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Huldrych Zwingli Briefe - 397

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

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Absender: Forrer, Blasius

Empfänger: Zwingli

Ort: Stein
Datierung: 23 X 1525

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 8 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 95), 397-400




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Gnad, barmhertzikeit und frid verlich uns got der vatter durch
Iesum Christum unseren herren.
Dir hatt ich kurtzlich verheißen, lieber bruoder, ein abschrift ze schicken
des landtrechts, so ein grafsschaft gegen denen von Schwitz und Glaris
hand; die schick ich ietz by disem boten, mit namen Cuonhart Klauser,
landtschriber im Curtal, welcher ouch din anerborne fründin, ein
Zwinglin, zuo der ee hatt. Diseren, lieber bruoder, empfach in aller
senftmuetikeit; dann er sich ouch trülich halt im euangelio Christi; bis
im ouch behulfen und beraten in sinen sachen, wie er dir denn wol wirt
erzellen.
Der hendlen halb, so ietz under uns sind, weiß ich nit vil ze
schriben, denn das es kurzlich ein mal übel gefelt hat in einem landtsrat

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wider das euangelion, us schrecken deren von Schwitz und Glaris,
also das si sich understanden hattend, alle ding wider in den alten bruch
ze bringen; doch ward ein sölicher zwitracht under inen, das etliche von
inen stuondent und nütz darbi woltent sin, wo man ützit wider gottes wort
handlen wölt, und brachtent also ir sachen für die gmeinden, die denn
solich hendel antraf in den briefen von Schwitz und Glaris gschickt.
Do wurdent die gmeinden einhellig eins, by dem wort gottes zuo bliben,
und betind ouch darbi ein erbern landtsrat: si wüstind, wie si vor eim
iar alle pfarrer beschickt und inen das wort gottes empfolen hetind zuo
predigen, und was si mit alt und nüwem instrument beweren möchtind,
darbi woltind si inen gstand gen und lib und guot zuo inen setzen; wo
nun ein landtsrat hüt eins machen wolt und morn ein anders, möchtind
si nit erliden; si soltend ouch luogen, wie wol es inen stünd. Ulso bracht
man inen uff den nechst vergangnen landtsrat dise antwurt. Die hatt
nun die sach widerumb ein mal ze gang bracht, mit der hilf gottes;
wie lang aber wir von beyden lenderen unangevochten blibynd, mag ich
nit wüßen. Wir hand blug lüt under unserem gwalt: wo nit got die
gmeinden starkti, so besorgte ich, den lenderen wurd alles vergunnen, das
si begertyndt. Doch ist ietz abermals die vorgemelt antwurt uns worden,
das wir alle ding nach gottes wort bescheidenlich handlen söllend, es sy
der meß halb oder anderer dingen; denn dieselbig ist in fier pfarrkirchen
abgestelt, doch mit willen der gmeinden. Under allen gmeinen mag es
nit geschechen, uß mangel des wort gottes; ob got wil, so wirt es ouch
mit der zit gschechen. Ouch mit dem brod zücht man nit me mit den
schellen und pomp zuo den krancken, darumb si uns - die von Schwitz
und Glaris - übel scheltend. Disers geschicht aber nit, das es die
diener nit umb wellind tragen; sunder das volk ist uß gottes crafft der
maß underwisen, das si wüssent, in usserlichem essen gantz ghein sälickeit
stan. Nit das si darbi die gmeind gottes und das nachtmal Christi
verachtind, sunder si halltend 's groß und begerend stäts, sölichs von uns
ingsetzt werden. Hierumb wer min ernstlich pit, du hetyst mir ein be=
scheid darvon geschriben, wie wir die sach söltind angriffen. Ich han

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üwer ordnung wol gelesen, die mir ouch wol gefalt. Noch so mag es
in allen pfarren unser grafschaft nit uffgericht werden, uß ursach, wie du
vor gehört hast. Die, so es aber anfiengent, wurdent stands gnuog han.
Ich bin ouch in hoffnung, die anderen wurdent uß sölicher ernstlicher und
christenlicher betrachtung und dancksagung ouch bewegt, die warheit
anzenemmen.
Noch eins, das mich übel beschwärt, och kümmerlich mag hin=
gnomenn werden uß ursach der blödikeit de fleisch und unerkantnus
gottes; das ist disers: gott hatt uns angriffen mit der pestilentz, darum
die menschen so unchristenlich meinungen und schüchen hand, davon nit
zuo sagen ist, wie si so bös meinungen von der verordnung gottes hand;
wüssend ouch nit, das wir soltend begeren, alle stund vom fleisch zuo ent=
lediget werden und bi gott zuo wonen, wie wol ich weiß, das fleisch nit
dahin mögen kommen, welichem der tod ein schreck ist. Das ich wol weiß.
Hieby weiß ich aber wol, nieman nütz mögen gschechen on die verordnung
gottes, weliche aber wenig recht annemendt; dann si meinent es von
einem menschen dem anderen gegnen, ia etwan vom tüfel - uß welichem
die almechtigkeit gottes in uns vertuncklet wirt; denn das er hatt lebendig
gmacht (on inn hat ouch nüt das leben), das wirt er ouch widerumb
tödten, so es im gefalt, es si mit diserem oder mit einem anderen todt.
Uß sölicher unerkantnus gottes lident etwan die brueder mangel trosts
halb vom menschen. Es werdent ouch die, so an der verordnung gottes
dapfer blibent, wie grusam ioch gott das fleisch angrift, von den anderen
übel geschulten und inen für ein verruochte und frävel geachtet, so si die
krancken heimsuochent und tröstent. Weliches mir, aller liebster bruoder,
schwer angelegen ist; denn ich weiß nit den minsten teil unser säligkeit an
dem ligen, so wir der verordnung dapfer anhangent, und ob er schon
uns all uff einen huffen todte. Darumb bis ernstlich ermant umb des
heils willen aller Christen: schrib mir etwas von sölichem schüchen und
hindersich zupfen an der verordnung gottes; dann din schriben möcht
mengen sterken, dwil du so wyt im euangelion verschreit bist. Denn es
wend etlich gar blug sin, die ich nit gmeint hette.
By mir stat es uß gottes gnaden wol; wo man si aber nit stätz

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sterckt, werdent si durch andere vorchtsame und ir fleisch abtrünnig.
Darumb bis ernstlich darumb ermant etc.
Ouch wie ich mit dir von der spänen wegen, so ein graffchafft und
die von Schwitz und Glaris mit einanderen hand, ergründen wol mit
lüten, die sich sölicher dingen nietendt; dann uns bedunckt das landtrecht
wider sich selbs sin, namlich alle artikell sigyndt wider die zwen ersten. Doch
erfarendt die sach; ir werdent vilen im landt ein dienst daran thuon.
Thuo in allen dingen, als eim christenlichen wechter und hirtz [!]
zimpt. Hiemit bis got empfolen mit allen denen, so Christi sind. Grueß
mir Leonem und sin husgsind, ouch din husgsind etc., amen.
Geben zum Stein, uff Montag vor Simonis und Iudä 1525.
Blasius Forer.
Un Huldrichen Zwingli, predicanten zuo Zürich.