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Huldrych Zwingli Briefe - 667a

Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte

667a

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Absender: Haller, Berchtold

Empfänger: Zwingli

Ort: Bern
Datierung: 19 XI (1527)

Vorlage: Huldreich Zwinglis sämtliche Werke, vol. 9 (Leipzig: Heinsius, 1925) (Corpus Reformatorum 96), 304-310




--304--

Ich muß von wegen miner ungeschiklichkeit und des handels not=
wendikeit schriben in teutsch; gott wölle, das ich dennocht nüt vergäß zu
der sachen dienlich. Uff Sunnentag nach Martini habend sich räth und
burger gmeinlich mit einhelligem rath on alles widersprechen berathen,
ein gmeine disputation zu halten in form und gstalt, wie hernach steht.
Des ersten, das man beschryben soll die vier bischöff in eigner person
mit sampt iren gelerten, by verliehrung aller irer fryheiten, so sy von
bischoflichs ampts wegen in unserer herren land und biet bishar gehapt hand.
Demnach alle ort der Eydgnoschaft mit sampt iren zugewandten, Müll=
husen, Rotweil, St. Gallen, Chur etc., das sy ire glerten uff sölichs

--305--

gespräch verfuegind, ouch jederman fry, sicher geleyt von beyden parthyen,
wer die disputation besucht, zugschriben; denne alle pfarrer, mönch,
prelaten und pfaffen in unser herren land und biet by verlierung irer
pfründ gebotten zu erschynen, doch das die biblisch gschrift, on all uß=
legung der vätter übergwaltiget, clar und heyter gebrucht werd, hin=
dangsezt all umbschweiff, schält= und schmächwort, damit die warheyt nit
verloren werd. Hiemit wird bischoff und Eydgnoßen zugschryben, das
man werd handlen von der kirchen und ir houpt und gwalt, von menschen=
sazung oder pott der kylchen, von dem sacrament, meß, bilder, heyligen
anruffen, fegfüwr, pfaffenee und was sich zutragen mag in gegenwärtiger
zwyspaltung. Doch ist hiemit abgerathen in statt und land ze schryben
unser herren willen, ouch unser verfaßte artikel, und diewyl unser heren
land und biet sich so weit erstrekt, das unserm stattschryber nit müglich
ist ze schryben, haben unsre herren befolen solich imm trukh lassen ußgohn,
missiven und artikel. Hierin hab ich gebäten, das sölichs zu Zürich

--306--

gschäch, uff das du, unser allerliebster bruder und held im handel Christi,
was unsern artiklen gepräst, mögest dartz darvon thun, nach dem dich
bedunkt dem handel gmeß. Unser herren begären fürnämlich difer
artikel halben zu erlüterung ze kommen. Es hat's ouch unser statschryber,
ein trewer mensch, mir solichs verwillget. Uff solchs schikend mine
herren üch zu sölich missiven und wie die artikel zu getruken. Ich acht
wol, dinen herren werde gschriben, alle ire glerten zu schiken. Hie
ist aller frommen Christ einige hoffnung, du werdist nit usblyben, du
weist, was an Bern uff dis mal gelegen ist, so wir dem handel nit
gnugsam werind, was groser schand, spott und schmach dem evangelio
und uns ze handen stieß. Ich weiß und hab's erfaren, das dir die eer
gottes und seines worts der frommen einer stat von Bern und gmeiner
Eydgnoschaft so nach und thüwr anglegen ist, das du nit alein nüt wirst
underlassen, der sach dienlich, sonder selbs perfönlich, den gottsfynden zu
einem scandalon [1. Cor. 1. 23], gottes eer ze fürdern und gmeinen
christlichen stand, werdest hie erschynen. Hierinn ligt aber unser noth:
deinen herren wie ouch andern wirt trüwlich zugeschriben; so hat mir her
Röyst so vyl zugsagt, ja du selbs, du werdist nit usblyben. So du
nun must durch der 8 orthen gebiet ziehen und die ersorgetist vilicht nit
sicher ze syn, magst uns von stunden an berichten, wie imm ze thun sey,
dann da wirt nüt underlassen ouch von sunderen lüthen, dich in irem
costen hieher und wider heym ze beleiten, allein werdind wir bericht,
wie sölichs anzefachen syg, damit du nit usbleibest. Es bedunkt ouch
vyl under uns gut, das es gantz heymelich und still blyb, so dich dine
herren schiken weltind, damit kein pratick oder sunder ufsatz einrysen möcht,
und so die zyt kemm hiehar ze faren, möchtist uns derselben berichten,
da werdend wir versorgen alle sicherheit und dich reychen oder empfahen.

