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Huldrych Zwingli Briefe - 606

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

606

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Absender: Zwingli

Empfänger: Ulm, Bürgermeister und Rat

Ort: (Zürich)
Datierung: 23 IV 1527

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 9 (Leipzig: Heinsius, 1925) (Corpus Reformatorum 96), 89-99




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Gnod und frid von gott bevor.
frumme, veste, ersamen, wyse, gnedig und geliebte herren, uwer guoter
gerüch, den ir von gnoden gottes in synem euangelio haben [2. Cor. 2. 15],
rich mich uff, das ich gar kleinfuoger zuo uwer wyßheit schreiben undernymm;
dan under den gloubigen soll man nyemand so klein achten, daß im nitt
zimme ze reeden in der kirchen gottes; wiewol ich aber nitt bey üch, bin
ich doch mitt gedancken uß zweyen ursachen nymmer on üch. Die ein
ist, das, so vil ich vernymm und verston mag, uch das euangelium
Christi durch den getruwen wolgelerten Cunrad Somen fast solcher

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meynung und artt gepredigt württ, als eß auch by unß, namlich uff den
wäg, das gott herkennt und in allen dingen lieb und vor augen gehabt
werde, das man auch demm nitt mitt hohen kertzen und langen pater
nostern, sunder mit hohen reedlichen taten und lang= oder dultmietikait
diene. Dann wo dasfelb furgenummen, so volgt dannetthin von im
selbs, das man synem wort gehörig syge und sich noch demselben richte
mit liebhaben des nähsten und verschetzen unser selbs. Die ander ursach
ist, das vil glichsame zwisten uwer und miner herren von Zurich statt
under zuolaufft, der aristokraty, das ist: regiments, das von den besten in
der statt zusamengeläsen wirt, halb, und gebietes leüt und land, das aber
ietwedere statt hatt. Daruß ich ernstlich beengstelt würd, aüfzesähen,
das alles guot, so by üch göttlich und wyslich fürgenummen würt, by
unß auch angenummen werde, und herwiderumb, ob by unß ettwas mit
gott aufgericht, das sölichs auch by uch gepflantzt wurde. So ich nün
uß den ursachen für uwer und unser kirche sorg trag, hoff ich, uwer
günst und gloub verarg mir ouch nitt, das ich zu uwer wyßheit gleich
als wol geschrifftlich im euangelio gottes wirbe, als ich zuo Zürich sölichs
gegenwirtig thun.
So nün der almechtig gott zuo diser zeit seyn wort so hell und
gnädiglichen herscheynett, in welchem allein die worheit lüter und un=
gemyscht herlernett würt, und aber doby sähen, das es noch dem wort
Symeonis [Luc. 2. 34] so vil widergesprächs hat, so künden ie alle, so
es herkennend und veryehend, gott nimmer gnuog danck sagen, das sy
durch alle finsternyß der unworheit, durch alle wofen und träuwüng

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die himmelschliche worheit, die unserm flaisch so gar endgegen ist, erkennend
und annämendt, voruß, wo die fürnämen diser welt dieselbigen nit allein
annämend, besunder auch die, so irem vetterlichen schirm enpfohlen sindt,
deren nitt entrouben. Als dann gar erberglich wurt von uch ußgeben,
wie ir den uwern gottes wort entschliesen lassend, welches allen gloubigen
kirchen ein besundere freyd macht. Wir herlernen ouch demnoch, das wir
gottes wort nitt dorumb sollen erlernen, das wir eß allein wyssend,
sünder das wir all unser radt und tadt noch im gstaltind, dormitt wir
auch mitt den sytten und wandel kinder gottes sygend.
Hie will unß aber nün ze vil manglen; wir habend alle gar bald
ein kluog geschwätz uß dem euangelio gelernet, aber noch sind dero wenig,
denen man am leben ansehe, das sy kinder gottes sygind; es schempt
sich des künigs sun ouch eins burger oder zunfftmeisters, wenn er nit
also ziert und kleidt ist, das man imm am kleid ansehe, das er des
traffenlichen künigs oder herren sun sye. Aber wir wellend uns mit
christenlichem leben nit also kleiden, das man uns ansehe, das wir des
höchsten kunigs sün und gsind sygind, wiewol uns Christus selb
träffenlich darzuo vermant mit der glychnüß deß, der ab dem hochzyt ver=
triben ward, dorumb, das er nit das recht kleid anhatt [Mt. 22. 11]. Uuch
der heilig apostel Paulus an vil orten, besunder Ephes. 4 [22]: "legend
hin den vorigen wandel, den alten menschen, der zerbrochen was nach
der irrigen anfechtung, werden aber nüw im geist üwers gemüts und
legen einen nüwen menschen an, der noch got geschöpfft ist mit fromgheit
und heilikait der worhait." Hie ja, fromme herren, will uns vil manglen.
Erstlich, das wir nit sehend, das wir nach verstand gottes worts zum
aller ersten an das werck und fromgheit, die es lert, ston soltend und nütz
anders tun dan sübren und weschen den alten menschen mit hinlegen
böser anfechtüngen und gwonheiten und anlegen nüwer tugenden, die wir
uns nach gottes wort anschnittind. Dann als wir erst das liecht des
euangelii anblicktend, veriahend wir all, es wer das liecht; do verhangt
aber gott, damit er uns rytrete und bewerte, das uns der fygend mit
der fürwitz des fleischs anfacht. Etliche fursorgtend, das euangelium wär

