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Huldrych Zwingli Briefe - 313

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

313

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Absender: Zwingli

Empfänger: Konstanz, Burgermeister und Rat

Ort: Zürich
Datierung: 5 VIII 1523

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 8 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 95), 108-111




--108--

Gnad, barmhertzigheit und frid von gott und ünserem herren Iesu
Christo [1. Tim. 1. 2].
Bevor, edlen, strengen etc. fürsichtigen, wysen, gnädigen herren und
gebrueder in Christo Jesu, so erfröwt mich und die gantzen kilchen by
üns üwer gloub träffenlich, in den üch der vatter alles liechtes [Jak. 1. 17]
gezogen hatt [Joh. 6. 44]; dem hangend unabläßlich an und laßend dem=
nach inn walten, so werdend ir heil an sel und lyb. Amen. Demnach
hab ich nit zwyfel, üwer wysheit sye wol bericht, wie ich in der warhafften
entschuldung, an mine herren die Eydgnoßen gereicht, den unchristlichen
lug, so uff mich dess fronlychnams und bluotes Christi halb erdacht ist,
verlöugnet und gentzlich von mir geworffen hab. Und wiewol ich gewüsst
hab, sölchen lug von erst uf in üwer wysheit statt gehört sin, hab ich
doch wol mögen gedencken, sölchen nit von den üwren erstlich geschmidt,
darumb ouch ich üwer wysheit er und namen mit flys bewart hab.
Einigemal uo für u vor m und n. - 4 gebrueder ] Schreibfehler gebrueber - 8
üwer setzen wir statt v; so auch nachher durchweg - 9 gereicht man erwartet
gericht.

--109--

So ich aber in dem allem ermeßen, was großen übels und irrtum us
sölchem lugtragen mit der zyt erwachsen mag, hatt mich die er gottes,
die wir alle bis in den tod schuldig sind ze bewaren, so vil er gibt, und
die warheit zwungen, sölche schantliche, selenlose red yferlich ze eriagen,
und nachdem ich den ursprung, als ich zuo üwer wysheit hoff, befunde,
desselben ursprunges adren mit dem starcken wort Christi ze verschoppen.
Und hab für mine gnädigen herren burgermeister und ratt Zürich kert
und gebetten, sy wellind üwer wysheit anwenden umm erfaren und erduren
diser sach, welchs nit klein zuo der er gottes, üwer und unserer kilchen
ruow und frid dienen wirt, als dann ire eignen brieff clarlich anzeigen
werdend. Hierumb ist an üwer wysheit min gar engstig ernstlich bitt, die
welle sich nit laßen beduren, ob der handel einem glych träffenlich geachten
nachsuochen wurde, und den ernstlich suochen und eriagen. Ja ich mein,
das ich sölches anmuotens zuo üch recht hab; denn wir eines himelichen
vatters, eines gloubens und touffes sind [Eph. 4. 5], welchs ein gnuog türe
ursach ist, üch umm den handel ze gründen erfordren. Ir sind Christen;
so söllend ouch ir die er Christi redten, (verzych mir üwer wysheit, das
ich so gheim mit dero reden gdar) und darumm nieman ansehen, glych
als ouch ünser houpt Christus nit ansicht die personen, das ist ußerlichen
schyn der menschen, und minen herren von Zürich alles, so hierinn sich
befinndt, getrülich zuoschicken, damit die münd, die umbill und bosheit
redend, verschloßen werdind. Ich wird ouch gwüsslich bericht, wie üwer
wysheit in kurtz hinggangner zyt iiij ersame, wyse und des radts by üch
menner für minen herren zuo Costentz geschickt von etlicher hendlen wegen;
sye der minen ouch ze red worden und mich der schantlich erdachten red
halb angeruert. Da habe einer us üwren vorgezelten mich angehebt us
miner entschuldung verantwurten. Dem syge ein andrer des hoffs in die
red gevallen mit hantlichen diser glychen worten: sage der Zwingli,
was er welle, so hatt er sölchs gepredget; des wil ich inn bestellen mit
3 oder 4 zügen, die an der predge xin und die wort gehört habend.
Hie beger ich aber demuetiklich und umm gottes und der warheit willen,
ir wellind sölchen handel minen herren eigenlich zuoschryben; denn ich

--110--

wol gedencken mag, das der sölchs so unverwendt hatt gdören reden,
sinen ansagen wüße zeigen, damit man hinder die oder den sächer käme;
dann ich by miner sel säligheit und by dem glouben und zuoversicht, die
ich in Christo Jesu hab, frommklich und warlich reden gdar, das mir
sölch schantlich wort in minen sinn oder gedanck nie komen ist. Noch so
ficht der tüfel mit siner finsternus und eigenschafft (das ist die luge) so
starck under den blöden und unglöubigen, wie Christus redt [Joh. 8. 44]:
Wenn er lugt, so redt er nach siner eigenschafft; denn er ist lugenhafftig
und ein vatter der lügen. Darumb mag üwer wysheit wol gedencken,
wie vil ruowen sölch harfürbringen der vergifftenden lugneren bringen
mög. Die, bitt ich abermals, tuege, als sy wol weisst gott gevellig sin;
denn in dem stryt gottes wirt nieman bekrönnt denn der, so recht und
ordenlich stryt [2. Tim. 2. 5]. Wenn wir nun den namen Christi tragen
wellend und aber inn nit redten und vor schmach verhueten wölltind, wäre
ytel; wir mueßend sehen, das der nam gottes geheligott werde; denn wirt
er aber geheligett, wenn wir sinem wort engstiklich nachzekumen yfrend.
Sin wort ist die warheit; denn er ist die warheit [Joh. 17. 17]. Also volgt,
welcher die warheit ufnet und dero harfür hillfft, das derselb die rechten
er gottes ufnet und fürbringt. Verneme üwer wysheit diss min ylends
schriben imm aller besten; dann wiewol es frävel, ist es doch allein also
vertruwt us der ursach, das ir ouch gottes sind; dann ir sinem wort glou=
ben gebend, als ietz allenthalb von üch, zwyfel nit warlich, geredt wirt.
Gott, der üch in sölche erkantnus sin gefuert hatt, der mere üwer frücht
des gloubens ie me und me, damit ir an sinem tag unschuldig erfunden
werdind. Vermag schon min schlecht gebett wenig by üch, so vermag
doch gott vil by üch. Hierumb bitt ich zum letsten: laßend üch die ver=
künder des ungevelschten worts gottes bevolhen sin und stand mannlich
by einandren, so werdend ir die hillff gottes über üch sehen. Es muos

--111--

dem wort gottes darumb widerfochten werden, das sin krafft geoffnet und
sine klawen harfürbracht werdind; aber vertruw demselben ein ieder;
denn es wirdt die großen bocher in diser welt überwinden. Christus,
der nit liegen mag, spricht [Joh. 16. 33]: Vertruwend; denn ich hab die
welt überwunden. Gott bewar üch sel, er und alles, so üch und imm
lieb sye. Amen.
Geben Zürich, 5. tags Augusti MD xxiij.
Huldrich Zwingli, üwer
wysheit williger allzyt.
Den edlen, strengen, vesten, fürsichtigen, ersammen, wysen herren
burgermeister und rǎdt zuo Costentz, sinen günstigen, gnädigen herren.