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Huldrych Zwingli Briefe - 619

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

619

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Absender: Regel, Georg

Empfänger: Zwingli

Ort: Augsburg
Datierung: 15 V 1527

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 9 (Leipzig: Heinsius, 1925) (Corpus Reformatorum 96), 133-137




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Gnad und frid von got, dem vater, und unserm hern Iesu Christo
sei mit euch und unß allen, amen [Röm. 1. 7. u. ö.].
Mein früntlich willig dienst olzeit zuovor, ginstiger, lieber her.
Auf 8. tag May sant ich euch mein nesten (!) brief auf Straspurg zuo;

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hof, er sei euch worden. Darzu ain piechlin, wie hie von etlichen
predicanten das nachtmol geholten und vorglesen wirt, wie euch bruoder
Wolfgang Weckinger von dem und anderm, wie 's hie geholten, wol
berichten wirt. Auch hiemit ein zedel, wie sie 's zuo Nüremberg holten,
auf lutterisch. Hoben zuo Nüremberg die profeten zuo verkouffen auch
verpotten. Was Osiander helt und glaubt, miessen sy auch glauben:
er zeig 's an, warin 's nit recht verteuscht sei, und mach''s pesser, und ols=
dan strof er 's: wan der teufel die warhait redte, wer 's drum nit war? Ich
hob des Luttersch piechlin vom nachtmol, die jetzigen 18 pogen, zuom
theil, aber noch nit gar glesen. Etlichen seiner parthei gfeltz; ober der
andern parthei gfeltz nit. Got geb im sein irthumb und lestern zuo er=
kennen. Fil gschrei und wenig wol. Er machte sein sach gern guot,

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kind er non; wirt in, wil 's got, nit helfen. Getraw got, ir meine
hern, die predicanten, werden im in kürtz mit guottem grond genogsamlich
antwurt geben, damit der gmein arm man nit verfiert werd: welicher
dan verfiert sein wil - im namen des hern
Lieber her, nüwer zeitongen holb weis ich nit sonders. Die sag ist,
her Iorg von Fronsperg folck lig zuo Diterbo, ain tagreis von Rom,
und megen hinein, wan sy wellen; ober in Rom sey grosser mangel
an prot und fleisch und in gantz Welschland grose theure. Zuo Denedig
gilt ain Augspurger schof ain sack fol korn, den ain man trogen mog,
bei 10 gilden reinsch. Man sagt, die von Florentz hoben sich obkouft
mit 300 M ducaten. In suma: in Welschland krieg und theure, zuo
gedencken nach dem ain sterbat. Die strof gottes ist ver augen. Der
welle uns gnedig und barmhertzig sein.
Pit euch: wellend mir eir erbern lieben hausfrawen mein willg
dienst sagen. Damit seit got dem hern olzeit befolchen.
Datum Augspurg, am 15. tag May im 1527.
Io. Regel.
Meinem ginstigen lieben hern maister Ulrich Zwinglin zuo Zirch,
zuo aigner hand. Zirch.

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Beilage zu Nr. 619.
Adhortacio ad fratres cenee [!] domini participes fleri volentes.
Ain ermanung zu den bruedern, die des herrn nachtmall tailhafftig wellen werden.
Dieweill das gantz christlich leben in warem glauben in Christum und rechter
lieb zum nechsten steett, unnd aber wier arme sunder hie im zeit vil feindt haben, die
unnß im weg ligen, damitt wier antweders zu obwervertem glauben und lieb nit sollen
kumen oder von diser rechtten ban widerumb abgefuert werden unnd also glaubloß,
gottes feindt weleiben unnd ewigklich verstossen werden.
2. So wedurffen wier großer sterck gotlicher genaden unnd das wier in emssinger
ubung des christlichen glaubens unnd lieb je lenger je meer westendlicher unnd stercker
werden.
3. Solicher glaub unnd lieb khumen daher, so wier horen im euangelio unnd
mitt ernnst wedencken gottes unergrindtte barmhertzikait, unnß in Christo Iesu so
reichlich webisen; daher lernen wier gott, unsernn vater, um alles guetts zuvertrauenn,
daher empffachen wier gottes geist, der unnser hertz mitt lieb des nechsten entzundt,
das wier im willigen werck der lieb gegen allen menschen danckperkait erzaigen, wier
müssen je wissen, das er unß vor geliebtt unnd was er um unsert willen gethan
hatt; alsdan lernen wier, was wier unnß zu im sollen versechen.
4. Derhalben wie gott im alten testament wefalch, das man seiner guthait
unnd erlossung jerlich bey dem abentmall des osterlambs solt gedencken, an zweiffel zu
erweckung rechter zueversicht in yn, als den, der will unnd mag allein helffen, also
hab auch Christus, unser seligmacher, vor seinem leiden unnd sterben im letztten
nachtmall seinen jungernn und unß in yuenn wefolchen, bey seinem heilligen nacht=
mall, darin er selbist die glaubigen speist unnd trenckht, seiner unermesslichen lieb
gegen unnß ym werck der erlossung ernstlich zu wedenchken mitt disen wortten:
thuet das zu meiner gedechtnuß, unnd Paulus spricht [1. Cor. 11. 26]: verkundt des
herren todt, byß er kumtt; one zweyfel, das unnser vertrauen ynn in als den aingen
haillant darmitt erweckt, gesterchcktt und untterhaltten wertt, so wier horen unnd zu
hertzen nemen, das gottes sun von himell selbst unser sundt auff sich genumen hatt und
ist das recht osterlamb, das die sunndt hinnimpt; dan er hatt sein leib für unnß zum
rechtten sunndtopffer dargeben, sein bluett vergossen zu ablas der sundt, darmitt zu
rainigen unser gewissen von den thoden wercken unnd zu westetten das neu testament,
den genadenbunndt zwischen gott unnd uns, das uns unser sundt verzigen und wier
mit rechter erkentnuß gottes wegabtt wurden unnd also sein volck unnd err unser gott
wurde, als er versprochenn hett Ihere. 31. [Jerem. 31. 3].
5. Darum ist von notten, wer bey disem tisch seligklich gespeist will werden, das
er diser grossen dingen verstant habe, sunnst ißt unnd trinkt er ym das gericht, dan