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inen abträglich und darumb solte es imm widerston, ja mit siner kluogheit.
Etlich aber hofftend, es wurde inen zuoträglich der zytlichen dingen, die
wolten gesehen sin, samm sy es mitt allen fieren schirmen und hand=
haben wöltind, züchtend doch bede nün eignen nütz. Ettliche wurdend
in begird der eeren und dodurch in zanck geworfen; dadurch ist der
christenlich und voruß der stand des tütschen lands in ein gar vil gru=
samere gevar gestellt, weder die puren erlidten habend. Wil ich also ze
verston geben uwer wyßheit: die bäpstler habend gesehen, das die ersten,
die irs nützes gförcht habend, mit der worheit könnend sagen, das dero
vil sind, die eignen nutz suochend im euangelio, als die erschlagnen zum
teil, gott erbarm sich iro, bewyst habend. Sy habend ouch doby gesehen,
das zanck den menschen glich als wol entzwerch fuert als der gyt und
uff die beide verhofft, der eigen nütz und eergytigheit werdend der
fromgheit und dapferkeit weren, das sy nit wachsind, und so bald die nit
wachsend, so sy es geton, und böldrend uff sölch ansehen vor fürsten,
herren, stetten und völkeren, man hab gesehen, was unratts uß dem
euangelio entstanden sye, nennend eß umb etlicher gruenen frischlingen
willen das uffrueerig euangelium.
Hie reckend die eigennutzigen die oren und ergebend sich in den wider=
stand, den man dem euangelio ze tun understat: etlich gentzlich mit un=
gezüftem abval, etlich aber allein uß fürwitz vermeinend, sy wöllind
nün uff ein maaß hengen, das die ungehorsamen fur und für in meyster=
schafft gehalten, wellind doch die sach fueeren, das sy sich vor gott nit
verschuldigind und inen doch nützid abgang; die beide sehend allein uff
iren nütz, glich als wol als die puren, und wenn sy auch arm und by
den puren gwesen, wärind sy gluch als wol als iene uffrürig gwesen,
dann der eigennütz ist by inen eben eigennütz, als er auch by den puren
gwesen ist. Es reckend ouch die eergytigen die oren uff, so sy den
widerstand hörend. Byspi;: Üwer wyßheit ist bericht des spannes, der
sich zuo diser zyt haltet imm nachtmal oder dancksagung Christi, da
ettlich die wort dahin ziehend, sam uns Christus sin fleisch lyplich ze essen
geben hab. Ettlich aber sagend nein, sunder die wort [1. Cor. 11. 24]: "das
ist min lychnam, der für uch hinggeben wirt", nennind die dancksagung, darinn
man got dancksagt umb den tod sines suns, oder das brot, das darinn
hochzytlich harumbgetragen und mitgeteilt wirt, den lychnam Christi,

