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Huldrych Zwingli Briefe - 664

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

664

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Absender: Haller, Berchtold

Empfänger: Zwingli

Ort: (Bern)
Datierung: 4 XI 1527

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 9 (Leipzig: Heinsius, 1925) (Corpus Reformatorum 96), 290-296




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Gratiam et pacem a domino.
Ullerliebster bruoder, wysß, das dine herren so schnell von unß ab=
gscheiden sind, das mir kumm die brieff all ze erläsen zyt gelassen ist;
jedoch hab ich geylet, dir ze antwurten und aller dingen ze berichten.
Wir sind wol zefriden, dz der messhandel truckt ist. Ich hab innmitt
X predigen mitt guotter muoß imitiert, allein dz Oecolampadio gegen
sinen herren kein unwillen erwachsen mög; dann si villicht ǒch ursach
gegen imm suochend. Hiemitt so wirdt unser buochfierer, ist ein priester
gsin, Joannes Kimo von friburg, sin botten schicken, dz er uff

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fritag unverzogelich by üch gefertiget werd; und ob er nitt bar gelt
schickt, wil ich gern búrg sin, also das nach sant Martins märckt die
bezalung sol gschickt werden.
Denne von Marco wägen zuo Steig, so imm die pfruond abkint
ist, wirt nútt irren. Dann sine undertonen werdent inn nitt lǎssen und in
kurczem fúr die herren keeren, wie dann die meinung ist. Es sind
ander pfarrer meer, die mitt iren undertonen dessglychen thuon werdent.
halt Petro Cuonzeno an, dz er die sach mannlich angriff; dann so
bald er offentlich sin ee bekante, wurd dz gancz Nider Sibental mitt
sampt andren pfarrern byston. Hiemitt wyss, dz die undertonen uss demm
Emmental, nammlich von Langnǒw und Rüdersvil, fúr rat kert
hend und die mess uffgäben und min herren betten, wellind inen ir
pfarrer unvertriben lassen; dann sy erbietind sich rechts, mit der gschrifft
ze erhalten, dz die mäss ein gotslesterung sy. Also hat inen der klein
ratt verwilget, die pfarrer und kilchgnossen on alle mäss ze tulden byß
uff wyteren bscheid. Also ist der pfarrer ze Bollingen mitt sinen
undertonen uff sonnentag vor omnium sanctorum ǒch von der mess
gstanden. Die von Rorbach sind langest abgstanden, und doch ir pfarrer
on mess geduldet. In unser statt aber ist ein caplan, so mitt mir ze

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Baden waß und von der zufft belechnet, och von der mess gestanden
und die corherren ermant, si söllent unß predicanten mitt dem wortt
gotts hinder sich stellen oder mitt inen und andren fur den ratt keren,
den bitten, das er ein cristelich insähen thuey, damitt sy nitt genöttiget
werdint, gott ze lestren. Dem ist nútt ze antwort worden, sunder hanget
noch also; doch ist es eim ratt eroffnet. Uff föllichs habend die gsell=
schafft, so zumm teil pfruonden und altar hend in der stifft und klöstern,
ir mess, jartag, patrocinia und pfruonden abgstelt, namlich schuomacher,
wäber, kofflútt, pfister, steinhǒwer, zimmerlút, in hoffnung, die gärwer,
schmid und schnider werdint in kurzem folgen.
Hierinn hatt sich der klein ratt beratten und bschlossen, dz uff acht
tag nach Martini welle er mitt sampt den burgeren daruber siczen und
ein trúw insähen thuon oder ansähen einer gmeinen disputation hie zu
Bern mitt aller priesterschaff ir landen und bietten ze halten, dess sich
iederman fröwt, in hoffnung, es wärd die er gottes und sin wort gwaltig
fúrdren. Nun litt die sach daran, mitt was fuogen sölliche disputation
gehalten werd. Ettlich vermeinend, die fier bischoff Losan, Basel,
Costencz, Wallis darzuo mitt sampt iren gleerten ze fordren. Die
werdent on zwyfel mitt den oligarchen ir anschlag han, den Tregarium,
wychbischoff von frisingen, von Kostencz oder ander ze schicken

