harkomen; so ift sy ouch guot; warum solt sy denn mögen irren, das ein
gmahel dem andren nit möchte zuodienen das, so guot ist? Warlich nút
me mag sy irren, denn so einer sin eigen wyb hette das wort gottes gelert;
denn das wort gottes ist nút anderst, denn der herr Jesus Christstus.
Darzuo ist dhein menschlich gsatzt, das eim priester verbútt, finem,
schönwyb den fronlschnam zuozedienen, ich wil gschwigen, das dhein götlichs
ist, das sölchs verbiete, und darzuo nit eim eewyb. Bichtkind mögend
nit beschlaffen werden von iren bichtvätteren; noch ist das ouch nun ein
menschlich gsatzt; aber by disem sacrament des fronlychnams und bluot
Christi ist weder götlich noch menschlich verbott. Hierumb lassend disen
närrischen kumer ligen und förchtend gott in andren dingen, namlich so
ir ieman übelreddtind, kriegtind, gytig wärind, nydig oder hässig; dann
sölche ding tuon ist fünd; von sinem gmahel die himelischen spys essen ist
nit sünd, glych alss ouch nit sünd ist, von imm das himelisch wort hören
und lernen. Es ist by den alten Christen sitt xin, das wyb und man mit
einandren dise spys verhandlet und brucht habend, als man imm Certuliano
wol ermessen mag. Don dem nit me. Demnach bitt ich üch, das
ir üwer gmúet me und me rúewigind mit dem wort gottes, allso das
von tag zuo tag in üch erlösche die unruow des fleischs, die ich hie nit verston
eliche werck, sunder die menschlichen begirden und lyden, alls da sind
gyt, zorn, nyd, haß, verbunst, yfren über den man, yfren über guot und
derglychen. Sind fridsam mit üwerer schwiger, da bitt ich üch umb
gotzwillen umb; dann es ein vast ersame, fine frow ist, die ouch üch vil

--73--

lieber und werder hatt, denn ir ermessen mögend. Denn wo man gegen
einandren yfret, ist man nit daselbsten fleischlich, wie Paulus zuo den
Corinthen [1. Cor. 3. 3] spricht? Und ein iamer wäre es an ein
menschen, das imm iederman gern wölte fridsamlich bywonen, und wölte
aber es nút fridsams hören, als ich üch warlich nit vertruw. Und üwer
frommer eeman kumpt so dick nit zuo mir, das ich inn nit höre von üch
gar ersamlich sagen, mich gruetzen von üch, anzeigen, wie ir flysslich
läsind, üch für und für bessrind, und tuot das mit sölchem lust und fröiden,
das es mich fröwt; gedenckt gheins andren wybs, gat by üns an ghein
argwönig ort, welchs alles ein zeichen ist unvermasgeter trüw. Darumb
so üch gott zemenbruefft hatt im friden, so lassend üch das kurtz leben in
disem zyt nit verwirt werden mit bittergheit des zorns, nyds und unruowen,
sunder gunnend üch selbs ruow; ir werdend demnach wol unruew
gwünnen umb gotz willen. Nit me denn ich bitt gott, das er üwer hertz
ie me und me zuo imm ziehe, damit ir sinen willen erlernind und tuegind.
Umen. Cuond, das man sehe, wie vil die Christenmenschen ruewiger
und besser syind, denn die unglöubigen.
Ceben etc. am 22. tag Uprellens McccccXXIII., üwer williger
huldrych Zuingli.
Der ersamen, frommen Margreten Derinen etc.,
siner lieben, günstigen schwöster in Christo.