--307--

In summa, heb din gspräch mit dinen herren heimlich und still, damit
nienen usbräche, ob du kommen wöllist oder nit; wir werdend's ouch
uffs aller heymlichiste halten, so sehr wir diner gwüß sind. Es schryend
schon vyl lüth nach dir. Age adsis. Haeremus inter saxum et sacrum
et lupum auribus tenemus, at eum tractare nescimus. Nescimus
oligarchiam, minati sunt, paucissimi tamen, dominos hac disputatione
nihil expedituros, sed posteriora semper fieri deteriora. Quid pluribus?
allerliebster Ulrych, du weist, das ich solchem handel gar nit gmeß bin,
nit allein mangel halb der gschiklichkeit und verstand der h. schrift, sonder
ouch der ordnung halb die disputation förmlich anzurichten, ze halten und
ze volstreken und allen pratiken, so solich ordnung, fürnämen und end
möchtend verhinderen, versperren und fürkomen. Darumb zeig uns
weiß und wäg an, den handel ze füren, ja, richt dich darnach, inn selbs
ze füren. Es sind by uns 16 gsellschaften; da habend die 13 die meß
und pfrund abgschlagen bis zu erlüterung der disputation, und hat sich
so vyl zutragen, wo die disputation nit ghalten wirt, mag es on großen
nachteýl und weyter zwytracht nit zugahn. Wüß ouch, das solche
disputation nit allin von räth und burgern angsehen, sonder ouch uff
allen gsellschaften mit sondern ratsbotten sol volstrekt werden, damit räth
und burger wüssind, wessen sy sich gegen iren gmeinden versehen sollind,
und alle uffrur vermitten werd, ouch jederman fry, sicher gleit gehalten
werd; und wird aller ernst gebrucht im anfang.
Wüß ouch, das unser statt caput ab Erlach dem evangelischen
handel gantz widrig ist; daher wir genötiget werdend praesidenten ze
han, die befellend wir die ze erwellen. Wir meinen, wo Dadianus
von St. Gallen für ein fürnämen möcht darzu verordnet werden, wir
wend's wol vermögen, wo wir seiner gwüß sind, als wir hoffend, das
er darzu verordnet werde, und so wir inn hand, findend wir wol imm
ein gsellen, damit sy heissend reden, disputieren, schwygen, nach des
handels notturft. Welte gott, lieber bruder, das du wüßtest unser aller
yffer, damit dem handel ein christenlicher ußtrag beschäche. Wir bittend
dich, wo dich gut bedunkt, du welist einen der dinen, ein gschikten,

--308--

es seige Pellican, Myconius, Sebastianus, Leo uff den wynacht
zu uns schiken, damit er alle unsere mängel besichtige; doch begerend
wir das in unserm costen und laß dich nit duren, ein solichen uns vor
zu schiken. Ich bit ouch uff's alerhöchst, du welist dich in solichem nit
sparen, damit er uns überhoble. Min Bruder franz von wägen
sines alters wird sust das best thun. Aber eins der eweren obgenann=
ten brüdern sind wir fürwahr fast nottürfftig. Laß nit underwegen, gott
geb, was es cost, das er 4, 5 oder 8 tag vor anhär komme. Es wirt
ouch nott syn, das du in dir eigentlich bedenkest, wie dise sach ze
beschlissen syg. Doch wellend wir uns wyter underreden und so gott die
gnad gibt, das der handel ein gut end nimmt, wirt die vereinung a
Constantia et Lindoia ouch ein gut fürgang haben. Ich hab
Oecolampadio ouch allen handel zugeschriben, doch weiß ich nit, was
sinen herren gefallen wird; optat Zuinglium nobis adesse, tum quod
tardior sit consilio Oecolampadius et impeditior sermone. Sic
enim scripsit. In summa: er hat badet, du solt den bärentantz füren.
Es ist ouch die gmeine red by uns, das Murner harzwungen werd,
sich sines calenders ze versprächen. Es komm, wer da well, so solt du
nit ußblyben, nit allein die widersprächer hinderstellig ze machen, sonder
jederman ze sterken und besonders die bösen pfaffen, deren wir vyl hand,
ze geschweygen. Es wird farellus ouch nit usblyben, der ist aber
wälsch. Wüß ouch, das Datenwilii, Nollii, Trempii, Bertoldi
habind huß und hof offen, modo tu eligas domum; omnia erunt parata,

