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Huldrych Zwingli Briefe - 243

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

243

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Absender: Stapfer, Balthasar

Empfänger: Zwingli

Ort: Schwyz
Datierung: 19 X 1522

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 7 (Leipzig: Heinsius, 1911) (Corpus Reformatorum 94), 599-601




--599--

Min früntlichen gruoß, heyll unnd alles guot wünsch ich üch in
Cristo Jhesu, unnßerm herren.
Nachdem unnd ich ein besundern gunst zuo mier tragende von üch
gespürt hab alls "Ein getrüwe warnung, unßer vatterlandt z ͦbeschirmen"
von üch insunders enpfieng, darab ich nit wenig erfröwt, üch des billich
hochen danck sag; dann es, ob gott will, so vyll unnd mier müglich, sin
krafft unnd die meinig, dorum es erdicht, in mier würcklich handlen soll.
Unnd so dann ich yetzo kurtz vergangner zytt durch ettliche priester, min
Der Schreiber gibt u (im Anlaut v) und seinen Umlaut, ebenso uo und seinen
Umlaut durch dasselbe Zeichen wieder, gewöhnlich durch ü resp. ü. In unserm Abdruck
sind beide auf Grund der Etymologie auseinander gehalten. Zweifelhafte
Fälle: dürch, brüder, hinderrücks, pfründen, anthwürt.

--600--

guot günner, gereitzt, minem allten fürnemen abzuostan, unnd mich ettlicher
maß uff die evangelische ler unnd meining alls den rechten weg der selikeytt
gebogen, deßhalb mir ettliche kleine büchly unnd ermanungen, mich darin
zuo erlernen unnd erlustigen, in min huß getragen, unnd namlich eins
durch üch gebredigott unnd den erwirdigen geistlichen frowen zuo Zürich
in Ödembach zuogeschribenn, vom großen münster am vj. tag Sep=
tembris in dißem jar, wysende "Don der klarheit unnd krafft deß wortz
gottes" etc.; unnd so me ich mich darin ersuoch unnd befindt der frucht,
ye me min sell enzünt wirt nach denen geistlichen lustbarkeitten hungerig
zuo sin unnd durst zuo haben nach den himelschen ergetzlikeyttenn: vermag
ich durch mich selbs nitt, sunder bin in hoffnung, der allmechtig hab mich
darzuo gezogen; dann ich dißn dingen hievor unverstanden widerfacht
gentzlich davon nüt hörren wollt. Harum, lieber bruoder in Cristo, lassendt
üch min frävelheit, an üch zuo schriben, nit wunder nemen; dwyl unns
doch angeborn, zuoflucht zuo haben an die end, dahar er sich allermerst
trostz versicht. Ist kein wunder, das ich harinn zuo üch besunder zuokerren;
dann alls ich üch vor ettwas jaren necher dann yetz gesessen, schampt ich
mich nit, üch anzuorüffen um hillff, mier unnd minen kinden zitlichen hunger
abzuowenden, darin ich von üch gantz unverlaßen, sunder millte hannt=
reichung täglich enpfieng, um weliches guot üch gott widergellt thüy etc.
So das um den zyttlichen hunger beschechen, den mier gott durch sin gnad
abgestellt - dem lob sy in ewikeyt - wie vyl mer soll ich mich trostz
zuo üch versechen um den hunger miner seel, dwyll unnd ich weißt [!] üwer
gröste neigung unnd begirlich fröid sin, die Cristen zuo furen uff den weg
warer cristenlicher liebe. Dwyll unnd wier dann alle glider sind in Cristo
Jesu, unnßerm houpt, verhoff ich, min hunger sölle üch wie mier an=
gelegen sin; deßhalb ich üch vermanen unnd bitten in Cristo Jhesu,
unnßerm lieben herren, dwyll unnd mich gott durch sin sunder gnad mit
kranckheit angeregt, ouch ich mins amptz halber so vyll beladen, das ich
an die ortt und end, da man semlich ding veyll hatt, nitt kommen kan,
das yer mier semliche liebliche bücher, die yer erkennennt mier aller be=
quemost sin zuo der liebe gotz unnd cristenlichen leben; dann ich darzuo
ein semliche neigung gewunnen, das mier nüt me angenemers ist, dann
in sölichen cristenlichen dingen mich zuo erlernen unnd leßen, zuo frucht mier
unnd minem hußfölckly unnd allen denen, so darzuo neigung haben. Hier=

--601--

in wellindt mich in brüderlicher trüw bevolhen haben, mier semliche bücher
ußzuozüchen unnd mier zuo schicken mit schrifftlichem bericht, was sy kosten;
will ich dorum by cristenlicher trüw früntlich bezalung thuon etc. Dwyll
unnd ich dann ein besundere früntliche neigung zuo üch hab, deßhalb ich
ungern hör ützit ungerattes von üch sagen, mag ich nit verhallten die
schmach, so üch hinderrucks um der warheit willen zuogelegt: zum ersten,
so fließen üwer bredigen nit uß guotem grundt, sunder uß nid unnd haß,
syendt leckersbuoben; zum andern so schelltendt unnd schmützent yer nun
die geistlichen oberkeytt, worum nit ouch den keyßer unnd die welltlichen
fürsten? dorum daß sy üch beschirment; zum dritten, dwyll unnd yer das
evangelium so lutter wellint machen, gepürte es, das yer im ouch nach=
leptindt (möcht davon ein yeder bewegt werden, üch nachzuovollgen!); so
aber yer überflüssiger in buobery dann ander lebendt, sy ein zeichen üwer
unwarheit. Das regt nun üwer person allein nit an, aber dis: ier ha=
bendt zwo oder dry pfruonden erbredigot, das yer deßter mer huoren ge=
haben mögent unnd deßter baß üwer pracht mit tantzen, pfiffen, singen,
seittenspil gehaben mügt, etc. Unnd so man semlich reden zuo vyll malen
brucht unnd durch vyll personen gesagt, so der warheit widerfechten, um
daß sis nit mögen erliden, begerte ich, yer welltendt mich zimlicher anthwurt
hieruff zuo geben berichten, wo ich semlichs oder derglichen mer hörren
wurde, semlichs von mier in keiner andern meinig dann in cristenlicher
trüw zuo vermercken, damit yer unnd ich die warheit deßter baß beschirmen
mögen.
Hiemit bevilch ich mich üch in cristenlicher brüderlicher trüw nach
minem vertruwen. Hiemit wellindt mier ouch sagen min dienst unnd gruotz
bruoder Cuonratten zuo Küßnacht. Beger hierin früntlich anthwurt, so
erst das sin mag.
Datum Schwytz am 19. Octobris a 15xxij.
üwer underteniger Balltassar Stapfer,
lanndtschriber zuo Schwytz.
Dem erwürdigen wollgelerten geistlichen herren Huldrichen Zwingly,
lüpriester zuo Zürch bim grossen münster,
minem gnädigen lieben herren unnd cristenlichen bruoder.