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Huldrych Zwingli Briefe - 354

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

354

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Absender: Forrer, Blasius

Empfänger: Zwingli

Ort: Stein
Datierung: 9 XII 1524

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 8 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 95), 256-260




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Gnad, barmhertzikeit und frid von got dem vatter und unserem
herren Iesu Christo wünsch ich dir, Huldrich, aller liebster bruoder in
Christo.
Ich sag dem almechtigen got lob und danck, das er sin helig ewig
wort uns armen mentschen so gnedicklich offnet und für und für sin helig
ewig liecht in mitten der vinsternuß laßt uffgan [Ps. 112. 4], ouch sin wort
durch sine eigne vyendt aller meyst ufnet. Damit aber du, aller liebster
bruoder, unserer hendlen, das wort gottes betreffent, bericht werdist, so ver=
nimm sölichs im aller kürtzisten. Dir ist wol ze wüssen, darinn ich nit zwifel,

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wie man uns in vergangnem summer zuosamenberueft hat, und also da
etlich von einem erberen landtsrat verordnet, uns das ernstlich byt und
ermanung der landtlüten zuo offnen, namlich, das ir begir und will wery,
das das wort gottes einhellicklich by inen gepredget wurd on allen
menschlichen tant und zuosatz, damit zwitracht, uneinikeit vermitten wurd
und nütz anders fürgen, dann was wir mit biblischer geschrift des alten
und nüwen testaments beweren möchtind etc. Des alles bistu wol be=
richt. Noch hat sölichs under den bäbstischen pfaffen nit mögen hellfen,
sunder sind sy allweg hinder den dieneren gottes fürtichen und sy un=
bruederlich, ia faltschlich verklagt, daruß zwitracht allweg under den un=
verstendigen entsprungen ist; doch sind si allweg an der unwarheit erfunden.
Noch hand si so vil listen könden, das der bischoff dem abbt, der abbt
den lantlüten geschriben hatt und Mauricium Militem von Watwil,
ouch Ioannem Döring, bischoff ab dem Hemberg, und mich in des
bischofs namen hoch vercklagt umb iij articel, ouch understuondent sich das
capitel, wo inen die landtlüt gstand hetynd geben, uns mit sampt dem
gotswort underzuotrucken. Uff sölichs ward ein treffenlicher landtsrat

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berueft und glich uff denselbigen tag ouch das capitel gestimpt, uß was
ursach, mag mancher wol mercken. Doch vermeint das capitel, wir
möchtind solich articel nit verantwurten; dan so wurd man uns inen an
die hand geben. Des wurdent wir gwüß bericht. Do nun ein ersamer
lantsratt uff donstag nach aller helgen tag beruoft, ward man uns ouch
beschicken. Demnach huob Hans Giger, landtvogt, an mitt kurtzer red,
warumb man unß beschickt hety, und laß uns der stattschriber des abbts
missive, in welicher er uns zum ersten ancklagt, wir werindt die kein brief,
von sinen gnaden geschickt, verkünden wötind. Demnach erwidertint wir
uns, penales zuo geben. Zuom dryten wöltind wir dem capitel nitt ge=
horsam sin und iren brüchen nit nachgan. Das möcht sin gnad nit nit
erliden, wurd ouch sinem bistum ein abgang bringen. Demnach ercklagt
sich das capitel vil abgangs alter loblicher gwonheiten und brüchen. Uff
solich ancklagen des bischofs liessend wir reden: einem erberen landtrat
wer wol ze wüssen, wie sy uns in vergangnem summer all zesamen be=
schickt und bevolhen, unß das einig ewig wort gottes zuo verkünden. Das
hetind wir zum trülichsten nach der gnad gotes gethon, des wir, welcher
sy begerte, bewisen wötind mit dem wort gottes; ouch köntind wir nit
bericht werden, das uns ouch von got ütz anders bevolhen wer unsers
ampts halb, dann sin wort in der kilchen zuo verkünden und die armen
nit tringen, besunder umb sachen bannes nit wirdig; dann dise erforde=
rung des bischoffs gehorti ämmen und weiblen, ouch gericht zuo, welichen
sölichs ußzuorichten bevolhen wer etc. Uff erforderung der penales wüstind
wir im nütz schuldig sin; dann uns wölt duncken, es wer allein uff die
armen gespilt; so wir söliche gült geben, muesten wir ouch penales wie
vor von armen erforderen. Des capitels halb nämynd wir alweg ir
geheiss und empfelch des gotsworts an die hand; anders wötind wir nit
allein dem capitel, sunder dem aller minsten bruoder Christi underworffen
und gehorsam sin, so ferr nit gottes eer und unser gewüssne geletzt wurd;
wo aber sölichs, wurdent wir niemants, ia ouch dem gwaltigosten nit,

