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Huldrych Zwingli Briefe - 522

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

522

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Absender: Comander, Johannes

Empfänger: Zwingli

Ort: Chur
Datierung: 27 VIII (1526)

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 8 (Leipzig: Heinsius, 1914) (Corpus Reformatorum 95), 693-697




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Gratiam et pacem per Christum.
Lieber bruoder! Du hast begert ze wüssen, was ze Dlands gehandlet
werde. So weyss ich nüt nützes; dann sy gond mit den jämerlichen
kriegen umb, die ietz alle welt und uns ouch vast engstigen. Der
castellan uff Müss wil ein fryden mit den Dündten machen, wenn

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sy ij tusent knecht louffen lassen. Dz wirt im verlangen - gloub ich - aber
minß bedunckens ist es ein schlechter fryden, so wir den krieg ab
uns uff ander arm lüt schiben. Es dörft wol ein anfang eins bösern
kriegs werden. Doch muessen wir 's lassen gschächen. Uss den Pündten ist
noch nieman zogen, denn ettlich wänig. Doch ist unser Lutzi Tscharner
ouch einer, wol under einem schin, als welle er den hoptlüten von Bern
das gelt, so sy ze Chur entlichen, wider herußfueren. Er ist aber yetz
wol ein gantzen monadt hinweg gsin. Er und sin edle frow beßren wänig
am euangelio etc. Item die Eydgnossen sind mer den ij monadt durch=
zogen und ligen ze Mayland gegen einandren und sterckend sich uff
beyden sytten etc. By uns ze Chur ist ietz ein tag. Da handlet man
aber vast nun von des kriegs wegen. Denn der groß Diettägen ist
mit ettlichen knechten zuo den Spangeren gevallen; das haben die Eid=
gnossen übel verguot. Aber byss uff Donstag wirt der tag uss fin. Dar=
nach wil ich dir schryben, was dz end sye. Ich darff nit schryben
καταστροφη, dz mir der faber nit über die brieff komme etc.
Item von unserem zechenden hat es die gstalt: Vor hundert jaren
oder mer, als die chorherren sagen, haben sy den zechenden ingehebt; und

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dise lange praefcription sind ire brieff, und anderst haben sy nüt darumb.
Die pfarr zuo Sant Martin hat gehept ein grossen guotten wydem und
alle zechenden; aber dess wydems halb ist es gwüss, umb die zechenden
ist es nit alß gwüss.
Item der thuomprobst ist lehenher der pfarr. Der hat 's all weg eim
thuomherren verlihen und darnach einer dem andren refigniert, dz sy nit
in die hand des bapsts und siner curtisanen käme; denn sy inn al weg
übel besorget haben, wenn inen die pfarr entgienge, so wären sy um den
zechenden khon. Denn es was vor 20. jaren ein gschwinder curtisan ze
Chur, magister heinrich Gabertuoler genannt. Der sprach offt:

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möchte im der titel der pfarr zuo Sanct Martin werden, so welte er inen
denn gantzen stattzechenden ze Rom angwünnen; denn er wol wüßte, dz
sy khein ander recht noch gwarsame umb den zechenden hettind, denn allein
den titel der pfarr.
Item ich achten, es sye anfengklich also zuogangen: der thuomprobst
hatt die pfarr verlühen einem thuomherren; der hatt den zechenden in ge=
meine cammer muessen kommen lassen. Darnach hatt er denn wydem
ettlichen gwaltigen burgeren geben under eim titel eins kouffs; die brieff
sagen aber nit, wie thür oder umb wz gelt (ich gloub aber, sy haben die
gwaltigen damit begabet, dz sy inen durch die finger sähind mit dem
zechenden) und hend der pfarr ein zyns ab dem wydem vorbehebt. Denn=
selben hat die pfarr noch, ist viij pfund pfännig. Die guetter sind aber
mer denn tusent ducaten wärt. Darnach hat ein thuomher, der den titel
hatt, ein versäher gehept. Dem hat er gelassen die viij lib. und die
schindery, davon er im noch muessen geben 40 guldin etc. Wyter als
nun die Dry Pündt in den ersten artiklen gemachet hatten, dz all pen=
tionen [!] solten absin und ieder pfarrer sin pfarr selb versähen sölte per=
sonlich, do ward der thuomdächen erfordert, als der den titel der pfarr
inhatt, das er die pfarr fölte und möchte besitzen, dz er aber selb per=
sönlich alle ding, so ein pfarrer thuon sol, iedem schuldig were, und ouch
den cantzel ze versähen. Do bekant er vor dem grossen radt sin un=
tuglickeit, und das er 's nun fürohin nit thuon noch lernen verhoffte. Uff dz
beruofften sy den lehenherren magistrum Niclaus Brendli, des thuom=
probst vicari, dz er mit inen nidersässe und die pfruond mitsampt inen nach
inhalt der articlen verlühe. Das schluog er ab und wolt nit gwalt haben,
und hatte doch vorhin all ander pfruonden verlechnet etc. Darnach be=
schickten mine herren von Chur mich und entschlussen sich ires willens
gegen mir; und ob ich begerte, so weren sy guottwillig, mich zum pfarrher

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uffzenemmen - als ouch beschach. Nun uss dem, so sich der dechan
der pfarr oder titels entzigen, und aber sy anderst nüt umb den zechen=
den haben, damit sy rechsame [!] anzöigen mögind, denn allein die praescription,
sust wellen sy keinen grund anzöigen. Aber unserthalb mügen
wir ouch nit - evidenter - anzeigen, das sy durch den titel der pfarr in die
besitzung der zechenden kommen sigint. Aber die umbstend und warzeichen
oder coniecturen, ouch das ursprünglich recht uss iren rechten, das die
pfarrer die fürnemsten grechtigkeit im zechenden haben, magstu ermässen,
wz uns hierinn zuo thuon sye, dz wir ouch nit ze wytt hinin wattind.
Sy erbiettend sich ietz wol, einem pfarrer ein zymlich usskommen ze geben;
so spricht der raadt: sy söllend inen anzöigen ire grechtigkeit und an=
sprachen, es sye brieff oder buecher oder ander gwarsame; sy mögindt
villicht als guot recht darzuo han, dz sy sust guettlich mit inen abkhommen
wellind; so sprechen sy nüt anders, dann sy habint inn 300 jar ingenommen,
und dise alte ruewige besytzung sy ir gwarsame etc. Die 300 jar haben sy
einer pfarr nie haller geben. Du bekennst aber wol, in wz gewerd
und gwalt der Antchrift mit sinen glyderen gesessen ist, und wo sin gwalt
also bliben, hetten sy noch 300 jar den zechenden ingenommen und ein
pfarrer lassen sin narung ab armen lüten kratzen.
Item dem botten hab ich den handel ouch gseit. Darumb bitt ich,
du wellest dinen raadt mir zuoschryben, ouch dich mit dem botten under=
reden, was ze thuon sye.
Gott sy mit dir. Begruess uns alle brueder.
Geben ze Chur 27. Augusti.
Joann Comander, din williger.
Dem frommen Huldrich Zuingli,
verkünder des euangeliums Christi ze Zürich.