--309--

modo tu paratus sis, ut confidimus omnes. Pestis non in tantum
grassatur ut quempiam remoretur. Von den schrybern magst ouch du
uns bescheyden; unser statschryber und der zu Thun sind vast gut, sust
weiß ich niemandt. Schryb ylends, schik boten in unserm costen, damit
wir wüssind, was wir handlind, und nit wenind dinethalb, dan da ligt
aller handel, das wir diner gwüß sygind. Du hast uns, meyn ich, gnug=
sam verstanden. Min bruder, thue als ein gantze statt dir vertruwt.
Hiermit schike ich dir unsere schlußreden. Auge, adime, appone iuxta
voluntatem tuam, sicque excudantur et in puncto mitte articulos, quos
prelo commiseris. Es gfallt uns ouch, das du dich by uns ofentlich
entschuldigist vor unsern herren räthen, burgern, gantzer gmeind und
aller pfaffheit, worumb du nit gen Baden habist gewellen und wie
Bern, ouch ander stett, dir ein gmeiner blatz syg. Sed quid sus
Minervam?
Den brieff von dem eehandel des jünglins hab ich gläsen, het sy
nit bedörffen. Es ist ein fuler handel, doch so ist sin alt wyb schon an
der pestilenz gstorben und hat er ein andre gnomen, die ouch nit frucht=
bar ist.
Ich bitt dich, du wellist die artikel mitsambt dem titel trewlich be=
sichtigen, endern, bessern, darzu darvon thun, nach dem dich am alerbesten
dunkt. Es ist ouch abgerathen vor den bürgern solicher zu erlüterung
komen.
Nun weiß ich uff das mal nüt mer zu schryben.
Thomas von Hofen, alsbald er diner herren abscheyd, so zum
nächsten by uns warend, geschriben hat, ist er heimbgangen und am
driten tag christlich gstorben.
Eben so ich den brieff bschließen wil, schikt unser statschryber nach
mir und bericht mich, wie er dinen herren zuschryb, das sy hülffind, das
der ratschlag der disputation unverzogenlich und ylendts trukt werd in
formb und gstalt eines büchlins, wie ers dann üch zuschikt; da sollend
die artikel dahind daran trukt werden, doch uff unser bitt sollt du sy
ändern, bessern und uff's allerbest stellen, also das die büchly und
artikel in ein zusamen gstelt werdind, ongehindert wie sy in des statschrybers

--310--

formular stönd; dann es alles mit sinem willen gschicht. Demnach an
hundert exemplar der bschlußreden allein on die missiff, und hilff, das
sölichs ylendts trukt werd, und so es dann trukt ist, so sol's der truker har=
fertigen von stund an; dann der loüffer sy nit warten wird, wird alls
bezalt von unsern herren.
Hab ouch acht, als du sust thust, uff die pratiken der oligarchen. Ich
bitt dich umb gottes willen, wellist mir eigentlich antworten uff all min
begär. Nun weiß ich aber nüt mer ze schryben. Ist ouch alles Trempen
und anderer meynung, was ich geschryben hab.
Noch eins: ich bitt dich, wellist unsere artikel in latin ouch stellen,
dann man sy gen Losan, Älen und andere ort schiken wird, die wälsch
sind, ongehindert wie sy der statschryber von mir geschriben hab; doch
wie du sy änderist, das sy allenthalben also trukt werdind. Tibi enim
provinciam hanc commisimus et quam non committeremus? Articuli
etiam non sunt lecti coram senatu. Unde nihil refert eos mutare.
Wolan, ich hab nüt mer ze schryben.
Vale.
Bernae XIX Novembris 1527.
Habes hic et Trempii literas.
Tuus Hallerus.