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glich als man den tag der uffart imm nüwen und den tag des über=
schrittes im alten testament die uffart und den uberschritt nennet. Wie=
wol gottes sün nitt uffart und die kinder Israels nit uberschritten
werdend. Und bewert dise part ir meynung mit den articklen des
glaubens und mit dem gantzen grund des euangelii Ioannis. So
aber iene part, die das liplich fleisch Christi will essen, darwider nit
mag, hebt sy an wueten, es muesse zuogon wie zuo den zyten Arrij.
Ietz sehend die bäpstler an einem huffen die gottlosen, am andren huffen
die abtrinnigen umb des zitlichen guots willen, am dritten die fürwytzigen,
die es wol vermeinend recht ze leiten, denen aber gar ein bluotigs wirt
uff die nasen ggeben, dann die bäpstler werdens wol uberschwenken,
so es uff die wag kumpt, das die furwytzigen nit werdend mögen usziehen.
Am fierden huffen sehend sy nitt allein die fürnämen zengker ston, sunder
den gantzen huffen der gmein; dann wir allso schwach und allein uber=
quäcksilbert Christen sind, das wir sprechend: da laßt uns werren! man
wil uns das fleisch und bluot nämen. Hie werrend! wir kämend ums heil
gar, solte man uns den lychnam Christi nit mee ze essen geben etc. Da
falt einer hie hinuß, der ander dort, der ein ist so blaw, das er noch
nitt weißt, worinn das heil ligt. Der ander ist fro, das diser span
herfürkummen ist, nün, das er mit dem glimpf könne abtretten. Ich
was ouch gar nach der leer angehangt, aber so sy uns das fleysch und
bluot nemenn wellend, sych ich, das es buoben sind. Der dritt spricht, es
sye noch ze fruo, meint, er well noch ein wil die unworheit lassen bochen
umb der forcht willen, aber zuo siner zit (glich als ob er wüsse, wann
eines iedes ding zyt sie) welle er wol den bürst ufrichten.
Ia, diese teilung sehend die bäpstler und bruchend daruber alle
künst, flickend sich by fürsten und herren, by stetten und völkern under
die, die wir noch nit kennend, das sy entweders abgevallen oder furwitzig

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oder so eergytig sind, das sy ee denn gantzen handel des heils vallen
ließind weder iren zanck. Hie werden die aller schädlichsten parten der
verrättery, als ze besorgen ist, an der fürsten höfen, in stetten und landen,
Italia und Rhom gebrocht und yngefuert, das wo sy by uns ver=
harrend, die aller bösten künst der Welschen nit allein unß, sunder unser
nachkommen vermasgen werdend. Nün ist der puren niderlag ein
groser schad, aber in xx jaren mag er widerumb erwachsen. Wenn aber
die welschen menester in uns gewurtzlend, so lassen sehen, wie bald wirt
es uns ab. Ist yetzund nit der schad des zwitrachtes ein ursach alles
üblen? Wannen kümpt aber der zwytracht? Allein daher, das wir
von gottes wort haben geleert tür schwetzen, gott, hell, engel und tüfel
sprechen, fleisch und geist, schwermer und euangelier, aber nütz türes
thuond noch lyden wir. Darmit varen die bäpstler haryn, und wiewol
sy weder mit fürsten noch stetten das vermögend, das sy treüwen, den=
nocht treüwen sy ye türer und türer, wyssen wol, das uß den obgezelten
gschlechten allenthalben sind; dieselben hoffend, sy werden mittlen, ob sy
gleich kein heimlichen verstand mit allen haben, sunder mit wenigen oder
vilicht an etlichen orten mit gar keinen. Daruß dann volgt, das aller
uffwachs christenlichs lebens ersteckt, der bapst entthalten und der aller
bösten verräteren künst und untruw gepflantzt werden, welches gar vil
ein gröserer schad ist weder den man an der puren niderlag erlitten
hatt. Dann hie wirt uns frümkeit und trüw nidergelegt und misßtruw
und verrätery gepflantzt. Diß zeug ich, ersame, wyse herren, keins wegs
an, das ich söliche untruw wölle by uch verargwonenn, dann ich by dem
gott, von dem ich in truwen vor üch reed, nitt weyß, ob in allen
swäbischen stetten solcher ernst und wolfardt deß regiments sye, als ich
von üch gewyß bin. Das mir groser trüw eine antzeigung gibt, das
auch so böser samm under uch nit gesät sye. Sunder zeig ich dis alles
so überflüssig an, das uwer wyßheit sähe und greyfe die bösen künst, dormit
der verzwiflet bäpstisch haüff umbgot, und dest bewarter syn ze ver=
goümen und verhieten. Hierumb, gnädig, liebe herren, wöllen mir by
disem auch nit verargen, ob ich schlechter uwer wyßheit wäg anzeig, durch
die ir nit allein entrinnen, sunder auch ander wäg machen mögen, dormit