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und dannetthin allen orten sölliche disputation ze verkúnden und ire gleerten
fordren, wie dann by úch beschähen ist, und also offentlich in der kilchen
lassen disputieren. Sind ǒch in hoffnung, du mitt sampt dem Oeco=
lampadio und andern úweren gelerten werdint nitt ussbliben, als fúr=
war die nott erheischen wirt. Ettlich aber vermeinend, allein unß beed
darzestellen allen priestern uff dem land und niemant frembder zuozelǎssen; sind
villicht ab Eggen ergremt. Hiemitt ist von nötten, das du in
söllichem fal din trúwen rattschlag gäbist, welches doch anzerichten sy.
Dann so die bischoff mit iren glörten und alle ortt darzuo beruefft werdent,
versähend wir unß wol, du werdist eintwäderß mitt diner person oder
mitt andern gleerten, so wol und fil ze Zúrich sind, erschinen. So aber
allein die Berner pfaffen beruefft, acht ich, die oligarchen werdint eintwäders
ein purenmeer, als uff vergangen Pfingsten, anrichten oder heimlich
hinderrugs unß ein Tregarium inschlöffen, damitt cintwäders die
mess von núwem mitt der puren meer bestätiget oder die sach suss turbiert
und nútt ussgericht werd. Und so föllichs ie geraten wurd, allein mitt
unsern pfaffen ze disputieren, bitt ich dich, wellist unß der dinen einen,
der sach togelich, als Pellicanum, Sebastianum, Leonem, Mico=
nium oder derglychen, in unferm kosten nitt versagen, damitt die eer
göttlichs worts umb unser unwissenheit willen nitt gelestert werde. Doch
ist dz unßer meinung, du wellist din rattschlag gäben als ein erfarner,
wie die sach anzegriffen in all wäg sy, was dir gfalle, damitt die eer
gots und einikeit der Eidgnoschafft gefurdret werd, und wellist
unß by unsers buochfuerers oder gwyssern bottschafft der dinen, so uff den
märckt kummend, berichten, damitt die unsern in kleinen ratt kúndind
iren rattschlag gäben und er hieruss von den burgern gemert werd, ob
es och nott wurd sin, unß artickel ze stellen und die jederman zuoze=
schicken oder allein uff den tag dess gesprächs darzeleggen. Ich acht
wol, die herren werdint bscheid vordren vom sacrament, mess, bilder,
heiligen fúrbitt, fägfúr, pfaffenee. Ich gedenck ǒch wol, die acht ort
werdind by der disputatz von Baden beliben. In summa, du hǎst
gnuog unser bitt und beger, unser mangel und bresten verstanden; hilff

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und ratt, als all brueder dir vertruwend. Hiemitt wiss, das der oligarchen
einer, venner Kuttler - Haller kent inn - hatt die puren uss dem
Emmental, so von der mäss wägen handletend, gscholten und alle die
so nutt uff die mess haltind, buoben, käczer und gögellutt. Sind die
buren bewegt, hatt sy muessen vor einem ratt entschlahen. Dess habend
die burger, och die gmeind, nitt ein benuegen, und rist vil unruob in.
Doch uff dunstag wirt die sach gehandlet.
Ein núwer schuolmeister von Brugg, deß alten hoffmeisters ze
Kungsfelden sun, ist erwelt. Ich kenn inn nitt. Si sagend aber,
sy gelert, Grecus, und hab ze Wittenberg gstudiert. Ist noch nitt
uffzogen; hatt ein nunnen von Kúngsfelden zuo der ee und ist byshar
stattschriber zuo Erlach, da Manuel vogt ist, gsin.

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Crempius hatt mir befolhen, dir ze schriben, das von wägen
dess schnellen abscheids diner herren nútt gehandlet sy, sy ǒch nitt wol
möglich ze handlen, von mengerley unruob, von abwäsen vil guotter
frúnden, so inn herbst zuomm teil find, ettlich den sterbet geflohen.
Doch welle er mitt sampt andren gancz nútt súmmig sin und handlen,
als der sach gebúrt und du imm vertrúwest. Wir wellend gott trúw=
lich bitten, das es nach sinem willen gerǎtte. Der pensionen halb tringt
alle lantschafft und gmeinden daruff, das nitt möglich ist, dz si beston
mögend. Jacob Mey und herr von Cree sind mitt ettlich fennlin
gen Rǒm zuozogen, wellend, mein ich, den bapst wider inseczen.
Sag Haller, der Imm Hag sy nitt allein; der herr hab noch
meeren von rätten und burgern die hend von den pensionen bschlossen.
Er schribt mir von eim guotten gsellen ze versorgen; weiß imm nitt ze
helffen. In der statt sind vil pfruonden ledig, werdent aber nitt verlihen;
uff dem land hab ich nitt kunttschafft. In summa, all derglychen hendel
werdent uffgschlagen umb der disputation willen. Ich bitt dich, wellist
mich on anttwurrt nitt lassen.
Es bittet Kimo, der buochfuerer, wellist helffen, das er [der] erst
man möge sin, die buechlin ze kǒffen, damitt ander imm nitt vor=
lǒffind.

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Es ist by unß gsin Matheus von Brugg und sin gsell. Habend
unß anzeigt, wie es ze Basel statt. Darumb ist nott, dz in all wäg
by unß der oligarchy der wäg verspertt wärd. Man ist by unß gäher
rattschleg, aber unbstendig, forchtsam und nitt iferigt.
Bitt gott fur unß. Gäben in grosser il; dann ich mich nitt versähen
hatt dess schnellen abscheids diner herren. Wz nott ist ze wissen, wird ich
dir nitt verhalten.
Datum umb die XI. stund dess fierden tag Novembris anno 27.
Tuum ex animo minimum nummisma.
Salvi sint omnes. Mir möcht dz hercz brechen, das ich nitt gnuog
hab mögen reden mitt Röstio.
Die von Chun, als man mir sagt, habend coniugatum sacerdotem
Mauricium von Oberwil, Hallero notum, nach disem mandat
erwelt zuo irem pfarrer; habend si inn erwelt, so werdent si inn hanthaben.
Huldrico Zuinglio, aput Tigurinos ecclesiastę, suo in domino
maiori unice observando.