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gehorsam sin, sunder allein got und sinem wort. Ouch hety das capitel in
der versamlung wol gehört, etlich hendel, die si bruchtind, nit götlich sin,
das aber si mitt gottes wort noch nie versprochen hetind, wie aber inen
bevolhen ward. Uff sölichs ward uns abermals wie vor die warheit
ernstlich bevolen, ouch dem capitel uff ire klag geantwurt: si söltind alle
ding mit gottes wort handlen; dann si wötind des plagens und bannens
nütz. Ouch ward uns uff die vorgemelten artickel dise antwurt: wir
söltind gheinerley briefen verkünden, es wer von bischoff oder bäpsten,
es treffe dann elich sachen an. Uff erforderung der penales, sprech uns
der bischoff witer an, möchtind wir im das recht fürschlachen, wo ein
ieder wonhaft wer; ouch das capitel möchte uns der ungehorsame be=
wysen, doch solichs mit gottes wort und demselbigen nit wider. Ulso
gesiget got und sin wort abermals. Nun hör witer, lieber bruoder, wie
die gotlosen nit ruow hand. Ietz farend die Schwitzer har mit einem
stoltzen hochprechtigen missive, in welcher si alle liebhaber der warheit
understand zuo vertilgen; doch hoff ich aber zuo gott, er werd sine diener
stercken und inen sig verlichen. Damit aber du der sach, so dich ouch
antrift, gentzlich bericht werdist, in welcher sich dine bruederen, ouch alle
fründ und landtlüt, seer bemueyent, ouch uff dem weg starck mit zuogegebnen
boten von einer gmeind zuom Wildenhuß zuo dir wotend, wo inen ietz
zemal sölichs nit wideratten wer, ouch hand dir und inen die lantlüt
zuom Wildenhus, ouch andere me, lib, eer und guot zuogeseit, wo es nott
treff; dann die sach wil mit ernst gehandlet werden. Es hatt sich be=
geben, das umb sant Katherinen tag ein landtsrat gehalten ist, allda
für den geschickt ein botschaft von Schwitz von eines erbfals wegen,
namlich ij man, mir doch unbekant. Uls man nun im morgenessen ist
gesin, hand die zwen von Schwitz gerett, meister Uolrich Zwingli sy
ein dieb und kätzer. Des hat sich Heinrich Steiger, stattschriber, an=
genommen und mit worten in uneinikeit mit inen kommen. Ditz hatt nun
Iorg Bruggman, diner muoter bruoder, zum teil gehört und gedacht:
es trift on zwifel meister Uolrichen, und uffgewüst an dem anderen tisch,
in großem zorn gegen inen trungen, und der gantz tisch im nach; dann
si besorgtend groß uneinikeit, als ouch beschechen, wo man nit darzwüschen

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gelouffen wer. Demnach begert Iorg, das si im umb söliche wort das
recht vertrostint; dann er möchte soliche schmach nit liden: meister Uolrich
wer ein biderman. Und ward ein grosser ufflouf; dann si meintend so=
lichen zuo entryten. Doch behuob man si mit worten, und besamlet der
landtvogt ilentz ein rat uff der gaß, und ward also Iörgen geratten
umb des minsten unfrids wegen, er sölte zuo inen sagen: diewil si die
werind, so meister Uolrichen ein dieben und kätzer gescholten hetynd, rety
er, meister Uolrich, wer als guot und fromm als ir ietweder, und wo si
sich nit entschluegind, muestind si sölich sin und disere wort erlogen haben.
Ulso hatend si gebeten, man sölt deren worten ingedenck sin. Ward inen
geantwurt, si wötind iren wol ingedenck sin; si solten derglichen thuon.
Uff solichs ritend si widerumb heim. Demnach uff samstag vor Nicolai
schicktend ein landtamman und rat zuo Schwitz so ein trutzeliche missive,
wie du derselbigen abgeschrift hie sichst, die doch hochprechtiger nit sin
könd. Uff weliche bald ilentz ein ernstlicher landtsrat berueft wirt. Dar=
umb, aller liebster bruoder, wer min ernstlich bit, ouch diner liplichen
bruedern und lantlüten, diewil die sach großen ernst erfordert, ia ouch
grosse gevarlickeit daruff statt, du wellist ilentz by diserem boten einem
ersamen landtsrat schryben, alsdann du meinst aller nutzlichest sin, damit
die schwachen gesterckt werdint und man ouch din meinung in solichem
handel verstand, diewil sich die landtlüt seer in der sach bemueyendt; dann
ich ouch willens bin, ernstlich die warheit inen fürzuohalten und zuo er=
manen, das si sich darvon nit lassind tröwen noch tringen; des ich ouch nit
zwifel, es geschech. Hierumb bit got mit sampt allen gleubigen, das er uns
sin gnad verliche, damit wir nach sinem götlichen willen lebind, Umen.
Der geist gottes sy mitt uns allen. Grueß mir meister Löwen und
sine mithelfer. Dich lond ouch in sunders gruetzen dine brueder und fründ,
ouch alle, so mit mir arbeitend in dem wingarten gotes [Matth. 20. 1].
Geben zum Stein ilentz uff fritag noch concepcionis Mariae 1524.
Blasius Forer ad mandatum
germanorum tuorum.
Dem erwirdigen meister Huldrichen Zwingli,
prędicant Zürich imm Grossen münster.