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Huldrych Zwingli Briefe - 275

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

275

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Absender: Zwingli

Empfänger: Landenberg, Albrecht von

Ort: Zürich
Datierung: 2 II 1523

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 8 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 95), 18-19




--18--

Gnad, barmhertzigheit und frid Christi Iesu sye mit üch.
Üwer schriben mir geton hab ich vernomen, als ich hoff. So ich
aber üch antwurten beger, gegnet mir zum ersten das unwüßen üwers
stands, den ich doch, so vil mir müglich, us den briefen und botten er=
meßen; darnach, das ich nit weiß, wie ir üch wurdind oder möchtind
enthalten, so ir sölch ordnung üch beschwärend verließind. Aber demm sye
allem, wie es welle, mein ich, mir zimme, mit üch christenliche meinung
luter und warlich ze reden. Heb also an: das vaft alle mißbrüch er=
wachsen sind us dem abgang von der leer Christi; denn so man das liecht
verlaßt und hatt die vinsternus lieber dann das liecht [Joh. 8. 19], ist nit
ein wunder, ob treffenlich geirret wirdt. Gott ist an dhein statt gebunden,
nit gen Hierusalem, nit gen Rom, ist allenthalb, und die inn an eig=
nen, usgezilten orten zeigend, sind valsch oder Antchristen Mat. xxiiij.
[Matth. 24. 24]. Darumm ein schlecte meinung ist, Hierusalem oder

--19--

Rom behalten, ich wil gschwygen mit kriegen gwünnen. Hierusalem
macht mir ein großen glouben imm euangelio, so es von den unglöubigen
inn gehalten wirdt; dann Christus hatt geredt Luc. xxj. [Luc. 21. 24]:
Hierusalem wirdt von Heiden getretten, bis die zyt der nationen erfüllt
werdend. Ir sehend die Heiden da. Was wellend wir fechten, so wir
sehend, das gott ein anders wil? Ist nun üwer orden uff Hierusalem
angesehen, weiß ich nit, us was vernunfft oder geschrifft das grund hab;
doch ist in dem ding etwas derselben zyt nachzegeben, die sich menschen
sinn und wysheit hatt laßen verfueren, namlich gemeint, es sye ein großer
gotzdienst, die helgen (allso habend sy sy genempt) stet stifften, beschirmen
oder suochen, das doch vergeben, wie obstat. Daby ouch gemeine örden,
rotten oder secten ansehen sye ein gotzdienst, so doch Christus redt
Mat. 15. [Matth. 15. 9]: Sy erend mich vergeben, so sy mich erend mit
den leren und gebotten der menschen. Was sind örden? Menschlich
findungen; so sind sy och vergeben. Denn schlechtlich das wort Christi mag
nit liegen [Hebr. 6. 18]; menschlich leer und gbott ist vergeben. Örden
sind menschlich leer und gbott; bschluß: so sind sy och vergeben. Hie hilfft
ghein inreden. Derheißt einer einem menschen, wird imm schuldig ze
halten; ja billych soltu dem menschen din gheiß halten als wol als gott,
und gott als wol als dem menschen, aber inen beiden nun das leisten,
das gott gevellig ist; sust, wenn du gott verheißen wilt das, so er nit
begert, mag zuo dir gesprochen werden, wie Esa. j. [Jes. 1. 12] stat: Wer
hatt das von diner hand erfordret? Gott ist nütz widerwertiger denn
rotten, secten, örden, underscheid; dannenhar eim ieden menschen zimpt,
zuo aller zyt sich änig ze machen deß, so wider gott ist, und sich in die
fryen barmhertzigheit gottes laßen und sich derselben halten. Hieby las
ichs blyben. Tuend, als üch gott heißen wirdt. Dahend doch nützid an,
das bärlich unruow iemans bringen möcht; denn um gotz willen ist nit
nun ein klein zytlich guot, sunder die gantz welt zuo verlaßen. Nit me
denn bewar und walt üwer gott! Möchte ich muntlich mit üch reden,
welt ich üch wyteren bericht geben. Zürnend nüt von des titels wegen.
Geben Zürich 2. tag Hornungs M.D.xxiij.
Huldrych Zuingli, üwer all zyt williger.
Demm strengen, vesten, wysen N. von Landemberg, tütschen herren und
commendator zuo Cünitz, sinem günstigen herren, in sin hand.