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Huldrych Zwingli Briefe - 238

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

238

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Absender: Kotther, Hans

Empfänger: Zwingli

Ort: Freiburg
Datierung: 22 IX 1522

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 7 (Leipzig: Heinsius, 1911) (Corpus Reformatorum 94), 585-588




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Non erimus in senectute sapientes,
nisi iuvines [!] bene sapere ceperimus.
Dem wirdigen wolgelörtten meyster Uolrich Zwinglin, predicanten
zuo Zurch, enbüth ich, Hans Kotther, organist zuo Friburg in Öcht=
land, min frintlichen gruoß mit erbiethen mins willigen dienst zuvor bereit.
Bsonder wirdiger her! Üch möcht wonder nemhen, was mich bewegen
thet, dewil ich üch unbekant mit schrifften anlouff: gybt mir die ursach,
dewil ich von mengklichem üwer lob hör prisen, wie ir das götlich wort
erheben und ußwerffen in der mönschen hertzen, daß zuo hoffen, es werd
vilfeltige frucht bringen. Zuo dem andern, so ir uß christlicher liebe und

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pflicht uns armen durstigen fhieren zuo dem lebendigen wasser, wie dan
das ewangelium ußdruckt [Joh. 4. 14]: welcher von demselben wasser drinckt,
den dürstet nymmer ewigklich, sonder das wasser, das got gibt, das würt in
eim ein brunn eins springenden wassers in das ewig leben. Nach solchem
wasser hab ich ein durst, hab mich ouch zuom mheren malh üwer lör halb,
so ir ußgiessen, gewinschet zuo ersettiget werden begert. Dewil ouch ir
den bronnen öffnen, der lang zit ist vorfallen gesin und zuo besorgen
an vil enden vorsigen, so trag ich deßhalben zuon üch ein sondern gunst,
und zuo allen denen, die das götlich wort helfen uffrichten und beschirmen,
als der hochwirdig vatter Luther und Eraßmus Roterodamus, domit
all anhenger gemelt. So ich die lör Lutheri uberliß, die er uß dem
honigsiessen vhas Paulo zücht, will mir das trieb Tibur wasser nimher
schmecken; das macht, daß man vor dünckele nit an den boden mag sehen.
Ietz schindt unß das liecht der götlichen gnaden, domit wir spüren und
briffen mögen, wie wir lange zcit durch mönschengesätz sind vorfhiert
worden. Dz hat allein der römisch huff geschafft.
Solten sie leben nach dem evangeliumb,
so miesten sie schlecht nit machen krumb.
Sie sprechen, der Luther löre unß ein nüwen glouben;
jo, so er sy berürt, wie sie uns berouben
und unß hand bracht umb lib, eer und guot,
so muoß der Luter brennen zuo gluot.
Ir urteylh sie allein zuo verdammen richten;
die vörnunfft miessen sie anderst schlichten,
weder sie bißhar hand erzeugt.
Ir wesen ist in aller welt ereugt,
wie sie fhieren ein unvorschampts leben;
so der Luter darwider thuot streben,
tragen sie wider in groß nyd und haß.
Ein jetzlicher betracht, wohar khombt das.
Bschicht allein propter nephas.
Darumb die warheit herffürrer guckt,
so sicht man erst, wo sie der schuo druckt.
Ir tonder und blixen wil nit helffen mher.
Wöllen sie sich stellen zur gegenwer,
so zympt sich, daß sie sich wol bewaren
und mit der schrifft herfhürrer fharen,
des sich Luter allzit willig erbüth:
ich förcht, sie sind nit der lüth.

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Sie hand wenig in der theologi erlernet do;
darumb hat ir studium stultum in supino.
Sie wißten baßer in die schrifft zuo setzen
ein applaß, domit sie unß unser gelt abetzen,
den unß ein trostliche lör geben.
Wöllen wir nun in got leben,
so miessen wir halten sin gebot,
die er unß allen gebotten hadt.
Also, wirdiger her, ir möchten minß schribens halben nemhen ein
verdruß. Kan wol ermessen, daß solchs nit üwers fuogs ist, dewil ir mit
höhern geschefften beladen sindt, die der Christenheidt mhe frucht bringen,
dan min unitzes schriben. Solchs hab ich uß sonderer guother meynung,
so ich zuo allen liebhaber der götlichen lör trag, nit hab underlassen
wöllen. Darum hab ich die meynung berürts inhalts uffs kürzest be=
griffen, domit ir nit ein unwillen und abschyung hetten ab einem armen,
der do gern wette der minst mitgesell sin der zweien Schwitzerpuren.
Ich bin ouch alzit der meynung, das heylig götlich wort, als with min
leben reicht, zuo uffnen und beschirmen. Uff das ich üch nit zuo vil bemühe,
so schicke ich hieneben dem ersammen Meister Hansen Fießlin, der ouch
ein liebhaber ist der götlichen lör, ein gedicht der tütsch natzion und Luter
belangend, welchs ich hab in rimenß wiß in die schrifft verfaßt. Ist nit
eeren werdt, solchs anzuozeugen, sonder das wither erfarnen befelhen; wan
min vernunfft mag nit sovil begriffen, daß ich solchs uß rechtem grundt
khönne zuo eim ußdrag bringen. Darumb, sonders wirdiger her, ich bith,
ir wöllent diß min einfeltigs schriben in guothem entpfoen und in keim
argen verstan, sonder der hoffnung, ich wurde dordurch üwern gunst und
kundtschafft erlangen; dan wo ich üch underthänige dienst erzeugen könth,
thet ich ungesparts vliß gerne. Domit wölle üch got der Christenheit

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zuo guot in langwiriger gesundtheit enthalten. Ouch mich hieneben in üwern
gunst befilhe.
Geben zuo Friburg in Öchtland am mithwoch nach Mathei
apostoli anno domini 1522.
Dum spiro, spero.
Hans Kotther, organist zuo Friburg in Öchtland.
Dem erwirdigen und wolgelörten . . . Uolrich Zcwinglin
predicanten, minem lieben herren und gebietter etc.