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sein hertz mues also stehn, das er gern wolle ain seliger junger Christi sein, der
in diser geselschaft der guetter Christi geniesse, der sich wegeb von der sindt unnd
teuffels gemaindt abe zu wenden unnd sein sinndt nit klain achtte, für weliche so ain
grosse buß erfodert wartt, das gottes sun selbß in seiner unschuldigen menschait die
sindt wezallen muest unnd gottes bilichen zornn gestillen; der auch nit zweiffle, wie
Iohannes sagtt, er hab sein fleisch Iohannis 6. [33] fúr der welt leben dargebenn,
das er unß erlosset von sunndt, thodt unnd hellen und nun unnser gerechtikait for gott
were, unnd darauff hinzuegen und esse von seines herrnn brott unnd trink von seinem
tranck im rechtten glauben, es sey der leib Christi, für in auch dargeben unnd das
bluett vergossen. Also lernt Paulus [1. Cor. 11. 28], das sich ain mensch selbs weberett
und alsdan von dem brott esse und von dem tranck trincke, dan man mueß des herrnn
leib untterscaiden im nachtmall, die weyll man hie nicht des bauchs speis suecht, sunder
der sell, die sunst kain andrer speis hatt dan Christum, der sich selbs nennt ain brott
des lebens, das von hymel gestigen ist unnd gibt der wellt das leben unnd spricht:
wer zu mier kumpt, den wiert nicht hungernn; wer in mich glaubtt, den wiert nymer
dursten.
6. Darum alle die, so obgesagtter mainugen [!] gesindt sein unnd wellen das
nachtmall Christi wegen, sollen zum ersten des herrnn wortt horrenn unnd sich selbs
als sunder darinnen demutiklich wekenen unnd Christum als den ainigen sellenartztt
unnd frummacher für warhafftt haltten mitt hertz, mundt unnd christlichen leben
loben unnd preyssen unnd seines leidens nimmer vergessen. Auch den andernn seinen
bruedernn verkundigen darin die lieb gottes zu uns erlernet, dem neschsten [!] auch also
zu webeissen, angezaigt wiert.
Darauff spricht Paulus [1. Cor. 11. 23ff.], der herr Christus in der nacht, da
er verratenn wart, nam er das brott, danckt und brach 's unnd sprach: nemat [!], esset,
das ist mein leib, der für euch brochen wiert, soliches thuet zu meiner gedechtnuß; des=
selben gleichen auch den kelich nach dem abentmall unnd sprach: diser kelich ist ain
neu testament in meinem bluett, soliches thuet, so offt ir trincktt, zu meinem gedechtnuß;
dan so offtt ir von dem brott esset unnd von diesem kelich trinckett, solt ir des herrnn
todt verkunden, biß das er kumpt.
Wolffgang Wackinger.
Auf der Rückseite:
Verainigung der ewangelischen praedicanten zu Augspurg über den zangg des
hern nachtmall belangend, beschlossen uff den 15. abbril, montag nach dem Palm=
tag. Anno 1527.
Maister Huldreich Zwingli.