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das bapstuom abgebrochen (dan die geistlichen vätter, die den seckel mit
dem gelt haben und laßen den herren die lären zalprett, feirend nitt, sy
lasens uff den pfening gon) und die kilch, das ist: die gmeind Christ,
uffgericht werd. So weyst also uwer wysheit, das by uns gottes wort so
tür gelten soll, das, so bald es gehört wirt, wir kein hinder sich sähen mee haben
sollend, [Luc. 9. 62] sünder dem richtig nachkummen. Denn so waltet got
synes handels; so man aber uß menschlicher fürwytz nütz fürnämen will,
byß man sähe, das keins schadens mee ze warten sye, so wirt gott erst=
lich erzirnet, das man synem wort nitt nochgat. Zuom andren nämend
inen die bäpstler und all pratytzierer hoffnüng, das gebuwen ist widerumb
abzebrechen, und so sy sähend, das man uß fürwitz zaüfet, so richten
sy einen schrecken uber den andren an, und so bald man still stat, werden
sy ye kecker. Daby richt sich denn alles uff, das sich ein zyt ver=
trückt hatt.
Dorumb, lieben herren, gond unerschroken an die ding, die ir sähen
gründ haben in gottes wort, und bieten allen widerstenderen recht uff
gottes wort, so wirt uch niemand mögen schaden, und werden die bäpstler
an uch verzwiflen, herwiderumb alle, die mynders ansaehens sind weder ir,
träfflichen gestörkt. Ir sind ein urhab des löblichen swäbischen punds,
sind auch ein urhab des hymmelischen! Und sind ungezwifelt, der almechtig
wirt uch, wo ir so tröstlich werden das bapstumb niderbrechen, nach synem
verheisnen an statt eines bruders hundert widergeben [Mc. 10. 30]. Ich sag
auch darby, das man mit reyfer trachtüng alle ding thuon soll; als der
herr Ihesus leert [Mt. 10. 16f.]: "ir söllen weyß sin als die schlangen
und einfeltig als die tauben". Dormit wir nitt us fürwytz wysheit machen
künden, laszend alle ding zum ersten wol erlernet werden von der gmeyn
und greifend demmnoch an. Demosthenes warnet zu Atheen genuog vor
den bösen künsten des künigs Philippi, aber es künd sich yederman
für frumb darstellen, byß die partt so groß ward, das sy alle ding
hinderstellig machten und die statt in groß miege kamm. Werend sy
all wäg fürgefaren, hette Philippus nicht gehoffet. Also sind dero gnuog,

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die warnen, und ob ich glich allein wär. Aber eß will wenig beschiesen,
wiewol wir sähen, wie die widerpartt durch unser fürwytz zuonimpt.
Derletzt es uch nitt, so nämend Zyrich zuo eim beyspil, die gott allein
dorumb bewart hatt, das sy on alles umbsähen gottes wort nochkummen
sind, gott hab lob und beware fürer.
Es sind ettlich hochgelerte, die einen yeden, der die üseren ding leert
hinwägzethun, schelten. So doch dieselben vil mee ze schellten sind. Dann,
wo man die usseren falsch uffgerichten ding des bapstuombs blyben laßt,
do bleipt auch dem bapstuomb hoffnung und beschicht täglich ettwas frävels
von dem gemeinen volk, das der dingen nit lyden noch sähen will.
Dadurch denn ein oberkeit, ja gantzes volk in ungnad und zwytracht
kümpt. Dorumb kein ringers noch rüwigers ist weder die ding fürderlich
schweinen, die der bapst gepflantzt hat. Wir miesend ye nit all wäg
hörer des worts syn, sunder im auch nochkummen und nitt allein sprechen,
die oder jene thuond dem abthuon der götzen und mesß und derglichen
recht, sunder wir miesend sy selbs auch dannen thuon. Ich will auch
uwer wysheit vor den widerteüfern gewarnet haben. Dann eß nütz anders
dann miesziggeende klaffer sind, swätzend tür von gott by den glöubigen
und einfältigen, allein dorumb, das sy gespeyst werden, sind wäsenlich
gyfft alles frydens und wolfart, leerend, eß mög kein Christenmann ein
oberer syn und syge er ein oberer, so sye er nitt ein Christ. Es mög
kein Christenmensch einen eyd geben. Und das leerend sy under
Christenem volk, welches nütz anders ist weder alle gehorsame und
fryden entledigen, und truckend gottes wort mit eignem muotwillen vor den
einfeltigen uff söliche verständ, die es aber gar nit hatt noch lyden mag,
als wir sy offt uberzeüget habend. Dorumb uch ernstlich fürsähen hierynn
ze thuon ist. Oder aber, so ir zuom wenigsten vermeinend, ziehen sy mit
einer zucht herfür, gleych als die bruothenn. Uwer ersamer predicant
weyst uch hierynn wol bericht ze geben. Das hat in der statt ze Zyrich
auch vil ruowen und furgangs macht, das man mich im anfang des
zwyspaltens gegen den bäpstischen predicanten gestellt, und als sie mit
irer leer ungerecht erfunden, sy geheisen hatt, eintweders uffhören
predigen oder predigen, das nitt unwor sye. Oder aber man wird sy

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der masen strafen, das sy es nitt mer tügend. Tüge uwer wyßheit
hyerinn, was sy gott hermanet.
Nüwer zeytung halb vernämen wir ab uwer art haryn, wie ir von
ettlichen stetten angefochten, das ir von der irrigen meynüng, wie man flaysch
und pluot im sacrament esse, nitt abfallen sollend. Dernämen auch
Luthers halb, wie er nämlich wider Ecolampadium und mich auch fleysch
und pluot im sacrament schirmende geschriben und, so vil wir vermerckend,
mit solchen gründen kumme, die vor langest umbkert sygend. Be=
richtend wir hyeruff uwer wyßheit, das es sich mitt der götlichen worheit
und krafft herfinden muoß, das alle, so dise meinüng haltend, irrend, ver=
heisend auch uwer und allen christenlichen kirchen, das wir Luthers und
aller, so die meinung haltend, mit gott gering und klerlichen widerfächten
wöllend und mögend. Allein lasen uch von der erkanten worheit nitt
dringen und farend ir mittenzuo für in allem guoten und abbrechen des
bapstuombs.
Ub unser ardt sollend ir also wyssen, das der groß radt, die zwey
hundert, zuo Bern uff samstag Palmabend erkenndt hatt, das mandat
und artikel, so sy gsworren hattend unsern Eydgnoßen, den syben orten,
den bäpstischen glouben zuom teil beträffend, sollen todt und ab syn. And
das alte mandat (welches gebot alles, so mit nüwen und altem teftament
herhalten mög werden, solle fry gebredigt werden) solle uffgericht fyn.
Es sölle aber daby mitt abthuon der gößen und meffz niemand uß
eygnem gwalt frävlen, bisß das gnanter ersamer radt in den dingen
reyfe und fridliche trachtung thuon möge etc.

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Ze Chur (ist im grouwen pundt die haubtstatt und das bistuomb
da) hatt man nähster wochen noch mittelfasten uß beyden pfarkirchen
die altär, mesß und götzen gethon. Sähend, do ist es fruotig zuogangen;
thuond im auch also oder wie got hermanett.
Zuo Sant Gallen habend sy difer ostern in aller wyͤß und maß
das nachtmal Christi begangen wie wir zuo Zyrich. Kurtz - es wär
ardt allenthalb träffenlich zuo. Zeig ich allein dorumb an, das mir nitt
zwiflet, man bringe uch herlogny mär für, wie man vom euangelio

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by uns falle; do doch das widerspil ist. Got hab lob in die ewikeit.
Der wölle uch synen geist und gnod geben, das ir alle ding noch synem
gfallen volendend.
Uwer wyßheit tuege alle ding mit tröstlicher hoffnung zuo got
uobersähe min fräch schriben. Die wölle gott in allen dingen leiten und
bewaren. Amen.
Geben am xxiij tag des Aprellen, im M. D. xxvij jor.
Üwer wysheyt und gnaden
all zyt williger
Huldrych Zuingli.
Den frommen, vesten, ersamen, sysen, burgermeister und rat der statt
Ulm, sinen gnädigen, lieben herren.